Kommentar
Vorbild Sport
Wer in diesen Tagen die European Championchips in München mitverfolgt, dem wird vielleicht bewusst, wie verbindend Sport sein kann.
Bis 21. August 2022 sind neun Europameisterschaften zu Gast in München und damit die größte Sportveranstaltung seit den Olympischen Spielen 1972 in und um München. Die Stimmung, das Wetter und vor allem die Rahmenveranstaltungen rund um die sportlichen Events erzeugen nicht nur medial Bilder, die einfach Lust auf mehr solcher Veranstaltungen machen und am Ende für den Zuschauer gute Laune erzeugen. Was will man da noch mehr? Zugegeben, viele der neun Sportarten würde ich per se nicht anschauen, aber ich wurde eines Besseren belehrt, wie spannend manche Wettkämpfe und Entscheidungen sein können.
Das, was ich wirklich interessant finde, und hierbei sind alle Sportarten gemeint, dass es einen gemeinsamen Nenner gibt. Egal welches Land mitmacht. Jede Sportart hat klare Regeln und Ziele. Wer sich nicht an diese Regeln hält, wird sanktioniert oder schafft kein Weiterkommen. Es wird also die Leistung innerhalb klarer Rahmenbedingungen gemessen. Ja, ich weiß, es gibt auch in dieser scheinbar klar geregelten Welt Ausnahmen, Ausreißer und Querulanten. Aber die Grundstruktur in jeder Sportart folgt einem klaren Prinzip: Die Erbringung von Leistung für ein Ziel. Das Ziel ist zu gewinnen und der Beste zu sein. Aber eben alles unter bestimmten Regularien und genau dadurch funktioniert ein Miteinander aller Sportler aus der ganzen Welt. Das Ziel, der Beste sein zu wollen, verbindet interessanterweise auch. Klingt eigentlich paradox und dennoch funktioniert es.
Warum ist dieses Prinzip weltweit gesehen so schwer umzusetzen? Also nicht das Streben, der Beste sein zu wollen, denn genau dieses Bestreben haben auch manche Länder. Nein, vielmehr geht es mir um das Prinzip des Miteinanders mit klar definierten Regeln. Regeln, die jeder versteht und akzeptiert. Nun könnte man argumentieren, dass es dies bereits seit der Erklärung der UN-Menschenrechtskonventionen gibt. Stimmt, aber dafür gibt es erstaunlich viel Elend, Kriege und Gebietskämpfe auf der Welt. Auch hier das Gegenargument: Wer sich nicht an die UN-Menschenrechtscharta hält, wird sanktioniert, bestraft oder mitunter aus der „Gemeinschaft“ ausgeschlossen. Welche Konsequenzen haben aber die genannten und ähnliche Handlungen? Vor allem für die Bevölkerung der Länder, die bestraft werden? Der Vergleich mit der Sportwelt ist mitunter nicht ganz so einfach und dennoch sollten genau solch vorhandenen Strukturen genutzt und eventuell auf andere gesellschaftliche Modelle projiziert werden. Spielt als Beispiel eine Fußballmannschaft aus Südamerika gegen eine Mannschaft aus Europa, dann gelten für das Spiel immer dieselben Regeln. Das trifft auch bei einem Schachspiel zwischen einem Spieler aus Afghanistan gegen einen Spieler aus den USA zu. Der Sieg ist das gemeinsame und doch trennende Ziel.
Was ist nun aber gesamtgesellschaftlich und weltweit betrachtet unser Ziel? Ein Miteinander zu finden, was uns Menschen helfen könnte, nicht der Beste zu sein bezüglich Reichtum, militärischer Macht oder Korruption. Die drei genannten Beispiele kann man verschieden betrachten, jeweils einzeln, als die Gesellschaften trennend oder manchmal auch verbindend. Das genannte und gewünschte Miteinander ist mit den Menschenrechten gut definiert. Wir sollten uns alle nur daran halten und danach leben - und genau dafür ist der Sport ein gutes Vorbild.
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