Interview Michael Ludwig
"Gratis-Ganztagsschule ist kein Wahlzuckerl"
Im bz-Interview spricht Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) über Investitionen, Kassenärzte und den Parteiaustritt von Margaretens Bezirksvorsteherin Susanne Schaefer-Wiery.
WIEN. Unter dem Motto "Entschlossen für Wien" präsentierte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am 18. Februar seine Themenschwerpunkte für Wien. Von Pflegegarantie bis hin zur Gratis-Ganztagsschule hat Michael Ludwig einiges vor.
Nach der Präsentation Ihrer Themen für Wien gab es Kritik seitens der Opposition. Von teuren Wahlzuckerln ist die Rede. Sind sie das?
MICHAEL LUDWIG: Wir haben in Wien gut gewirtschaftet und früher als prognostiziert ein ausgeglichenes Budget geschafft. Dadurch haben wir finanzielle Ressourcen, die wir dort einsetzen können, wo es für die Zukunft der Stadt relevant ist – wie zum Beispiel im Bildungsbereich. Also nein, es sind keine Wahlzuckerln, denn die Gratis-Ganztagsschule kommt ab Herbst.
Dabei handelt es sich um Ganztagsschulen in der verschränkten Form...
Die Ganztagsschule in der verschränkten Form ist aus mehreren Gründen das beste Konzept: Erstens wird sie von allen Expertinnen und Experten als das pädagogisch beste Modell eingestuft. Zweitens ist sie ein wichtiger Integrationsschritt und drittens garantiert der Mix aus Lerneinheiten, Freizeitgestaltung und pädagogischer Betreuung, dass die Kinder ausreichend Sport und Bewegung machen und Eltern sich um keine Nachhilfe kümmern müssen, da die Kinder während der Schulzeit das gesamte Lernpensum erfüllen können.
Nach internen Schätzungen benötigt die Stadt bis 2030 9.100 Pfleger. Wie wollen Sie diesen Bedarf decken?
Es gibt viele junge Menschen, denen es nicht nur ums Geld geht, sondern die auch einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen wollen. Man muss für diese Menschen nur die Rahmenbedingungen möglichst gut abstecken. Einerseits bieten wir eine Reihe von zusätzlichen Lehrgängen an, andererseits muss man ihnen Perspektiven ermöglichen. Denn viele wollen nicht ihr ganzes Leben lang im Pflegeberuf tätig sein, sondern nach einer gewissen Phase im selben Bereich etwas anderes machen. Da gibt und braucht es zusätzliche Angebote, die wir derzeit entwickeln.
Zusätzlich neben den 36 geplanten Primärversorgungseinheiten sollen 16 neue Medizinzentren entstehen. Reden wir hier von Kassen- oder Wahlärzten?
Es muss zu einer Veränderung im Bereich der niedergelassenen Ärzte kommen. Viele junge Ärztinnen und Ärzte wollen keine Einzelkämpfer sein. Wir alle –die Österreichische Gesundheitskasse, die Ärztekammer und die politisch Verantwortlichen – sind aufgerufen, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit junge Ärztinnen und Ärzte zusammenarbeiten können und auch die Frage der Verantwortlichkeit geklärt ist. Wichtig ist, dass es für die Patienten die beste Versorgung gibt. Denn wir brauchen mehr Kassenärzte.
Bezirksvorsteherin Susanne Schaefer-Wiery ist kürzlich aus der SPÖ Margareten ausgetreten. Der Grund: Die Partei sei zu rückständig, Frauen hätten immer weniger Mitspracherecht.
Nachdem die Kandidatin für die Funktion der Bezirksvorsteherin aus der SPÖ, Silvia Jankovic, wieder eine Frau ist, ist für mich das Argument, dass Frauen zu wenig zum Zug kommen, nicht nachvollziehbar. Es hängt wohl eher damit zusammen, dass sich die Bezirksorganisation entschlossen hat, sie nicht wieder für diese Funktion zu nominieren. Wir sind trotzdem optimistisch und sehr motiviert in Margareten.
"Entschlossen für Wien" ist Ihr Motto für das Wahljahr 2020. Wie entschlossen sind Sie denn, zu gewinnen?
Das ist nicht nur ein Slogan auf einem Plakat. Ich hoffe, es ist spürbar, dass ich entschlossen bin. Wir haben uns viele Ziele vorgenommen und ich bin überzeugt und sehr entschlossen, dass wir diese gemeinsam mit der Wiener Bevölkerung umsetzen werden.
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