Rückblick
Drei Jahre seit dem ersten Coronavirus-Fall in Wien

Die Impfgegner-Partei MFG kündigte am Mittwoch an, eine Verfassungsbeschwerde gegen die Maskenpflicht in Wien einzubringen. Diese sieht mehrere Grundrechte verletzt. | Foto: Johannes Zinner/Unsplash
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  • Die Impfgegner-Partei MFG kündigte am Mittwoch an, eine Verfassungsbeschwerde gegen die Maskenpflicht in Wien einzubringen. Diese sieht mehrere Grundrechte verletzt.
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1,35 Millionen positive Corona-Fälle, mehr als eine Million Wiener mit mindestens drei CoV-Impfungen, vier Lockdowns, unzählige Demos und ein ewiger politischer Streit zwischen Wien und Bund – so kann man die bisherigen drei Jahre der Corona-Pandemie in Wien zusammenfassen.

WIEN. 1.096 Tage ist es her, dass Wien seinen ersten Coronavirus-Fall hatte. Am 27. Februar 2020 gab die Stadt Wien bekannt, dass ein 72-Jähriger seit zehn Tagen wegen Grippesymptomen in der Krankenanstalt Rudolfstiftung behandelt worden ist. Er wurde auf das Coronavirus getestet und war somit der erste von 1.355.754 positiven CoV-Fällen in der Bundeshauptstadt.

Insgesamt gab es 1.355.754 positive CoV-Fälle in der Bundeshauptstadt. | Foto: OÖG
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Tage später hat die Stadt ein Betreuungszentrum für erkrankte Touristinnen und Touristen im ehemaligen Geriatriezentrum "Am Wienerwald" eingerichtet. Am 2. März 2020 musste zum ersten Mal eine Klasse in häuslicher Quarantäne sein, da ihr Lehrer mit dem Virus infiziert war. Am 11. März wurde die weltweite Corona-Pandemie erklärt, einen Tag später gab es den ersten Todesfall in Wien bzw. Österreich. 

Todesfälle, Hamsterkäufe, Lockdown

Ein 69-Jähriger starb im Kaiser-Franz-Josef-Spital. Er kehrte aus Italien zurück und hatte Vorerkrankungen gehabt. Der damalige Leiter der zuständigen Abteilung im Spital, Christoph Wenisch, sagte, dass weitere Todesfälle in Österreich "wohl absehbar" seien. Stand Sonntag, 26. Februar, waren es 4.642 nur in Wien.

Am 11. März wurde die weltweite Corona-Pandemie erklärt, einen Tag später gab es den ersten Todesfall in Wien bzw. Österreich.  | Foto: Pixabay
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Am 13. März 2020 hat die Bundesregierung angekündigt, ab dem 16. März nicht für die Grundversorgung nötigen Geschäfte zu schließen. Das führte zu Hamsterkäufen in Wiener Supermärkten. Regale, wo eigentlich Toilettenpapier, Reis und Nudeln stehen, waren plötzlich leer. Das sollte jedoch nicht der erste Lockdown sein, denn es folgten zwei weitere österreichweite und ein Ost-Lockdown.

Am 13. März hat die Bundesregierung angekündigt, ab dem 16. März nicht für die Grundversorgung nötigen Geschäfte zu schließen. Das führte zu Hamsterkäufen in Wiener Supermärkten.
  • Am 13. März hat die Bundesregierung angekündigt, ab dem 16. März nicht für die Grundversorgung nötigen Geschäfte zu schließen. Das führte zu Hamsterkäufen in Wiener Supermärkten.
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Danach wurden mehrere Maßnahmen eingeführt. Ab dem 30. März mussten in geöffneten Geschäften Mund-Nasen-Schutzmasken getragen werden, ab 14. April auch in Öffis sowie in den dann geöffneten Handels- und Handwerksbetrieben. An dem Tag öffneten zum ersten Mal seit Beginn des ersten Lockdowns auch die Bundesgärten wieder. Diese wurden sogar von "Parksheriffs" überwacht. Am 1. Mai öffneten die ersten großen Geschäfte, Einkaufszentren und Friseure. Auch die generelle Maskenpflicht beim Betreten öffentlicher Orte in geschlossenen Räumen sowie die Mindestdistanz von einem Meter wurden eingeführt. 

Ab dem 15. Mai konnte man endlich nach fast zwei Monaten trinken und essen im Lieblingslokal. Die Stadt Wien gab allen Haushalten einen Gutschein im Wert von 25 oder 50 Euro, um die Wienerinnen und Wiener zu ermuntern, die öffnende Gastronomie zu besuchen. 

