Baubranche
Neue Wege am Bau: Einblicke in nachhaltige Strategien

- Josef Gasser, geschäftsführender Gesellschafter der Lieb Bau Weiz und stellvertretender Innungsmeister der Landesinnung Bau, im Interview.
- Foto: Oliver Wolf
- hochgeladen von Barbara Vorraber
Josef Gasser, geschäftsführender Gesellschafter der Lieb Bau Weiz sowie stellvertretender Innungsmeister der Landesinnung Bau, spricht im Interview über die aktuelle Situation der Baubranche, welche Herausforderungen auf die Unternehmen warten und wie man trotz Krise optimistisch in die Zukunft blickt. Dabei wird auch die Frage behandelt, welche Maßnahmen langfristig Stabilität bringen und wie sich die Nachfrage nach Bauprojekten verändert hat.
STEIERMARK/WEIZ. Die Baubranche steht derzeit vor großen Herausforderungen: steigende Materialkosten, erschwerte Beschaffung und eine sinkende Nachfrage im klassischen Hausbaubereich machen den Akteuren zu schaffen. Doch Josef Gasser, geschäftsführender Gesellschafter der Lieb Bau Weiz sowie stellvertretender Innungsmeister der Landesinnung Bau, blickt mit vorsichtigem Optimismus in die Zukunft. Im Interview spricht er über die wirtschaftlichen Maßnahmen, die Hoffnung geben, und die Veränderungen, die sein Unternehmen umgesetzt hat, um die Branche stabil zu halten.

- Die innovative Modulbauweise von Lieb Bau Weiz: Voll bezugsfähige Einheiten werden in Trofaiach hergestellt – und in Wien schließlich zusammengesetzt.
- Foto: Lieb Bau Weiz
- hochgeladen von Barbara Vorraber
„Das Wohnbaupaket setzt wichtige Impulse“
„Wir haben aktuell Grund für vorsichtigen Optimismus – vor allem im Bereich des klassischen Häuslbauers“, erklärt Josef Gasser. „Das 300 Millionen Euro schwere Wohnbaupaket des Landes Steiermark wird konjunkturelle Impulse am Bau setzen.“ Besonders hebt Gasser die neue Eigenheimförderung hervor, die den Bau oder die Sanierung von Gebäuden durch günstige Darlehen unterstützt. Bei einer Laufzeit von 30 Jahren steigt der Zinssatz nur langsam von 0,25 auf 1,5 Prozent an, was vor allem jungen Familien zugutekommt. Diese erhalten zusätzlich einen Bonus von bis zu 10.000 Euro. „Diese gezielten Maßnahmen lassen uns auf eine positive Entwicklung hoffen“, betont Gasser und ergänzt, dass das geplante Ende der KIM-Verordnung im Jahr 2025 den „Baumotor weiter ankurbelt“.
Neben der Eigenheimförderung sieht Gasser auch in der sozialen Wohnbauförderung und den Sanierungshilfen für einkommensschwache Haushalte wichtige Bausteine für eine positive Zukunft der Branche. „Wenn der Zugang zu Bauprojekten und Sanierungen erleichtert wird, profitieren letztendlich alle: Bauunternehmen, die Aufträge bekommen, und natürlich auch die Bevölkerung, die sich Wohnraum leisten kann.“

- Josef Gasser, geschäftsführender Gesellschafter der Lieb Bau Weiz und stellvertretender Innungsmeister der Landesinnung Bau, im Interview.
- Foto: Lieb Bau
- hochgeladen von Barbara Vorraber
Vielfalt und Innovation als Schlüssel zum Erfolg
Für sein eigenes Unternehmen hat Josef Gasser eine klare Strategie, um zukünftige Unsicherheiten zu bewältigen. „Unsere Strategie basiert auf Kompetenz in der Vielfalt“, sagt er und verweist auf die zahlreichen Geschäftsfelder, in denen sein Unternehmen tätig ist. „Hochbau, Holzbau, Trockenbau, Keramik und Elektrotechnik sind nur einige der Bereiche, in denen wir tätig sind.“ Diese Vielfalt erlaube es seinem Unternehmen, flexibel auf Veränderungen im Markt zu reagieren. „So können wir nicht nur auf einzelne Auftragsquellen setzen, sondern auch auf die Stärken unserer Teams in den verschiedenen Bereichen“, betont er.
Auch auf innovative Technologien setzt Gasser: „Mit unserem Modulhaus-Konzept haben wir eine Methodik entwickelt, bei der Gebäudekomponenten vorgefertigt und vor Ort zusammengesetzt werden.“ Durch die Vorfertigung könne man Kosten kontrollieren und Bauzeiten erheblich verkürzen, wie es zum Beispiel beim Bau einer Ersatzbettenstation für das AKH Wien zum Einsatz kam. „Diese Methodik erlaubt es uns, vollständig bezugsfertige Module zu liefern, die schnell und effizient montiert werden können.“
Die Herausforderungen bei Material und Beschaffung
Ein zentrales Problem bleibt jedoch die Beschaffung von Baumaterialien, wie Gasser erklärt. „Zwar hat sich die Situation im Vergleich zur Hochphase der Krise entspannt, aber Engpässe gibt es weiterhin, und die Materialkosten sind weiterhin hoch.“ Besonders die Preise für Rohstoffe seien seit der Krise stark gestiegen, was auch langfristige Auswirkungen auf die Branche habe. „Wir müssen uns verabschieden von der Vorstellung, dass Rohstoffe dauerhaft günstig verfügbar sein werden“, betont er. Vielmehr müsse die Branche in Zukunft stärker auf heimische Wertschöpfung setzen und auch umweltverträgliche Technologien in Betracht ziehen. „Das ist ein Umdenken, das für uns als Bauwirtschaft sowohl Herausforderung als auch Chance bedeutet.“

- Lieb Bau Weiz hat seinen Hauptsitz in Weiz.
- Foto: MeinBezirk
- hochgeladen von Andreas Rath
Stabilität durch Bürokratieabbau
Neben den wirtschaftlichen Faktoren sieht Gasser auch in der Bürokratie eine Hürde für die Branche. „Gesetze und Regulative bremsen die Wirtschaftsleistung massiv ein“, so Gasser. „Es wird immer schwieriger, den Überblick über die zahlreichen Vorschriften zu behalten.“ Die oft langwierigen Genehmigungsverfahren für Bauprojekte haben seiner Meinung nach auch negative Effekte auf die gesamte Wirtschaft. „Industrieprojekte, die später starten, verzögern am Ende auch die Produktion – ein Dominoeffekt, der dem Standort schadet.“
Um die Baubranche nachhaltig zu stärken, brauche es laut Gasser daher nicht nur innovativ agierende Unternehmen, sondern auch Behörden, die pragmatisch und flexibel handeln. „Wir müssen schneller werden und dürfen uns nicht durch Bürokratie selbst im Weg stehen“, fordert Gasser abschließend. „Nur so kann die Baubranche wieder einen stabilen Wachstumskurs einschlagen und die aktuellen Herausforderungen erfolgreich meistern.“
Die Herausforderungen, aber auch Lösungsansätze der Baubranche sind vielfältig. Von der Eigenheimförderung über innovative Baukonzepte bis hin zur Notwendigkeit des Bürokratieabbaus. Klar wird, dass die Branche vor einem Umbruch steht und sowohl von staatlicher Unterstützung als auch von einem grundlegenden Umdenken profitiert.
Auch interessant:




Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.