Unser Atommüll als Ausflugs-Attraktion

- Landtagspräsident Hans Penz (Mitte) und GF Günter Hillebrand (re.) im Atom-Lager
- Foto: Nuclear Engineering Seibersdorf
- hochgeladen von Michael Holzmann
Strahlenabfälle aus Neulengbach können nun in Seibersdorf besichtigt werden.
NEULENGBACH/SEIBERSDORF. Es war der bislang schlimmste Umweltskandal im Wienerwald. Jahrzehntelang schlummerte eine radioaktive Altlast am Gelände des ehemaligen Bauhofes Neulengbach. Im Zuge des Gymnasium-Neubaus auf dem Areal erinnerte man sich an die Geschichte des Platzes. Bis in die 20er Jahre waren die Neulengbacher Radiumwerke vor Ort. Dort wurde Waschpulver, Zahnpasta und Wasser zu Heilzwecken radioaktiv angereichert.
200-fache Strahlung
Um eine Gesundheitsgefährdung für die Schüler auszuschließen, beauftragte die Stadt im Jahr 2008 die „Nuclear Engineering“ aus Seibersdorf mit Messungen. Und tatsächlich - stellenweise wurde das 200-fache des natürlichen Grenzwertes für radioaktive Strahlung festgestellt. Das damalige Bauhof-Gelände musste evakuiert werden. Die Experten aus Seibersdorf begannen mit der Sanierung, Fässer mit kontaminiertem Erdreich wurden ins Zwischenlager im Steinfeld südlich von Wien gebracht. Diesen September gab der Gemeinderat die Rechnung für die Beseitigung frei. Insgesamt fielen Kosten in der Höhe von 1,6 Millionen Euro an. Normalerweise hätte die Stadt als Grundeigentümer die Summe begleichen müssen, der Bund übernahm aber 1,26 Millionen Euro an Spesen. Für die Stadt blieb ein Finanzierungsanteil von 357.856 Euro.
Keine Gesundheitsgefahr mehr
Inzwischen befindet sich das Oberstufenrealgymnasium auf dem gesäuberten Areal. Laut Messungen besteht keine Gesundheitsgefahr mehr. Wen interessiert, wie die Fässer aus Neulengbach gelagert werden, der hat nun die Möglichkeit den heimischen Atommüll zu besuchen. Das Forschungszentrum Seibersdorf hat ein modernes Besucherzentrum eingerichtet. Beim Lokalaugenschein der Bezirksblätter präsentierte Geschäftsführer Günter Hillebrandt Österreichs einziges Lager für Strahlenabfälle. Der Fußboden ist staubfrei wie in einem Operationssaal, mehr als 10.000 Fässer sind in der riesigen Halle gelagert. Selbst einem Erdbeben der Stärke 10 würde die Konstruktion standhalten. Über Besuch würde sich der Nuklear-Forscher freuen: „Wir wollen damit die Vorgänge in unserem Betrieb transparent machen und entmystifizieren. In alle Bereiche gibt es zwar nicht Zutritt, aber im Besucherzentrum gibt es zahlreiche Ausstellungsstücke von Messinstrumenten bis hin zum durchgeschnittenen Fass aus dem Atommüll-Lager.“
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