Kommentar
Der Weg ist das Ziel! Wirklich?

Christian Marold
RZ-Chefredakteur | Foto: RZ

Vielleicht ist es noch zu früh, irgendwelche Prognosen oder mögliche Entwicklungen abzugeben und doch sind manche Trends schon absehbar. Wobei das Wort Trend an dieser Stelle mitunter irreführend sein könnte. Darum bleiben wir bei möglichen Entwicklungen nach dem absoluten Shutdown. War es wirklich ein Shutdown?

Für manche Unternehmer, vor allem die EMU oder KMUs, hat es sprichwörtlich den Kopf gekostet. In manchen Branchen ist es noch gar nicht absehbar, was noch auf sie zukommen wird oder könnte. Derzeit ist also alles reine Kaffeesatzleserei. Andere Branchen wiederum haben zwar auch Umsatzeinbußen und Rückgänge des Kundenstroms miterlebt, aber nicht in dem Umfang wie befürchtet. Einige Firmen haben präventiv Kurzarbeit eingeführt, aber recht schnell gemerkt, dass durch die üppigen Aufträge auch in der Krisenzeit das Modell der Kurzarbeit nicht eingehalten werden konnte.

Was aber klar ist: Die Krise hat unser gesellschaftliches Leben komplett auf den Kopf gestellt. Zumindest während der Krise. Was aber passiert nach dem langsamen Hochfahren aller gesellschaftlichen Bereiche mit uns und unserem Denken? Widerstände gegen das Beschlossene und bevorstehende Regelungen sprießen wie die Pilze aus dem Boden. Alltagsfrust kehrt in die neue Normalität ein. Hier nur ein paar Beispiele, die stellvertretend für viele weitere Bereiche sein können.
Das Tragen von Mund- und Nasenschutz: Wenn es zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln oder in Geschäften Vorschrift ist, dann wirkt es einfach nur frustrierend, wenn sich manche nicht daranhalten, es nur halbherzig umsetzen oder so tun, als wären sie ohne den vorgeschriebenen Schutz auf der sicheren Seite, rechtlich wie gesundheitstechnisch. Hingegen wirkt es nur peinlich und lächerlich, wenn man an Kassen oder in Geschäften die Kleinelefanten-Abstandsregel um zehn Zentimeter unterschritten hat und man von Vordermann oder -frau mit einem vernichtendem Blick angeschaut, und mit mehr als unschönen Worten regelrecht angepflaumt wird.

Die neu aufgeflammte Debatte der Rolle der Frau im gesellschaftlichen Leben: Ganz ehrlich, warum braucht es erst eine Krise, um das Rollenbild der Frau neu zu definieren? Gleichberechtigung von Frau und Mann hat schon vor der Krise nicht wirklich funktioniert! Warum soll sich also jetzt alles zum Positiven gewendet haben, beziehungsweise ändern?

Das Wir-Gefühl ist ein temporäres Phänomen: Vor knapp 11 Wochen - und bei allem Respekt ist das eine sehr kurze Zeit - haben wir uns als ein Österreich gesehen. Wir schaffen das, wir halten diese Krise gemeinsam durch, wir, wir, wir. Der Blick nicht weit zurück in die Zeit der Flüchtlingskrise hat aber gezeigt, dass ein solches Wir-Gefühl genauso schnell abflacht, wie die Infektionskurve von COVID-19. Und die Situationen ähneln sich: Je mehr sich die Menschen isolieren, umso mehr flacht die Infektionsrate ab – so auch das Wir-Gefühl. Auch bei der Flüchtlingskrise blieben am Ende nur eine Handvoll Menschen symbolhaft gesehen übrig, die aktiv die Krise 2015 bewältigten. Und genauso versandet dieses Wir-Bedürfnis am Ende, wie eine Welle am Strand.

Was also ziehen wir wirklich für Konsequenzen aus der jetzigen Krise? Bashing, Mobbing, Neid und ein überdurchschnittlicher Egoismus werden uns nicht helfen, eine neue Normalität aufzubauen. Denn sind wir einmal ehrlich, dann ist es doch mit einigen Abstrichen wieder die alte Normalität, mit der wir alle mit dem Prinzip des Ich-Gefühls prima leben können.

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