Flussserie Interview
Das sind die vielfältigen Aufgaben unserer Kläranlagen

- Luftbild von der Kläranlage Zwettl mit ihrer großen Photovoltaik-Anlage.
- Foto: Kläranlage Zwettl
- hochgeladen von Katrin Pilz
BEZIRK. Der Betriebsleiter der Kläranlage Zwettl in Oberhof Reinhard Pichler erklärt, wie eine Kläranlage funktioniert und was die umfangreichen Aufgaben eines Klärwärters sind.
Wie funktioniert eine Kläranlage?
Reinhard Pichler: "Das ankommende Schmutzwasser gelangt in das Rechengebäude, wo ein Feinrechen gröbere Verunreinigungen entfernt. Anschließend kann sich mitgeführter Sand im Rundsandfang absetzen. Nach einer Mengenmessung wird das Abwasser einem Vorklärbecken zugeführt. Das mechanisch vorgereinigte Abwasser aus dem Vorklärbecken wird nun mittels Tropfkörperbeschickungspumpen in zwei Tropfkörper gepumpt. Hier wird die Oberfläche mit Drehsprengern beschickt. Nachdem das Wasser die Tropfkörper (gefüllt mit Hochofenschlacke) durchflossen hat, wird es im freien Gefälle dem Zwischenklärbecken zugeführt. Hier können sich die Abschwemmungen des biologischen Rasens aus dem Tropfkörper absetzen. Durch ein Hebewerk gelangt nun das Abwasser in das Belebungsbecken (Nitrifikationsbecken). In diesem Becken wird mittels Mikroorganismen sowohl der Kohlenstoff als auch durch intermittierende Belüftung der Stickstoff abgebaut. Die Belüftung erfolgt durch Mammutrotoren, diese versorgen die Organismen mit Sauerstoff. Anschließend wird der Belebtschlamm über unterirdische Leitungen in die zwei Nachklärbecken geleitet. Der abgesetzte Belebtschlamm wird in das Belebungsbecken als Rücklaufschlamm zurückgepumpt. Das nun gereinigte Abwasser wird über ein Abflußrinnensystem dem Vorfluter (Kamp) zugeführt. Der im Vorklärbecken bzw. in den Nachklärbecken anfallende Schlamm wird in zwei alternativ zu beschickende Eindicker gepumpt. Nach Abziehen des Überstandswassers wird der Schlamm mit im Kreislauf geführtem Faulschlamm vermischt, auf ca. 35° angewärmt, in den Faulbehälter gepumpt. Nach gründlicher Ausfaulung wird der Faulschlamm in Konditionsbehälter abgelassen. Dort wird er aufbereitet und in einer Siebbandpresse abgepresst. Der entwässerte Schlamm (Klärschlamm) wird nun gelagert und gelangt vierteljährlich nach Edelhof (Fa. Humuvit) zur Kompostierung."
Was sind die Aufgaben eines Klärwärters?
"Die Stadtgemeinde Zwettl hat insgesamt 10 Kläranlagen und 10 Pumpstationen zu betreuen. Auf den Kläranlagen werden einmal bzw. auf den größeren Anlagen zweimal Wöchentlich Abwasserproben genommen und im Hauseigenen Labor untersucht. Der Aufgabenbereich eines Klärwärters ist sehr umfangreich. Von Wartungs- und Reparaturarbeiten, Instandhaltung von Anlagen und Maschinen, Labor, Grünlandpflege, Wartungs- und Reinigungsarbeiten des 116 km langen Kanalnetzes und Dokumentation ist alles dabei. Meine Arbeit als Betriebsleiter ist das Einteilen der Kollegen, Überwachung der Kläranlagen/Pumpwerke und Administration. Da wir eine gute Mischung an verschiedenen Lehrberufen haben (Installateur, Elektriker, Schlosser und Mechaniker) sind wir hier sehr gut aufgestellt!"
Was sind die Herausforderungen bei der Arbeit?
"Die größte Herausforderung sind sicher die ganzen Feuchttücher, Fetzen, Treibstoff, Fett und Essensreste, die im Kanalnetz landen. Es verursacht jährlich erhebliche Kosten, diese Dinge zu entfernen. Natürlich auch die hohe bakterielle Belastung bei Reinigungsarbeiten. Das Wetter ist manchmal auch eine Herausforderung, da wir zumeist im Freien arbeiten. Als Klärwärter ist es nie langweilig und so kommen jeden Tag neue Herausforderungen auf uns zu."
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