Studie aus Wien
Rektales Abtasten der Prostata möglicherweise nicht nötig
Prostatakrebs ist einer der häufigsten Krebsvarianten bei Männern weltweit. Seit Jahrzehnten wird zur Diagnose das regelmäßige Abtasten durch den rektalen Eingriff verwendet. Eine neue Studie der MedUni Wien und des AKH Wien zeigt nun, dass der Griff mit dem Finger möglicherweise gar nicht notwendig sein muss.
WIEN. Männern ab spätestens 40 Jahren wird in Österreich empfohlen, sich regelmäßig zum Urologen zu begeben. Dieser soll per rektalem Eingriff mit dem Finger abtasten, ob die Prostata von Krebs betroffen ist. Diese sogenannte digitale rektale Untersuchung (DRE) empfinden viele jedoch als unangenehmes Übel.
Daneben gibt es auch noch den Test des Blutes via "Prostataspezifischem Antigen" (PSA)-Test. Viele Männer unterziehen sich nicht der rektalen Vorsorgemethode, sondern greifen lieber zum Bluttest, andere greifen auf eine Kombination zurück.
Eine neue Studie der MedUni Wien und des AKH Wien hat sich jetzt mit den beiden Methoden befasst. Es zeigt sich, dass das regelmäßige Abtasten des männlichen Organs möglicherweise bei der Früherkennung von Krebs nicht die geeignetste Variante ist.
85.000 Studienteilnehmende
Bereits frühe Forschungsergebnisse ließen laut Shahrokh Shariat, Leiter der Universitätsklinik für Urologie von MedUni Wien und AKH Wien, vermuten, dass die DRE-Variante mit dem Abtasten womöglich im Vergleich zum Bluttest weniger aussagekräftig bei der Früherkennung von Krebs ist. Auch eine Kombination aus den beiden Varianten würde nicht so viele Ergebnisse liefern, wie der Labortest des Blutes allein.
Bei der neuen Untersuchung der MedUni und des AKH waren jetzt 85.738 Teilnehmer beteiligt. Die Ergebnisse dieser jüngsten Forschung deuten darauf hin, dass das Abtasten mit dem Finger alleine und auch als Kombination mit dem Bluttest tatsächlich keine wesentlichen Vorteile bringt, als nur die reine Blutuntersuchung.
"Die Aussagekraft der rektalen Untersuchung bei der Erkennung von Prostatakrebs ist nicht besonders beeindruckend, was darauf hindeutet, dass es möglicherweise nicht notwendig ist, diese Untersuchung routinemäßig als Teil eines Screenings durchzuführen, wenn keine klinischen Symptome und Anzeichen vorliegen", meint Urologie-Leiter Shariat.
Umstieg denkbar
Das Studienergebnis könnte also darauf hindeuten, dass der regelmäßige Gang zum Urologen zum Abtasten der Prostata nicht die gewünschten Ergebnisse in der Früherkennung von Krebs liefern. Vielmehr könnte der PSA-Test allein reichen. Die Ergebnisse der Wiener Forscher wurden bereits im renommierten Fachjournal "European Urology Oncology" veröffentlicht. Shariat und seine Kollegen erhoffen sich dadurch weitere Diskussionen rund um die Notwendigkeit der herkömmlichen Testvariante per Finger rund um die Früherkennung von Krebs.
Für den Leiter ist jedenfalls klar, dass es weitere Untersuchungen rund um die Testvarianten braucht, denn: "Die kontinuierliche Verbesserung der Früherkennungsmethoden von Prostatakrebs bleibt von höchster Bedeutung, um die Gesundheit und das Wohlbefinden von Männern weltweit zu schützen. Wir erhoffen uns jedenfalls, dass mit der Abschaffung dieser Barriere mehr Männer zur Prostatakarzinom-Vorsorge gehen.“
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