50.000 Protestler ohne Maske und Distanz

Am 18. Mai gab es den ersten politischen Hick-Hack zwischen dem Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und dem damaligen Innenminister Karl Nehammer (ÖVP). Sie warfen sich gegenseitig Schuldzuweisungen zu, was von Medien als beginnender Wahlkampf für die Landtagswahl im Herbst gesehen wurde. Am Sonntag, dem 11. Oktober, fand dann die Landtags- und Gemeinderatswahl in Wien statt. 

Es folgten unzählige, gegenseitige verbale Auseinandersetzung in Interviews und über Aussendungen zwischen der Stadt Wien und der Bundesregierung. Oft war es der Fall, dass die Stadt Wien ihren eigenen Weg folgte, während die Corona-Regeln im Rest des Landes lockerer waren. So wie in der derzeitigen Situation, in der in Wien noch immer die Maskenpflicht in Öffis gilt, während sie seit Monaten in anderen Bundesländern Geschichte ist.

Die erste große Demo in der Corona-Zeit fand am 4. Juni statt. Rund 50.000 Menschen hatten sich an dem Tag bei der Anti-Rassismus-Demo "#Blacklivesmatter" in der Innenstadt versammelt. Viele fragten sich, wie es sein kann, dass so viele Menschen trotz geltender Ein-Meter-Abstands-Regel demonstrieren. Dies führte zu einer Debatte in der Politik.

Die erste große Demo in der Corona-Zeit findet am 4. Juni statt. Rund 50.000 Menschen haben sich an dem Tag bei der Anti-Rassismus-Demo "#Blacklivesmatter" in der Innenstadt versammelt.
  • Die erste große Demo in der Corona-Zeit findet am 4. Juni statt. Rund 50.000 Menschen haben sich an dem Tag bei der Anti-Rassismus-Demo "#Blacklivesmatter" in der Innenstadt versammelt.
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Erste CoV-Impfung in MedUni Wien

Im September 2020 hatte sich dann die Situation mit den Corona-Fällen in Wien verschlechtert. Dies führte dazu, dass Schweiz, Belgien und Deutschland die österreichische Hauptstadt als Risikogebiet eingestuft hatten. Ab dem 28. September waren Gäste in Wiener Lokalen verpflichtet, sich mit Name, E-Mail-Adresse, Telefon- und Tischnummer zu registrieren, um eine eventuelle Kontaktnachverfolgung wegen einer Corona-Infektion zu ermöglichen.

Ab dem 28. September waren Gäste in Wiener Lokalen verpflichtet, sich mit Name, E-Mail-Adresse, Telefon- und Tischnummer zu registrieren, um eine eventuelle Kontaktnachverfolgung wegen einer Corona-Infektion zu ermöglichen.
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Der 27. Dezember war historisch: Die damals 84-jährige Theresia Hofer wurde als erste Österreicherin mit dem CoV-Impfstoff von Pfizer/BioNTech geimpft. Die Impfung verabreichte die Vorsitzende des Nationalen Impfgremiums, Ursula Wiedermann-Schmidt, an der MedUni Wien. Bilanz nach drei Jahren: 1,06 Millionen Menschen bzw. 54,2 Prozent haben eine Grundimmunisierung (drei Impfungen) in Wien erhalten. 

Der 27. Dezember war historisch: Die damals 84-jährige Theresia Hofer wurde als erste Österreicherin mit dem CoV-Impfstoff von Pfizer/BioNTech geimpft.  | Foto: HANS PUNZ/ APA
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Corona-Demos und suspendierte Lehrer

Am zweiten Tag des neuen Jahres kam es zu der ersten Demo der Corona-Maßnahmengegner in Wien. Damals versammelten sich bis zu 300 Teilnehmende in der Innenstadt. Die Wiener Polizei hat in den Tagen darauf mehrere Demos von Corona-Maßnahmengegnern untersagt. Am 16. Jänner 2021 waren etwas mehr als 10.000 Menschen bei einer Corona-Demo dabei. So viele Protestlerinnen und Protestler gab es auch am 31. Jänner.

Am zweiten Tag des neuen Jahres kam es zu der ersten Demo der Corona-Maßnahmengegner in Wien. | Foto: privat (Symbolfoto)
  • Am zweiten Tag des neuen Jahres kam es zu der ersten Demo der Corona-Maßnahmengegner in Wien.
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Doch nicht nur auf der Straße zeigten sich die Maßnahmengegner. Drei Lehrer wurden am 21. Jänner vom Dienst suspendiert, weil sie sich wiederholt geweigert hatten, eine Maske zu tragen. Sie waren in der Integrativen Lernwerkstatt Brigittenau tätig. 

