Armutszeugnis
Equal Pension Day im Burgenland - keine Chance für Frauen
Der Equal Pension Day fällt im Burgenland auf den 3. August, die Gewerkschaftsfrauen Burgenland fordern anlässlich dieses Tages, echte Chancengerechtigkeit für Frauen. Denn mehr als zwei Drittel der armutsbetroffenen Personen über 65 Jahre sind Frauen. Gleichzeitig begrüßt die Arbeiterkammer Burgenland die Inflationsabgeltung für Pensionistinnen und Pensionisten und die Verlängerung der Schutzklausel.
BURGENLAND. Es ist kein Geheimnis und keine weitreichende neue Erkenntnis, die Berichterstattung zu diesem Thema bleibt konstant: In der Berufswelt herrscht nach wie vor in vielen Bereichen Chancenungleichheit, wie es eine Aussendung der Gewerkschaftsfrauen Burgenland, ÖGB unterstreicht. Anlässlich des Equal Pension Day Burgenland am 3. August wird abermals darauf aufmerksam gemacht, dass es neben den finanziellen Benachteiligungen, viele weitere strukturelle Nachteile für Frauen gibt.
Und diese stehen im direkten Zusammenhang mit Armut im Alter, denn mehr als zwei Drittel der armutsbetroffenen Personen, sind Frauen über 65 Jahre. Der Pension Equal Day zeigt auf, dass am 3. August die burgenländischen Männer bereits so viel Pension am Konto haben, wie Frauen bis Ende des Jahres.
Von "Natur aus" benachteiligt?
Zahlen und Fakten belegen diese Ungerechtigkeit ausreichend, doch dagegen geschieht nur wenig. Denn Fakt ist laut der AK Burgenland, dass Frauen nicht nur beim Einkommen das Nachsehen hätten, sondern infolgedessen auch bei der Pension. Während die durchschnittliche Pension von burgenländischen Männern 2.276 Euro beträgt, liegt sie bei Frauen bei nur 1.344 Euro. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Unterschied demnach nur minimal um 2 Tage oder 0,5 Prozent verringert.
Woran liegt dieser hohe Unterschied? Eine der Hauptursachen für die höhere Armutsgefährdung von Frauen sei das österreichische Pensionssystem, welches auf lebenslanger Vollzeitarbeit basiert, erklärt ÖGB-Landesfrauensekretärin Caroline Kolonovits und betont weiter: "Dies ist ein völlig realitätsferner Ansatz, der sich seit Jahrzehnten hartnäckig hält. Fakt ist, Frauen übernehmen den größten Teil der Care-Arbeit und können diese Anforderung an das System schlichtweg nicht erfüllen."
Von der Kinderbetreuung bis zur Pflege
Die Gründe für diese offenkundige Benachteiligung bleiben dieselben, Frauen leisten weiterhin den Großteil an unbezahlter Arbeit wie Kinderbetreuung, Hausarbeit und Pflege von Angehörigen, zeigt der Bund der Gewerkschaftsfrauen Burgenland auf. Gleichzeitig gäbe es nach wie vor zu wenig Kinderbetreuungsplätze und ein Vollzeitjob ist mit den zusätzlichen, privaten Aufgaben nicht mehr vereinbar. Jede und jeder, der sich den Herausforderungen einer Vollzeitstelle gestellt hat, wird dieser Aussage kaum widersprechen können.
Was es laut AK Burgenland an Maßnahmen auf Bundesebene braucht, sind eine bessere Bewertung der Kindererziehungs- und Pflegekarenzzeiten, flächendeckende Kinderbetreuung, einen Rechtsanspruch auf einen Arbeitsplatz mit gesunder Vollzeit sowie altersgerechte Arbeitsbedingungen. "Eine bessere Anrechnung der Kindererziehungszeiten wären wichtige Schritte für eine höhere Pensionsleistung für Frauen", betont auch AK-Präsident Gerhard Michalitsch. ÖGB-Landesfrauenvorsitzende Bianca Graf fordert ebenso "einen Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen und die Schaffung flexibler Arbeitsmodelle für Frauen. Denn eine echte Entlastung von Frauen in Care-Arbeit ist ein wesentlicher Punkt, um es Frauen zu ermöglichen, wieder für mehr Stunden zu arbeiten und spätere Pensionsunterschiede zu verringern".
"Schon jetzt geht rund jede dritte Frau nicht direkt von ihrem Job in die Pension. Auch deshalb, weil Unternehmen oft keine Jobs für Ältere anbieten", kritisiert AK-Expertin Gabi Tremmel-Yakali und unterstreicht, dass beauftragte Studien des AMS ergeben hätten, dass Mensch über 50 seltener zu Bewerbungsgesprächen eingeladen würden. Die schrittweise Anhebung des Frauenpensionsalters würde die Situation für Frauen demnach nur weiter erschweren. Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf betont viele positiveEntwicklungsschritte, wie den Gratis-Kindergarten, das Anstellungsmodell für pflegende Angehörige, welche die Bezahlung und soziale Absicherung für die Pflegenden sicherstellt, so wie die Umsetzung des Mindestlohnes im Burgenland. "Dennoch bleibt noch viel zu tun. Wir müssen weiterhin, die Schließung der Einkommensschere in großen Schritten vorantreiben", so Eisenkopf.
Pensionserhöhung dringend notwendig
Die hohe Inflation machte laut AK Burgenland nicht nur eine höhere Pensionserhöhung für alle Pensionistinnen und Pensionisten notwendig, für die meisten Versicherten, die dieses Jahr ihre Pension antreten, wäre eine sogenannte "Schutzklausel" im Pensionskonto geschaffen worden. Diese wurde von Arbeiterkammer und ÖGB gefordert, und die Bundesregierung habe diese "Schutzklausel" im Angesicht der immer noch hohen Inflation auch für nächstes Jahr, sprich für Pensionsantritte 2025, verlängert.
"Die Pensionserhöhung soll die Teuerung der letzten zwölf Monate ausgleichen. Der Berechnungswert ergibt sich aus der Jahresinflation zwischen August des letzten Jahres und Ende Juli dieses Jahres. Die Pensionsanpassung ist ein höchst notwendiges Instrument zur Abfederung der Inflation und zur Kaufkrafterhaltung der Pensionen", fügt AK-Sozialrechtsexpertin Brigitte Ohr-Kapral hinzu. Die Bundesregierung möchte das Pensionspaket im September beschließen, Menschen, die nächstes Jahr ihre Pension antreten möchten, müssen also noch bis September auf nähere Informationen warten.
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