Mähsaison startet Ende April
Weniger Rehkitz-Opfer dank Drohnen

- Ein Rehkitz wird gesichert.
- Foto: Schneglberger
- hochgeladen von Barbara Ebner
Drohnenpiloten, Jäger, Landwirte und Freiwillige helfen im Bezirk Braunau zusammen, um unnötiges Tierleid zu vermeiden.
BEZIRK BRAUNAU (ebba). Etwa 25.000 Rehkitze fallen jährlich in Österreich dem „Mähtod“ zum Opfer. Christoph Kanz aus Hochburg-Ach bietet mittlerweile im fünften Jahr Drohnen-Feldüberflüge an. Er und sein Team, bestehend aus sechs geprüften Piloten und 20 freiwilligen Helfern, tun alles dafür, möglichst viele Kitze vor einem grausamen Schicksal zu bewahren. Indem die Felder vor dem Mähen mit Drohnen überflogen und inspiziert werden.
Der Hochburg-Acher besitzt Drohnen mit Wärmebildkameras. Diese steuert er von frühmorgens bis in die Abendstunden über die Felder, um Wildtiere zu retten. Gesichert werden dabei nicht nur Rehkitze. Auch Hasenbabys, Fasane und ähnliches Kleingetier konnten schon gerettet werden. Kanz ist im gesamten Bezirk Braunau, aber auch im Salzburger Raum und in Bayern unterwegs. „Letzte Saison konnten wir mehr als 250 Kitze retten“, so Kanz.
Christoph Kanz: „Als wir anfingen, wurden wir skeptisch beobachtet. Jetzt haben die Landwirte die Sinnhaftigkeit erkannt und handeln. Noch nicht alle, aber es wird besser!“
Musste anfangs noch einiges an Überzeugungsarbeit geleistet werden, hat sich die Situation mittlerweile gewandelt: Die Landwirte nehmen das Angebot von Drohnen-Überflügen gerne in Anspruch, viele Jägerschaften im Bezirk Braunau haben sogar eigene Wärmebilddrohnen angeschafft. „Da dürften mittlerweile rund 15 im Einsatz sein. Kurz bevor die Mähsaison startet, laufen bei uns die Telefone heiß“, schildert Max Schneglberger, Leiter der Bezirksbauernkammer Braunau, der selbst im Besitz einer Drohne ist.
„Im Innviertel wissen die Bauern schon, was Tierschutz heißt. Sauberes Futter, und unnötiges Tierleid zu verhindern, ist das oberste Gebot!“, betont Schneglberger. Tote Tiere fangen im Silo an zu gären und können somit für die eigenen Tiere lebensbedrohlich werden, wenn diese sie mit dem Futter aufnehmen.
Wie die Rettung abläuft
Sobald sie ein Rehkitz orten, geben die Drohnenpiloten dies via Funkgerät an die Helfer weiter, die die Einsätze begleiten. Diese sichern anschließend die Kitze in luftdurchlässigen Kisten. Der Bauer mäht sein Feld erst, sobald alle Tiere gesichert sind. Gleich danach werden die jungen Wildtiere an einer sicheren Stelle vor Ort wieder freigelassen, damit die Rehmutter sie wiederfindet.
Von innen nach außen mähen
Was das Mähen selbst betrifft, hat Drohnenpilot Kanz einen „Mähvorschlag“ für die Landwirte: „Es hat sich leider eingebürgert, dass von außen nach innen gemäht wird. Doch genau so treibt man das ganze Wild in der Mitte des Feldes zusammen und verursacht ein Massaker. Besser ist es, von innen nach außen zu mähen, sodass die Tiere eine Chance haben, zu flüchten.“
Wer Interesse an einem Drohnenüberflug hat, kann sich jederzeit an „Copter Flüge Kanz“ wenden. Infos und Kontaktdaten unter: cfk.co.at
Zur Sache:
Rehkitze kommen meist im Mai oder Juni zur Welt und folgen erst ab der vierten Lebenswoche ihrer Mutter. Vorher sitzen die Kleinen etwa eine Woche lang in waldnahen Wiesen oder Feldern im hohen Gras. Rehmütter lassen ihre Jungen zu deren eigenen Schutz viele Stunden lang alleine im Gras hocken. Sie kommen oft nur für circa 35 Minuten täglich zu ihrem Nachwuchs, um diesen zu säugen. So verhindern die Tiere instinktiv, dass mögliche Feinde auf das Junge aufmerksam werden. Ein Rehkitz ist mit seinem gefleckten Fell von Natur aus perfekt getarnt und hat keinen Eigengeruch, da die Mutter diesen nach der Geburt abschleckt – diese zwei Eigenschaften schützen die Wildtiere, während sie im hohen Gras liegen und darauf warten, gesäugt zu werden. Doch was die Tiere vor Fressfeinden schützt, wird zur tödlichen Gefahr, wenn Bauern die Wiesen mähen.
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