WKO-Umfrage
Trübe Aussichten in der südweststeirischen Wirtschaft
Steigende Preise, wenig Fachkräfte: Der überwiegende Teil der südweststeirischen Unternehmen hat negative Erwartungen für 2023, das zeigt das Wirtschaftsbarometer der WKO. Und: Viele Unternehmen sprechen sich für das Pumpspeicherkraftwerk auf der Koralm aus.
DEUTSCHLANDSBERG. Wie berichtet gibt das aktuelle Wirtschaftsbarometer der WKO Steiermark keine positiven Erwartungen wieder: Die Gefahr einer Rezession, also eines Abschwungs der Wirtschaft, ist als Folge des Ukraine-Krieges im Steigen. Im Wirtschaftsbarometer Herbst 2022 haben abgefragte, steirische Unternehmen die wirtschaftliche Lage und Entwicklung eingeschätzt, darunter 123 Unternehmen der Südweststeiermark (Deutschlandsberg, Leibnitz, Voitsberg).
Negatives Wirtschaftsklima
Die positiven und negativen Antworten aller Unternehmen auf die gestellten Fragen werden dabei in Salden gegenübergestellt: Das allgemeine Wirtschaftsklima in der Südweststeiermark wird beim Ist-Stand mit einem Minus (-39,7 %) bewertet, bei den Erwartungen sogar noch viel deutlicher (-86,7 %). In keiner anderen steirischen Region fallen die Erwartungen so negativ aus.
Energiepreise sind größte Sorge
"Die Gefahr einer Rezession ist nicht mehr von der Hand zu weisen", warnt auch Manfred Kainz, Regionalstellenobmann der Wirtschaftskammer Deutschlandsberg. Er fordert von der Politik endlich "Taten statt Worte", vor allem bei den steigenden Energiepreisen. Diese werden von fast allen (96,2 %) der Unternehmen in der Südweststeiermark als größte Herausforderung für 2023 genannt, gefolgt vom Arbeits- und Fachkräftemangel (65,7 %). "Angesichts der herausfordernden Rahmenbedingungen ist dieser Wert bemerkenswert und zeigt, wie akut der Handlungsbedarf hier ist", so Kainz.
Er fordert darum eine grundlegende Reform. "Hier darf es bei Lösungsansätzen keine Denkverbote geben, speziell was Fachkräfte aus Drittstaaten betrifft", will Kainz die Rot-Weiß-Rot-Karte oder das Arbeitslosengeld reformieren. "Wir stehen vor enormen Herausforderungen, für die es endlich praktikable Lösungsansätze braucht. Denn nicht alle Probleme sind auf den Ukraine-Krieg zurückzuführen, wir müssen endlich auch im Land selbst unsere Hausaufgaben erledigen", fordert Kainz.
2022 besser als erwartet
Überwiegend positiv wird im Wirtschaftsbarometer die Entwicklung des eigenen Unternehmens in den letzten Monaten bewertet. Für die Zukunft erwartet die Mehrheit der südweststeirischen Betriebe allerdings weniger Umsätze, Aufträge, Investitionen und Nachfrage nach Personal. Ähnlich düster waren die Erwartungen im Wirtschaftsbarometer nur im Frühjahr 2020, zum Beginn der Pandemie.
Auch beim Preisniveau gibt es trübe Aussichten: Die meisten rechnen auch im nächsten Jahr mit einem weiteren Anstieg. 2022 mussten bereits 89 Prozent der befragten Unternehmen die gestiegenen Preise für Energie, Rohstoffe, Vorleistungen, Material etc. an ihre Kunden weitergeben.
"Die Situation ist ernst, die Herausforderungen groß. Diese dürfen von der Politik nicht länger nur verwaltet werden. Es braucht endlich entschiedene Taten, vor allem zur Senkung der horrenden Energiepreise."
Manfred Kainz, Regionalstellenobmann WKO Deutschlandsberg
WKO-Obmann Kainz fordert die Einführung eines Strom-Gewerbetarifs für Klein- und Mittelbetriebe, eine Verlängerung des Energiekostenzuschusses bis Ende 2023 und eine Strom- und Gaspreisbremse. Was von den Unternehmen außerdem noch gefordert wird: ein Aussetzen der CO2-Steuer (Stufe 2), heimische Energiepotenziale zu erschließen, ein Maßnahmenpaket zur Fach- und Arbeitskräftesicherung, eine Bildungsoffensive, ein Ausbau der Kinderbetreuung sowie die "Jahrhundertchance" Koralmbahn zu nutzen – etwa durch Ausbau der A9 oder Sicherstellung von regionalen Buslinien und S-Bahn-Verbindungen bis 2025.
Kainz legt auch ein verstärktes Augenmerk auf die Sicherung der Energieversorgung im Land. "Wer den Klimaschutz ernst nimmt, muss den Ausbau sauberer Energien unterstützen. Derzeit sehen wir uns hier aber immer noch mit jahrelangen Verfahren konfrontiert, die wir uns in dieser Form nicht mehr leisten können", verweist Kainz auf oftmals massive Verzögerungen, wie im Fall des Pumpspeicherkraftwerks Koralm.
Umfrage zum Pumpspeicher
Dazu hat die WKO Deutschlandsberg eine brisante Fokusfrage an seine Mitgliedsbetriebe gestellt: Wie man das Projekt Ökostromspeicher Koralm aus unternehmerischer Sicht beurteile. 33 Betriebe aus dem Bezirk haben diese Frage beantwortet, davon beurteilen das Projekt 76 Prozent positiv, 18 Prozent negativ. Bei der Frage, ob man Verfahrensvereinfachungen bei Projekten zur Erhöhung der Energieunabhängigkeit befürworte, fallen die Zahlen gleich aus.
Als größte Vorteile nennen die Unternehmen die Energiewende und die Versorgungssicherheit. Jedes zweite Unternehmen im Bezirk Deutschlandsberg sieht keine Nachteile in dem Projekt, das sind mehr als bei den meistgenannten Nachteilen.
Das könnte dich auch interessieren:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.