"Figaro" feierte sensationelle Opern-Hochzeit
Ein Premierenbericht von Peter Sattler
Wieder einmal schaffte das Opernfestival Jopera auf Schloss Tabor in Neuhaus am Klausenbach den absoluten kulturellen Höhepunkt des Sommers im Bezirk. Man wagt zu sagen: im ganzen Land.
Jede Herausforderung geschafft
Denn die „Hochzeit des Figaro“ bedeutet für weitaus größere Häuser eine musikalische und szenische Herausforderung. Turbulente Handlungen und schwierige Mehrstimmigkeiten machen es aus. Eine Mozart-Hitparade in neuer Übersetzung, auf Deutsch gesungen. Mutig, aufwändig, aber lohnend, weil viel verständliche Heiterkeit mitschwingt.
Einzigartige Akustik
Die Szenerie auf der Bühne von Franz Cserny rankt sich reduziert um ein verstellbares Bett. Das Schloss im Hintergrund spielt natürlich mit, sein Hof ermöglicht den ohne Mikrofon agierenden Sängern eine einzigartige Akustik.
Intendant Dietmar Kerschbaum gelang dank eines hervorragenden Teams ein toller Abend: mit der Jugendphilharmonie Brandenburg ein sehr brav aufspielendes Orchester, mit Manfred Mayrhofer ein beherzter Dirigent, dazu ein Traum-Sängerteam, das kaum einem Opernhaus in dieser Qualität en bloc zur Verfügung steht. Die endlos scheinenden Soft Skills eines Dietmar Kerschbaum machten es möglich.
Stimmlicher Luxus pur
Dietmar Kerschbaum durfte diesmal neben seinen stimmlichen Qualitäten in der Doppelrolle als Don Curzio/Don Basilio auch sein schauspielerisches Talent für das Komische unter Beweis stellen.
Dazu kamen die Meisterregie von Robert Herzl und die Produktionsleitung von Alexandra Rieger. Einen Grafen Almaviva, wie ihn Matthias Hausmann bringt, aus unmittelbarer Nähe zu hören, ist beglückend. Figaro Derrick Ballard ist schon Publikumsliebling auf Tabor, ebenso wie Renate Pitscheider als Susanne. Die Wiener Marschallin und Staatsopernsängerin Regina Schörg stellte sich für die Marcelina zur Verfügung, Anna Schoeck als Gräfin, Michael Eder und Rolf Haunstein blieben nicht zurück. Luxus pur.
Kommende Stars
Ergänzt wurde das Team von einem burgenländischen Star: Elisabeth Pratscher aus Holzschlag als Barbarina überstrahlte mit Gesang und Schauspiel manche Szene. Überzeugend der Countertenor Thomas Lichtenecker aus Goberling als Cherubino. Schlichtweg sensationell. Die hintergründig-humorvolle Bühneneinführung von Rupert Berger hatte Prawy-Qualität.
Figaro durfte heiraten. Die Hofparty nach der Premiere erlaubte allen Dagebliebenen ein kurzes Gespräch mit den Künstlern bei Neuhauser Schmankerln, was sonst wo kaum möglich ist. Man durfte sich gemeinsam über den Erfolg freuen.
(Text: Peter Sattler; Fotos: Martin Wurglits)
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