Insolvenzniveau, Unternehmenspleite
Tiroler Unternehmen: Pleitenrisiko und Insolvenzniveau

In Tirol wurde der hohe Betrag der Passiva berechnet, aber die Anzahl der Unternehmenspleiten stieg im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig an, berichtete der Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870). | Foto: pixabay
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  • In Tirol wurde der hohe Betrag der Passiva berechnet, aber die Anzahl der Unternehmenspleiten stieg im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig an, berichtete der Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870).
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In Tirol wurde der hohe Betrag der Passiva berechnet, aber die Anzahl der Unternehmenspleiten stieg im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig an, berichtete der Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870).

TIROL. Es wurde veröffentlicht die Hochrechnung der Insolvenzstatistik für ganz Österreich nach Bundesländern für das Jahr 2024 und zog dabei auch mehrere Schlussfolgerungen und Prognosen speziell für Tirol.

Hohe Passiva in Tirol

Die Passiva in Tirol betragen 4.932 Millionen Euro. Damit liegt das Bundesland im Vergleich zu den gesamten österreichischen Passiva von 18.312 Millionen Euro an der Spitze. Laut der aktuellen Hochrechnung liegen sie jedoch bereits 30,8 Prozent über dem Vorjahreswert.

Diese Daten sind derzeit vorläufig und basieren auf den Hochrechnungen zum Stichtag 03.12.2024, so der Kreditschutzverband. Im Zuge der fortlaufenden Insolvenzverfahren werden sich diese Passiva noch verändern.

Es wurden zwei große Verfahren in Tirol genannt, welche die Passiva in der Tiroler Insolvenzstatistik erheblich ansteigen ließen. Die beiden betreffen die Signa-Gruppe von René Benko und waren in den letzten Monaten auch am Insolvenzgericht in Innsbruck die dominierende Agenda.

Der KSV1870 weis darauf hin, dass im Frühjahr 2024 Insolvenzverfahren über die Familie Benko Privatstiftung sowie René Benko eröffnet wurden. Gläubiger meldeten Forderungen von insgesamt rund 4,7 Milliarden Euro an, wovon bisher nur knapp 97 Millionen Euro anerkannt wurden. Diese Verfahren hatten erhebliche Auswirkungen auf die Insolvenzzahlen in Tirol und trugen dazu bei, dass die Passiva in den Insolvenzstatistiken des Landes stark anstiegen.

Insolvenzniveau – Anlass zur Besorgnis?

Laut der Insolvenzstatistik 2024 sind in ganz Österreich 6.550 Unternehmen pleite gegangen, was im Vergleich zum Vorjahr (5.380 Unternehmen) einen Anstieg von 21,7 Prozent bedeutet. In Niederösterreich und Tirol war der Anstieg mit 7 bzw. 13 Prozent jedoch am geringsten.

Die Schätzung des Kreditschutzverbands fällt nicht positiv aus. Das Insolvenzniveau in Österreich ist heuer spürbar angestiegen. Hierbei wurde bestätigt, dass Tiroler Unternehmen sich resilient zeigen. Dieses Jahr gingen im Region 363 Unternehmen pleite.

Nach den Experten des KSV1870 besteht derzeit kein Anlass zur Besorgnis wegen eingestiegenen Insolvenzzahlen in Tirol. Die Bundesland liegt im historischen Vergleich auf einem unauffälligen Niveau, das deutlich unter den höheren Werten der 2000er-Jahre bleibt.
Dennoch wurde betont, dass Unternehmen derzeit ihr Geschäftsmodell regelmäßig hinterfragen und anpassen sollten. Der Prinzip „Was bisher gut funktioniert hat, wird auch in Zukunft funktionieren!“ ist nicht mehr aktuell, so der KSV1870. Es ist wirtschaftlich notwendig betrieblichen Kennzahlen berücksichtigen und diese Grundlage einen Unternehmen zu führen.

Herausforderungen des Jahres

In 2024 sahen sich Tiroler Unternehmen mit steigenden Kosten in vielen Bereichen konfrontiert, informierte der Kreditschutzverband. Zu den Hauptfaktoren gehörten gestiegene Fremdkapitalzinsen, Energie- und Personalkosten. Hinzu kam die verschlechterte internationale Wirtschaftslage.
Besonders die unsichere wirtschaftliche Situation in Deutschland hat erhebliche Auswirkungen auf den lokalen Markt gehabt, erklärte Klaus Schaller, Regionalmanager West von KSV1870:

Wirtschaftliche Schwächeperioden bei den wichtigsten Abnehmern Tiroler Produkte im europäischen Raum wirken sich - nach meiner Erfahrung - nicht unmittelbar auf die Insolvenzzahlen aus. Hier gibt es immer eine Nachlaufzeit von mehreren Monaten. Klar ist aber, dass bei einem stotternden Wirtschaftsmotor besonders die Industrie und das produzierende Gewerbe negative Auswirkungen spüren. Sollte es nicht rasch zu einer Erholung der Konjunktur kommen, erwarte ich, dass es auch in Tirol zu Anpassungen der betrieblichen Strukturen kommen wird. (Klaus Schaller, Regionalmanager West von KSV1870)

Unerfreuliche Prognose für 2025

Unabhängig von den Insolvenzverfahren über weitere Signa-Gesellschaften am Landesgericht Innsbruck erwartet der Kreditschutzverband im kommenden Jahr einen deutlichen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen in Tirol.

Die Experten betonten, dass das europäische Marktumfeld derzeit herausfordernd ist. Tirol profitiert zwar von einem ausgewogenen Branchenmix, der einen starken Fokus auf Tourismus, Industrie und Gewerbe legt. Aber die heimische Wirtschaft kann sich langfristig nicht von den allgemeinen, europäischen Entwicklungen abkoppeln kann. Deswegen werden die regionalen Märkte in den kommenden Jahren von den breiteren europäischen Trends und Herausforderungen beeinflusst. Das kann potenzielle Risiken und Unsicherheiten mit sich bringen, stellte der KSV1870 fest.

Laut seiner Prognose kommt erschwerend hinzu, dass aktuell die während der Coronakrise gewährten Überbrückungskredite zur Rückzahlung fällig werden. Bleiben die Betriebskosten weiterhin hoch und wurde in der Vergangenheit keine finanzielle Vorsorge getroffen, könnten einige Tiroler Unternehmen mit einer bislang nicht gekannten Liquiditätsproblematik konfrontiert werden.

Derzeit stehen viele Tiroler Unternehmen vor der Herausforderung, diese Überbrückungskredite zurückzuzahlen, erklärte der KSV1870. In Kombination mit weiterhin hohen Kosten und unzureichender finanzieller Planung könnten daraus erhebliche Liquiditätsengpässe entstehen, wie sie in diesem Ausmaß bisher nicht aufgetreten sind.

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In Tirol wurde der hohe Betrag der Passiva berechnet, aber die Anzahl der Unternehmenspleiten stieg im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig an, berichtete der Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870). | Foto: pixabay
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