Tragöß-St. Katharein
Große Sorge um das Naturjuwel "Grüner See"

Der Grüne See in Tragöß-St. Katharein ist weit über die Grenzen der Steiermark hinweg bekannt. Derzeit gibt's dort aber nichts zu sehen – der See ist komplett leer.

TRAGÖß-ST. KATHAREIN. Wer jetzt nach Tragöß aufbricht, um den Grünen See zu bestaunen, der wird bitter enttäuscht. Denn: Der See ist leer. Dort, wo sonst mehrere Meter hoch smaragdgrünes Wasser steht und täglich unzählige Besucherinnen und Besucher begeistert, herrscht jetzt gähnende Leere. Der Grund: Es gibt noch kein Schmelzwasser von den umliegenden Bergen und eine Zubringerquelle hat der See nicht.

Auf dieser Aufnahme fehlt ganz eindeutig das smaragdgrüne Wasser, das normalerweise die Gäste am Zugang zum See empfängt. | Foto: Kern
  • Auf dieser Aufnahme fehlt ganz eindeutig das smaragdgrüne Wasser, das normalerweise die Gäste am Zugang zum See empfängt.
  • Foto: Kern
  • hochgeladen von Angelika Kern

"Ich bin jetzt 83 Jahre alt und habe immer hier gewohnt. Aber das habe ich noch nie erlebt", so Franz Mohr. Er ist in unmittelbarer Nähe zum See zu Hause und beobachtet den Wasserstand seit Jahrzehnten. "Schwankungen gibt's immer wieder, mal ist mehr Wasser drinnen, mal weniger. Aber dass der See komplett leer ist, habe ich noch nie gesehen."

Dort, wo normalerweise der Grüne See für Begeisterung sorgt, ist jetzt kahle Landschaft. | Foto: Kern
  • Dort, wo normalerweise der Grüne See für Begeisterung sorgt, ist jetzt kahle Landschaft.
  • Foto: Kern
  • hochgeladen von Angelika Kern

Fehlendes Schmelzwasser

Der Grüne See wird für gewöhnlich im Frühjahr immer voller und erreicht im Frühsommer seinen Höchststand; dann nämlich, wenn von den umliegenden Bergen wie Pribitz oder Trenchtling das Schmelzwasser zu Tal rinnt. Als Hauptzubringer gelten Jassingalm und Klammalm. Der Wasserstand beträgt dann mehrere Meter, der Höchststand liegt bei etwa zehn Metern. Heuer aber war generell ein schneearmer Winter und es ist derzeit noch zu kalt auf den Bergen, sodass das Schmelzwasser noch auf sich warten lässt, erklärt Mohr. "Auch das Grundwasser, das für gewöhnlich schon um diese Zeit in den See gedrückt wird, ist noch nicht ausreichend vorhanden."

Kein Wasser: normalerweise sprudelt es hier nur so raus. | Foto: Kern
  • Kein Wasser: normalerweise sprudelt es hier nur so raus.
  • Foto: Kern
  • hochgeladen von Angelika Kern

Er macht sich aber keine Sorgen, dass das Wasser heuer komplett ausbleiben würde, "das kommt schon noch. Vielleicht nicht so viel wie sonst, aber es wird kommen", ist er sich sicher. Seine Sorge gilt eher einem anderen Aspekt: nämlich den vielen Algen im See. "Wir haben früher die Algen händisch aus dem See geholt, die schwimmenden Algen mit langen Stangen von der Oberfläche gezogen und mit Schreibtruhen weggebracht. Diese Arbeit macht aber keiner mehr. Die Algen werden immer mehr, auch der braune Schlamm im See wird immer mehr und ich habe wirklich große Befürchtungen, dass der See dadurch seine smaragdgrüne Farbe verlieren könnte", so Mohr stirnrunzelnd. "Der See ist in den letzten Jahren ohnehin schon mehr moosgrün als smaragdgrün." Schwimmendes Geäst in Kombination mit massenhaft Blütenstaub tun das Ihre dazu.

Weiß wie Schnee sind die Algen, die am Boden liegengeblieben sind. | Foto: Kern
  • Weiß wie Schnee sind die Algen, die am Boden liegengeblieben sind.
  • Foto: Kern
  • hochgeladen von Angelika Kern

Gespenstische Situation

Bei einer Begehung des leeren Sees zeigt sich die Problematik: Was von der Weite wie Schnee aussieht, sind verdorrte Algen. In riesigen Mengen zieren sie den nackten Boden, wo sonst meterhoch das Wasser steht. Gut sichtbar ist derzeit auch die hölzerne Messlatte, die sonst nur bei niedrigem Wasserstand zu sehen ist. Jetzt wirkt sie wie ein hilfloses Gerippe. Es ist irgendwie gruselig.

Die Messlatte liegt wie ein Gerippe am Boden. | Foto: Kern
  • Die Messlatte liegt wie ein Gerippe am Boden.
  • Foto: Kern
  • hochgeladen von Angelika Kern

Mohr bemüht sich seit Jahrzehnten um den Grünen See und die umliegende Landschaft; er hat Info-Tafeln errichtet, Sitzbänke aufgestellt und Gedichte geschrieben, die er am See ausgestellt hat. Er hat auch gemeinsam mit anderen dafür gesorgt, dass der Grüne See zum Naturschutzgebiet wird. "Ich habe, als Anfang der 2000er-Jahre eine Wasserentnahme aus dem Kreuzteich und dem Grünen See für die Wasserversorgung der Südsteiermark und den slowenischen Raum geplant hat, dagegen gekämpft und gemeinsam mit Kollegen mehr als 60.000 Unterschriften gesammelt. Zum Glück konnten wir diese Wasserentnahme verhindern, so wäre der See schon vor vielen Jahren verschwunden", ist sich Mohr sicher.

Franz Mohr macht sich große Sorgen um die Farbe des Sees; das Problem sind Algen und Schlamm. Das Wasser wird schon wieder kommen, ist er sich sicher. | Foto: Kern
  • Franz Mohr macht sich große Sorgen um die Farbe des Sees; das Problem sind Algen und Schlamm. Das Wasser wird schon wieder kommen, ist er sich sicher.
  • Foto: Kern
  • hochgeladen von Angelika Kern

Wenig begeistert zeigt er sich deshalb auch über die Entwicklung rund um den See, wie etwa den Grundstückskauf von Helmut Marko. "Da wurde bereits sehr viel abgeholzt und weggeschnitten. Das gefällt mir gar nicht. Mal schauen, was dort noch alles passieren wird", zeigt er sich wenig optimistisch.

Über den Grünen See

2014 wurde der Grüne See bei der österreichweiten ORF-TV-Show 9 Plätze – 9 Schätze von Zusehern und einer Jury zum „schönsten Platz“ Österreichs gewählt; dies sorgte in den Jahren danach für einen wahren Besucheransturm. Seit einem Internet-Posting von US-Schauspieler Asthon Kutcher, der die Schönheit des Sees zeigen wollte, musste ein Tauchverbot verhängt werden. Auch das Befahren mit Booten oder das Schwimmen im See wurde schon vor Jahren verboten.

Das könnte dich auch interessieren:

Die geballte "Lady-Power" im Hammerwurf

Das neue "Reibeisen" in giftgrün ist bald da
Österreich-Premiere im Kulturzentrum Kapfenberg
Push- und WhatsApp-Neuigkeiten aufs Handy
MeinBezirk auf Facebook und Instagram folgen
MeinBezirk als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Foto des Tages einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.