Landesklinikum Zwettl Vorreiter
Revolution in Kniechirurgie dank KI
Ein spezielles Implantat sowie das innovative Pixee Navigationssystem lassen bald wieder ein ganz natürliches Gehgefühl zu.
ZWETTL. Jänner 2025: Rund 20.000 Österreicherinnen und Österreicher erhalten jährlich ein neues Kniegelenk, weil keine andere Therapie mehr gegen ihre Schmerzen hilft. War früher Beschwerdefreiheit das Hauptmotiv fürs Kunstgelenk, wollen Patientinnen und Patienten heute in angemessener Zeit auch wieder schmerzfrei ihren gewohnten Aktivitäten und Sportarten nachgehen. Die Präzision des chirurgischen Eingriffs spielt daher eine immer größere Rolle für Belastbarkeit, Stabilität und allgemeine Zufriedenheit der Kunstgelenk-Patienten.
Soll-/Ist-Kontrolle mithilfe der Datenbrille
Einen Meilenstein in puncto Präzision setzt nun das in Österreich neue Pixee-Navigationssystem, das mit einer ganz speziellen künstlichen Intelligenz versehen ist. Dieses einzigartige „Teammitglied“ im OP ist als weltweit Erstes mit einer sogenannten „Augmented Reality“, kurz: AR, ausgestattet. Übersetzt heißt dies so viel wie „erweiterte Realität“.
Diese, in Kombination mit dem laut Prothesenregister langlebigsten Implantatsystem „Evolution“, ermöglicht eine bisher unerreichte Genauigkeit der Kunstgelenk-Anpassung im Knie, indem der Operateur beim Eingriff eine Soll/Ist-Kontrolle durch eine Datenbrille vermittelt bekommt.
Besonders akribisches „Teammitglied“
„Alle während des Eingriffs aufgezeichneten Echtzeit-Daten werden direkt als 3D-Bild des gesamten Knies – vergleichbar mit einem Head Up Display im Auto - in das Gesichtsfeld des Operateurs projiziert. Der Chirurg kann somit kurzfristig wesentliche Schritte wie Schnittlänge und –tiefe, Bandspannung und Achsausrichtung perfekt an den Patienten-individuellen Soll-Zustand anpassen“, erläutert Karl Miedler, Vorstand der Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie am Landesklinikum Zwettl und einer der ersten Anwender in Österreich.
Das Pixee-System erweist sich dabei als besonders akribisches „Teammitglied“: Bevor Ist- und Sollwerte nicht Millimetergenau übereinstimmen, gibt es keine „Freigabe“ für den nächsten Schritt.
Viele Patientenvorteile
Kniegelenkspatienten bietet diese Präzision drei entscheidende Vorteile. Die hochmoderne Software sorgt für eine individuell-optimale Schnittführung und Platzierung des Kunstgelenks. Was perfekt platziert ist, bereitet weniger postoperative Schmerzen und hält auch länger.
„Zusätzlich schafft die Augmented Reality eine hochpräzise, Patienten-individuelle Ausbalancierung der umgebenden Weichteile (Muskeln und Kniebänder). In Kombination mit dem Medial Pivot Implantatsystem „Evolution“, welches ein natürliches Gehgefühl ermöglicht, ergibt sich für einen erfahrenen Operateur eine ideale Kombination für seine Patienten“, bestätigt Rudolf Auen-Scheiblhofer, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in Saalfelden (S).
Auch er hat das Pixee-System seit einiger Zeit erfolgreich im Einsatz und ist davon voll überzeugt: „Viele meiner Patienten sind überrascht, wie natürlich das Gehgefühl schon zeitnah nach dem Eingriff ist. Andere wie etwa Herr Franz Steger aus Mittersill können nach 10 Wochen wieder körperlich arbeiten, bzw. machen nach drei Monaten erneut kürzere Bergwanderungen, und das beschwerdefrei.“
„Wäre ich nur früher operiert worden!“
Weiters profitieren die zahlreichen Patienten mit Achsfehlstellungen der Beine. Miedler: „Da Pixee ohne die bei anderen Systemen zusätzlich nötige Einbringung von Reflektoren in Ober- und Unterschenkelknochen auskommt, ist der Eingriff in Summe gewebeschonender und das Entzündungsrisiko geringer.“
Daran schließt sich gleich der dritte Vorteil an: Die OP-Zeit und somit auch der Narkose-Zeitraum werden tendenziell kürzer und die Patienten sind wieder rasch mobil. Dadurch kann auch der Spitalsaufenthalt kürzer gehalten werden.“ Auch bei ihm sind die Patienten-Reaktionen durchgehend positiv. Sätze wie „Hätte ich gewusst, wie rasch ich wieder vieles im Haushalt und im Garten machen kann, wäre ich wirklich früher zur Operation gekommen“, hört Miedler immer wieder. „Der Unterschied ist einfach wie 100:1“, zieht etwa Robert Gerstenmayer (73) den Vergleich zwischen dem 2016 eingesetzten Kniegelenk und der im September 2024 im rechten Knie implantierten Endoprothese.
Auch der Patient muss sich einbringen
Eines können - da sind sich alle Experten einig – auch das beste Implantat-Design, die intelligenteste Navigation und der erfahrenste Chirurg nicht ersetzen: tägliche Übungen, konsequentes Muskeltraining und Physiotherapie in den ersten Monaten nach dem Eingriff. Man erlangt damit nicht nur rascher die erhoffte Fitness, sondern hält so auch sein Gewicht besser unter Kontrolle.
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