SPÖ-Klubobmann Roland Fürst im Interview

"Die Daten zeigen ja, dass wir am richtigen Weg sind"

Sehr geehrter Herr Fürst, wie würden Sie einem 16-jährigen Burgenländer, der am 19. Jänner zum ersten Mal wählen darf, in wenigen Worten erklären, was ein Klubobmann eigentlich macht?
Roland Fürst: Der Klubobmann koordiniert im Landtag, wie – in meinem Fall – die 19 SPÖ-Abgeordneten organisiert sind. Da gibt es viel Arbeit und Parteienverhandlungen. Der Klubobmann ist auch Ansprechperson für die Abgeordneten und bereitet Landtagssitzungen vor. Er ist auch dafür verantwortlich, was in den Landtagssitzungen in der eigenen Fraktion passiert.

Sie sind nun seit 14 Monaten SPÖ-Klubobmann. Wenn Sie sich eine Maßnahme oder Errungenschaft aus dieser Zeit herausnehmen dürften, auf die Sie besonders stolz sind, welche wäre das?
Ich habe dieses Amt vom sehr routinierten Robert Hergovich übernommen und dazu ein fast komplett neues Team bekommen. Die größte Errungenschaft ist, dass uns kein Fehler unterlaufen ist. Diese Arbeit ist schon sehr herausfordernd, weil wir auch Anlaufstelle für die Regierungsbüros sind, wo die ganzen Gesetze einlaufen. Da geht es um Fristen und vieles mehr. Da ist uns nichts passiert und das zeigt, dass wir sehr sorgfältig arbeiten und diese Aufgaben sehr ernst nehmen. 

Was hätten Sie in diesen letzten 425 Tagen im Nachhinein lieber nicht oder vielleicht anders gemacht?
Obwohl ich selbst schon im Landtag gewesen bin und die Klubarbeit natürlich mitbekommen habe, habe ich das nicht so eingeschätzt, dass das so intensiv ist - nämlich die inhaltliche Auseinandersetzung mit den vielen verschiedenen Themen. Als Klubobmann musst du eigentlich auf jeder Position gut spielen können: Von Energie bis Soziales über Umwelt und Gesundheit oder Bildung, da musst du ein Allrounder sein. Da musst du als Klubobmann in jedem Thema drinnen sein, weil du einerseits die Verhandlungen führst und andererseits die Partei auch nach außen hin vertrittst. Das habe ich am Anfang unterschätzt und dann aber relativ schnell hineingefunden.  

Im Landtag werden, vor allem im Wahlkampf, immer wieder hitzige Debatten geführt und nicht selten arge Anschuldigungen durch den Saal geworfen. Wie würden Sie ihr Verhältnis zu den Kolleginnen und Kollegen der Opposition beschreiben? Gehen Sie beispielsweise mit einem ÖVP-Klubobmann auch hin und wieder mal auf einen Kaffee?
Im Burgenland haben wir es nicht verlernt, miteinander gut umzugehen. Da gibt es gute Kontakte. Ich bin gelernter Sozialarbeiter und ich mag Menschen. Es gibt eine gute Gesprächsbasis mit den einzelnen Akteuren der anderen Parteien und man trinkt auch ab und zu einen Kaffee oder ein Bier. Aber mein Stil ist auch, dass ich eine gewisse Distanz einhalte und in erster Linie der Bevölkerung diene. In der Politik ist es so, dass jeder auch gewisse Rollen einnehmen muss. Und die des Klubobmannes ist natürlich eine, in der man sich mit der Opposition auseinandersetzt. Das kann im politischen Geschäft sehr hart sein. Und da scheue ich mich als Mehrheitsfraktion nicht, mich etwa mit dem zu konfrontieren, was die ÖVP macht. Denn ich bin auch in der Politik immer der Realität verpflichtet und meine politische Argumentation richtet sich nach Daten, Fakten und Zahlen. Und da leide ich schon ein bisschen darunter, dass es Fraktionen wie die ÖVP gibt, die völlig losgelöst von den Realitäten Politik machen. Das fällt mir schon schwer, weil dann teilweise die politische Auseinandersetzung keinen Spaß mehr macht. Weil wenn du von der ÖVP und FPÖ immer hörst, dass alles schlecht ist und die aus Prinzip gegen alles sind, dann kann das nicht stimmen. 

In unserem letzten Interview vor einem Jahr haben Sie auf die Frage nach ihren Zielen als Klubchef gesagt: Das wichtigste Ziel wird sein, dass wir im Burgenland Politik für die Menschen umsetzen, nicht nur Politik für die Wahlen. Haben Sie dieses Ziel erreicht?
Ja, dieses Ziel haben wir zu 100 Prozent erreicht. Da können wir uns wirklich auf die Schultern klopfen. Wir haben das Regierungsprogramm 2020 fast zur Gänze abgearbeitet und 750 große Maßnahmen umgesetzt. Mehr als die Hälfte dieser Maßnahmen stand eigentlich gar nicht im Regierungsprogramm und wurde aufgrund von Corona und diversen Krisen gesetzt, um den Menschen im Burgenland das Leben zu erleichtern, und das ist gelungen. Die Daten zeigen ja, dass wir da am richtigen Weg sind. Wir sind bei der Kaufkraft mittlerweile Nummer 2 in Österreich und reden hier schon von einem riesigen Aufholprozess. Wir sind bei der Kinderbetreuung hinter Wien die Nummer 2. Wir haben das höchste Durchschnittseinkommen aller Bundesländer und die geringste Armutsgefährdung. Wir sind das einzige Bundesland, das im letzten Quartal 2024 ein positives Wirtschaftswachstum hat. Wir haben eine Rekordbeschäftigung mit 114.000 Arbeitnehmern und Rekordnächtigungen im Tourismus. Da kann man schon stolz sein, auch wenn in erster Linie die Burgenländer dafür verantwortlich sind, aber die Politik gibt den Rahmen. Insofern bin ich auch zuversichtlich, was die Landtagswahl betrifft. 

Wahlen bringen in der Regel Gewinner und Verlierer hervor. Ihr Tipp für die Landtagswahl am 19. Jänner?
Mein Tipp ist, dass die Freiheitlichen mit dem Bundestrend ziemlich in die Höhe schießen werden. Die ÖVP wird aufgrund ihrer destruktiven Politik der letzten Jahre noch einmal hinunter gehen und für uns hoffe ich, dass wir halbwegs gleich bleiben. Und ich bin mir nicht sicher, ob die Grünen es mit ihren Ansätzen und angesichts des Bundestrends in den Landtag schaffen. Meines Erachtens setzen sie die falschen Themen. Aber am Ende des Tages entscheiden die Wähler und diese haben immer Recht.