Mensch Hans

- Hans Söllner gastiert mit Bayaman’ Sissdem in Knittelfeld, Mürzzuschlag und Leoben.
- hochgeladen von Karl Doppelhofer
Wiedersehen mit einem „wuiden Hund“: Hans Söllner und seine Band Bayaman’ Sissdem geben drei Konzerte in der Obersteiermark.
Eher geht das sprichwörtliche Kamel durchs Nadelöhr als dass man Hans Söllner im öffentlich-rechtlichen TV sieht oder im Radio hört. Dennoch ist der 54-jährige aus Bad Reichenhall seit mehr als 25 Jahren eine fixe Größe in der deutschsprachigen Musikszene.
Groß geworden ist Hans Söllner als Solokünstler mit Gitarre und losem Mundwerk. Dass sich letzteres auch hervorragend mit Reggea verträgt, zeigen die Aufnahmen und Auftritte mit der Band Bayaman’ Sissdem. Mit ihr ist Söllner Ende Oktober wieder in der Obersteiermark unterwegs. Am 21. Oktober steht das Kulturhaus Knittelfeld auf dem Tourplan, am 23. der Mürzzuschlager Stadtsaal und am 24. der Leobener Congress. Einlass ist jeweils um 19 Uhr, Karten gibt es bei Ö-Ticket, unter office@arge-ticket.at und via Hotline 0680/2053852.
Mittels der schonungslosen Offenheit, mit der er in seinen Texten Kontroversielles transportiert, hat sich Söllner oft genug schon mit der Staatsgewalt angelegt. Seit 2001 gilt er als deutscher Rekordhalter bei Geldstrafen wegen Beleidigung. Angesichts der Lockerheit, mit der ihm die in Bayern und Österreich gleichermaßen geläufige Bezeichnung für den menschlichen Hinterausgang als Kosename für Politiker und Polizisten über die Lippen kommt, verwundert das nicht.
Seine Fans lieben nicht zuletzt die Unbeirrbarkeit, mit der er an seinen Aussagen festhält. Wenn sich der „wuide Hund von Reichenhall“ einmal entschuldigt, dann nur, um noch eins draufzusetzen. Legendär ist zum Beispiel das Dementi seiner Behauptung, der ehemalige CDU-Chef Heiner Geißler sei „vom Wix’n bled worn“ – es lautete: „Stimmt net, der is scho so auf d’Welt kemma.“
Pointen wie diese und sein klares Bekenntnis zum Marihuana-Konsum und -Anbau haben ihn bisher kolportierte 300.000 Euro gekostet. Keine Frage, dass sich das nur einer leisten kann, der zugleich imstande ist, als Künstler Alben und Säle auszuverkaufen. Das System „wuida Hund“ beißt sich an der Stelle durchaus in den Schwanz. Wobei der Geldkreislauf Konzertbesucher – Söllner – Gericht – neuer Söllnersong – Konzertbesucher usw. als Kern der Söllner’schen Rebellion missinterpretiert wäre, er läuft als Nebenhandlung.
Es sind vielmehr sein auf festem humanistischem Fundament gebautes Verkünden und der unumstößliche Glaube an Frieden und Toleranz, welche die Faszination ausmachen, die Söllner auch nach vielen Bühnenjahren auszeichnet, nicht zuletzt auch die Ambivalenz von Wut und Versöhnlichkeit, die in diesem Menschen pulsiert.
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