Experten-Interview
Elektroauto als Schlüssel für Energiespeicherung
Photovoltaik-Anlagen auf allen öffentlichen Gebäuden, Energiegemeinschaften, Elektroautos für Fahrtendienste – In der Region "Elsbeere Wienerwald" ist Erneuerbare Energie ein Riesenthema. Ebenso vielversprechend ist das Elektroauto als Stromspeicher.
WIENERWALD. Man nehme ein Elektroauto, eine Photovoltaik-Anlage und ganz viel Sonnenschein. Die PV-Paneele produzieren so viel Strom, dass man gar nicht mehr weiß, wohin damit. Jetzt kommt das Elektroauto in der Garage ins Spiel. Es ladet sich voll auf und gibt am Abend, wenn die Sonne weg ist, wieder Strom ab. Das funktioniert dank einer bidirektionalen Ladestation. Und kann zu einem energieautarken Einfamilienhaus führen. Science oder Fiction?
MeinBezirk war beim Vortrag dieser Zukunftsvision im Bauhof von Neulengbach dabei. In der Theorie funktioniert dieses bidirektionale Laden bereits. Modelle von Elektroautos und Ladestationen können bereits Auf- und Entladen. Nur die alltagstaugliche Umsetzung ist noch so eine Sache. Wir sprechen mit Matthias Komarek, Elektromobilitäts-Experte der Energie- und Umweltagentur des Landes Niederösterreich (eNu), welche Chancen das Elektroauto bietet.
MeinBezirk: Warum nutzen wir das E-Auto noch nicht als Energiespeicher?
Matthias Komarek: In Japan ist es schon Realität. Seit Fukushima dient das E-Auto dort neben der Fortbewegung als Notstrom-Speicher. Sollte es zu einem Blackout kommen, wird das E-Auto entladen. Bei uns herrscht noch Abwartehaltung. Wobei E-Auto-Hersteller schon daran feilen, E-Autos entladen zu können. Allerdings erleichtern die vielen Regularien die Umsetzung nicht gerade.
Welche Vorteile bringt uns das Entladen?
Das kann einen Meilenstein für die Energie-Wirtschaft und -Politik bringen. Eine Entlastung des Energie-Systems, energieautarke Haushalte. Bei der Erneuerbaren Energie gibt es das große Fragezeichen bei der Speicherung. Mit dem E-Auto gibt es dafür eine Lösung, ohne zusätzliche Anschaffung.
Schadet das ständige Auf- und Entladen dem E-Auto nicht?
Bei einem Haushalt sprechen wir von zehn Kilowatt (kW) Entladeleistung. Wenn ich aufs Gaspedal steige, habe ich schnell 150 kW, mit denen ich die Batterie entlade; beim anschließenden Bremsen mittels Rekuperieren lade ich mit 50 kW in die Batterie. Also ergibt sich beim bidirektionalen Entladen keine nennenswerte Belastung der Batterie. Grundsätzlich wird die Batterie das E-Auto überleben, danach kann und muss sie recycelt werden.
Wie vermeide ich, dass mein Auto nicht aufgeladen ist?
Das kann ich über die App oder direkt im Auto einstellen. Zum Beispiel soll das Auto morgens um 7:00 Uhr einen Ladestand von 70 Prozent oder 200 Kilometer Reichweite haben. Dann kann es in der Zeit, sagen wir, ab 18:00 Uhr, auf- und entladen. Und zwar so, dass es möglichst ertragreich und kostengünstig ist. Mittlerweile gibt es schon flexible Stromtarife, bei denen ich um Mitternacht günstiger lade als am frühen Abend.
Selbe Situation kann auch im öffentlichen Bereich sein, während mein E-Auto etwa im Park-and-Ride steht. Hier könnte ich mit dem System sogar gratis laden. Weil ich Strom ins Netz speise. Also für das E-Auto gibt es viele Einsatzmöglichkeiten.
Vielen Dank für das Interview!
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