Jahrhundertealte Rebsorte
Muscat de Noir Eisenstadt
Mit dem „Muscat de Noir Eisenstadt“ wurde in der Landeshauptstadt eine jahrhundertealte Rebsorte wiederentdeckt.
EISENSTADT. Acht Jahre lang wurde intensiv geforscht und analysiert – nun konnte die Landeshauptstadt eine kleine Sensation vermelden: ,Die jahrhundertealte Rebsorte „Muscat de Noir Eisenstadt“ konnte wieder in der burgenländischen Landeshauptstadt ausgepflanzt werden.
Blaue Traube, weißer Wein
„Die Rebsorte ist in zweierlei Hinsicht besonders“, weiß Bgm. Thomas Steiner. „Zum einen, weil es blaue Trauben sind, die bei vollreifer Kelterung weiße Weine hervorbringen, zum anderen natürlich, weil die Sorte den Namen unserer Stadt trägt.“ Durch die jahrelange Grundlagenarbeit des Obmanns des Weinbauvereins der Freistadt Eisenstadt Franz Xaver Lehner ist es nun möglich, dass die ersten Reben des „Muscat de Noir Eisenstadt“ im Weingarten von Erwin Tinhof in Eisenstadt ausgepflanzt wurden.
Bei Recherche entdeckt
Dass diese jahrhundertealte Rebsorte wiederentdeckt wurde ist dem wissenschaftlichen Forschergeist von Franz Xaver Lehner zu verdanken. Der langjährige Obmann des Eisenstädter Weinbauvereins und Masterand für Weinbau und Önologie an der BOKU Wien/Tulln entdeckte die Sorte im Jahr 2008. Den Muscat de Noir Eisenstadt fand er im Zuge einer Recherche über die Rebsorten aus der Zeit Joseph Haydns in historischen Büchern.
Johann Burger schrieb im Jahr 1837 über eine besondere Sorte, die zwar in den meisten Weingärten, jedoch überall nur in geringer Menge vorkam. Genannt wurde sich auch die „schwarze Schmeckende“ oder „schwarzer Muskateller“. Dieser erregte Lehners Aufmerksamkeit und er wurde auch in einem internationalen Rebsorten-Katalog fündig. Unter den vielen europäischen Namen der Weinsorte wird unter anderem auch „Muscat de Noir Eisenstadt“ genannt. Rebsorten-Wissenschafter vermuten, dass die Sorte im 17. Jahrhundert im Raum Eisenstadt beheimatet und weit verbreitet war.
Erste Schritte
In einem ersten Schritt wurden rund 40 Setzlinge aus Frankreich und Deutschland organisiert und in der Versuchsanlage von Franz Xaver Lehner in Eisenstadt ausgepflanzt. Nach einer achtjährigen Forschungsphase mit Kontrolle der Blüte und des Austriebes sowie der Analyse und Prüfung von Most und mikrovinifiziertem Wein (10 Liter) wurde auf Lehners Betreiben hin am 17. März 2020 die Sorte offiziell mit dem Prämiumnamen „Muscat de Noir Eisenstadt“ in die Burgenländische Weinbauverordnung aufgenommen. Damit wurde der Weg frei, diese seltene Rebsorte auszupflanzen.
300 Setzlinge
Vor wenigen Wochen wurden 300 Setzlinge auf der Riede Feiersteig des Winzers Erwin Tinhof – einer der ältesten und traditionsreichsten Rieden der Stadt – ausgesetzt. „Als ich von diesem Projekt erfahren habe, war ich von Anfang an mit Begeisterung dabei. Diese Rebsorte in Eisenstadt auspflanzen zu können, ist wirklich etwas Besonderes. Ich freue mich auf die Arbeit im Weingarten und später im Weinkeller und ganz besonders natürlich auf das erste Glaserl , sagt Winzer Erwin Tinhof.
Mit der ersten Lese ist in drei bis vier Jahren zu rechnen. Bis dahin wartet sowohl auf Erwin Tinhof als auch auf Franz Xaver Lehner viel Arbeit in und außerhalb des Weingartens. Denn als nächstes Ziel strebt man eine Zertifizierung als Qualitätswein an.
Weinstadt Eisenstadt
„Für die Stadt ist es etwas ganz Besonderes – und vermutlich weltweit Einzigartiges –, dass eine Rebsorte nach seiner Ursprungsstadt benannt ist. Das zeigt, dass Eisenstadt auch schon in der Vergangenheit einen großen Stellenwert als Weinstadt innehatte“, so Bgm. Thomas Steiner, der sich bei Franz Xaver Lehner und Erwin Tinhof für ihr Engagement bedankte.
Lehners Lebenswerk
Für Franz Lehner ist die Rekultivierung dieser Sorte nicht nur ein Herzensanliegen, „sondern auch ein Lebenswerk. Nicht nur, weil die Sorte den Namen von Eisenstadt trägt, sondern weil sie auch die Bedeutung von Eisenstadt als Weinstadt, in der Gegenwart und Vergangenheit, zeigt. Und vielleicht hat auch schon Joseph Haydn von den Trauben genascht.“
Vom Aussterben bedroht
Beim „Muscat de Noir Eisenstadt“ handelt es sich um eine blaue Traubensorte. Aus diesen Trauben wird aber aufgrund der genetischen Struktur kein Rotwein, sondern Weiß- bzw. sehr helle Roséwein mit zarten Muskatnoten vinifiziert. Auch wurde der „Muscat de Noir Eisenstadt“ immer wieder für die Züchtung anderer Sorten verwendet. So ist die Rebsorte auch Elternteil des Muskat-Ottonel. Nachdem die Sorte vom Aussterben bedroht ist, konnte mit dieser Auspflanzung auch ein Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt geleistet werden.
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