2022 bisher 126 Firmenpleiten
60 Prozent mehr Insolvenzen im Burgenland
Das Insolvenzgeschehen bei den Unternehmen folgt im Burgenland dem österreichweiten Trend – 25 Prozent der Firmeninsolvenzen betreffen die Bauwirtschaft und Kraftfahrzeugbranche
BURGENLAND. Im Vergleich zu 2021 wurden in den ersten neun Monaten 2022 laut aktueller KSV1870 Hochrechnung rund 60 Prozent mehr Unternehmensinsolvenzen eröffnet. Dabei zeigt sich, dass die Branchen Bauwirtschaft und der „Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ am häufigsten von Pleiten betroffen sind. Besonders auffällig ist, dass die vorläufigen Verbindlichkeiten einen massiven Anstieg von 200 Prozent auf 90 Mio. Euro zeigen.
Fällige Stundungszahlungen
Die Ursachen dafür liegen nach Einschätzung des KSV1870 unter anderem darin, dass die während der Corona-Pandemie vereinbarten Stundungszahlungen nun fällig werden. „Auch zahlreiche weitere Faktoren wie massive Preissteigerungen im Energiesektor, anhaltende Lieferengpässe sowie der drastische Personalmangel wirken sich ebenfalls negativ auf die wirtschaftliche Lage der burgenländischen Unternehmen aus“, berichtet Brigitte Dostal, Leiterin KSV1870 Insolvenz Wien/NÖ/Bgld.
64 Prozent mehr abgewiesen
Parallel dazu ist auch ein gravierender Zuwachs von rund 64 Prozent bei jenen Insolvenzen festzustellen, die mangels kostendeckenden Vermögens abgewiesen wurden. „Die Ursache liegt unter anderem darin, dass eine rechtzeitige Insolvenzbeantragung, als noch Vermögen vorhanden war, verabsäumt wurde und eine nachhaltige Sanierung des Unternehmens dadurch nicht mehr möglich ist. Dadurch kommt es zum Verlust von Arbeitsplätzen und massiven Forderungsausfällen bei den Gläubigern“, erklärt Dostal.
Sanierungsverfahren fast verdoppelt
In den ersten drei Quartalen 2022 wurden 13 Sanierungsverfahren eröffnet. Das bedeutet einen Anstieg um 86 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Drei der größten Insolvenzfälle im Burgenland wurden als Sanierungsverfahren eröffnet. Diese Unternehmen haben die Chance einer Sanierung aufgegriffen und rechtzeitig einen Insolvenzantrag gestellt. Aus Sicht des KSV1870 ist diese Entwicklung erfreulich, da gerade in Krisenzeiten der Erhalt der Arbeitsplätze von besonderer Bedeutung ist“ so Dostal.
Insolvenztreiber
Laut aktueller KSV1870 Statistik sind die Bauwirtschaft und der „Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ jene Branchen im Burgenland, die in den ersten neun Monaten 2022 am häufigsten von Firmenpleiten betroffen sind – allein in diesen beiden Bereichen gab es heuer bereits 45 Unternehmensinsolvenzen. „Diese Branchen leiden natürlich am meisten unter den massiven Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffen. Zusätzlich wird diese schwierige Situation durch den Materialmangel aufgrund von Lieferengpässen und den massiven Problemen bei den Lieferketten verschärft.“, erklärt Dostal.
Mehr Dienstnehmer und Gläubiger betroffen
Bei der Anzahl der betroffenen Dienstnehmer zeigt sich den ersten drei Quartalen 2022 nahezu eine Verdoppelung auf rund 674 Personen gegenüber dem Vorjahr. Ebenso weisen die Gläubiger mit einem Plus von 74 Prozent auf 535 Betroffene eine deutliche Steigerung auf.
Ausblick
Die gesamte österreichische Wirtschaft steht aufgrund der aktuellen Krisensituationen vor großen Herausforderungen. „Das Erreichen des Vorkrisenniveaus bei den Firmenpleiten wird in den nächsten Wochen wesentlich davon abhängen, wie sich die zahlreichen Krisenherde auf die Wirtschaft weiterhin auswirken. Aus heutiger Sicht ist zu erwarten, dass sich der jüngste Anstieg im Burgenland fortsetzen wird“, so Dostal. Das wären dann rund 165 Firmenpleiten bis Jahresende.
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