Corona-Test von zu Hause aus, Ost-Lockdown

Im Februar 2021 hatten Stadt Wien und die Wirtschaftskammer Wien (WWK) ein Projekt mit dem Titel "Alles gurgelt" gestartet. Dabei handelt es sich um ein Coronavirus-Selbsttest, genauer ein PCR-Test für Betriebe, Mitarbeiter und deren Familie. Später konnten es alle Wienerinnen und Wiener benutzen. Bis heute wird das Angebot täglich von vielen Menschen benutzt.

Ein Gurgeltestkit für daheim: Probenflüssigkeit, Röhrchen und das Gefäß für den Rücktransport ins Labor. | Foto: tba
  • Ein Gurgeltestkit für daheim: Probenflüssigkeit, Röhrchen und das Gefäß für den Rücktransport ins Labor.
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Ab Gründonnerstag, 1. April, hatten Wien, Niederösterreich und Burgenland die Lockdown-Regeln verschärft. Die Ausgangsbeschränkungen galten wieder ganztägig, fast alle Geschäfte mussten schließen, in Wien gab es sogar Maskenpflicht an einzelnen stark belebten Plätzen. Am 2. Mai endete der verschärfte Lockdown.

2-G-Regel und große Demos

Ungeimpfte hatten es ab Oktober 2021 in Wien nicht leicht. Ab dem 1. Oktober wurden mit einer COVID-19-Verordnung vor allem Ungeimpfte benachteiligt. Es handelt sich um die "2-G-Regel" in der Nachtgastronomie und bei Veranstaltungen mit mehr als 500 Personen, zu denen man nur geimpft oder genesen Zutritt hatte.

Ab November brauchten für den Besuch von Spitälern nunmehr alle Personen einen gültigen PCR-Test, der nicht älter als 48 Stunden ist, und das galt für Geimpfte und Genesene ebenfalls. Am 12. November war auch die Drittimpfung gegen Corona möglich, obwohl die Weltgesundheitsorganisation WHO damals davon abgeraten hat. 

Ab dem 1. Oktober wurden mit einer COVID-19-Verordnung vor allem Ungeimpfte benachteiligt. Es handelt sich um die "2-G-Regel" in der Nachtgastronomie und bei Veranstaltungen mit mehr als 500 Personen, zu denen man nur geimpft oder genesen Zutritt hatte. | Foto: Pixabay
  • Ab dem 1. Oktober wurden mit einer COVID-19-Verordnung vor allem Ungeimpfte benachteiligt. Es handelt sich um die "2-G-Regel" in der Nachtgastronomie und bei Veranstaltungen mit mehr als 500 Personen, zu denen man nur geimpft oder genesen Zutritt hatte.
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Das sorgte für viel Unmut und Ärger bei den Corona-Maßnahmengegner. Das Ergebnis waren dann am 11. Dezember 24 Versammlungen mit insgesamt 44.000 Menschen. 771 Personen wurden von der Polizei angezeigt. Später sagte der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl in einem Resümee zu Großdemos im Jahr 2021 in Wien, dass eine "zunehmende Gewaltbereitschaft" unter bestimmten Corona-Leugnern an den Demos zu finden sei. Die Bilanz des Demo-Jahres 2021: 157 Festnahmen und mehr als 11.000 Anzeigen.

Die Maskenpflicht in den Wiener Linien-Öffis gilt nur noch bis 28. Februar.  | Foto: Johannes Zinner/Wiener Linien
  • Die Maskenpflicht in den Wiener Linien-Öffis gilt nur noch bis 28. Februar.
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Wien ist (oft) anders

Im Jahr 2022 galt weiterhin das Motto "Wien ist anders", auch bei den Corona-Maßnahmen. Oft bezeichnete der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) die Lockerungsschritte der Bundesregierung als falsch. Das führte erneut zu unzähligen verbalen Auseinandersetzungen und gegenseitiger Kritik. Gesundheitsstadtrat Hacker verglich die Pläne der Regierung mit dem Ausstieg aus einem Auto bei voller Fahrt.

Es folgten unzählige, gegenseitige verbale Auseinandersetzung in Interviews und über Aussendungen zwischen der Stadt Wien und der Bundesregierung.  | Foto:  ROBERT JAEGER / APA / picturedesk.com
  • Es folgten unzählige, gegenseitige verbale Auseinandersetzung in Interviews und über Aussendungen zwischen der Stadt Wien und der Bundesregierung.
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Ab März 2022 erblicken erste Berichte über die angespannte Personalsituation in Wiener Spitälern. Dies führte zu einem Rekord an sogenannten Gefährdungsanzeigen. 

Und die letzte wichtige Meldung aus dem dreijährigen Rückblick der Corona-Pandemie in Wien kommt vom 8. Februar 2023. An dem Tag hat die Wiener Regierung gemeinsam mit Expertinnen und Experten beschlossen, den "Wiener Weg" mit Ende Februar zu beenden.

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