Wir für Tirols Wirtschaft Teil 6
Dietmar Hernegger: "Zeitung wird überleben"

Druckereichef Dietmar Hernegger ist Spartenobmann in der Sparte Information und Consulting  in der WK-Tirol
  • Druckereichef Dietmar Hernegger ist Spartenobmann in der Sparte Information und Consulting in der WK-Tirol
  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Dietmar Hernegger, Sparte Information und Consulting, heute in unserer Serie "Wir für Tirols Wirtschaft".

Auch die Kommunikationsbranche hat massiv unter Corona gelitten. Wie geht es den Unternehmen nun im Sommer 2020?
Dietmar Hernegger: "Im Vergleich zu den vergangenen Jahren schlecht. Sehr betroffen war der Kommunikationsbereich oder Werbung generell. Besser ging es der Abfallwirtschaft, den Unternehmensberatern oder der IT-Branche."

"Und Ihrem Gewerbe, den Druckern?
Auch unsere Branche ist hart getroffen, es finden keine Messen, Events oder Großveranstaltungen statt, das trifft auch die Werbebranche sehr hart."

Digitalisierung ist das Schlagwort der kommenden Jahre. Wird diese in Tirol Arbeitsplätze kosten oder ist es auch eine große Chance?
"In unserer Sparte ist die Digitalisierung bereits jetzt schon sehr stark vertreten. Ob es ein Segen oder ein Fluch ist? Ich würde sagen, es profitieren beide Seiten, das Analoge wird nie ganz wegfallen, gerade in der Kommunikation oder im Printbereich."

Das heißt für Sie, Zeitungen werden überleben.
"Ja. Zumindest in unserer Generation."

Wie beurteilen Sie die Digitalisierungsbereitschaft in Tirol?
"Grundsätzlich sehr positiv, nur es geht ein wenig schleppend, speziell was den Breitbandausbau betrifft. Das dauert einfach seine Zeit, zumal es auch von der Bereitschaft der Gemeinden abhängt, hier rasch mitzuinvestieren. Speziell die jüngere Generation nutzt dieses schnelle Internet enorm und viele Unternehmen haben sich schon selber geholfen. Natürlich ist es im ländlichen Raum schwieriger als in den Ballungszentren."

5G ist umstritten und steht in der Kritik der Gegner. Wie sehen Sie das superschnelle Handynetz?
"Das wird sich nicht vermeiden lassen, die Geschwindigkeit muss sich einfach den gestiegenen Anforderungen anpassen. Eine kolportierte Gesundheitsgefährdung durch 5G halte ich für Panikmache."

Die IT-Branche sucht, nicht nur in Tirol, händeringend Mitarbeiter. Wird zu wenig ausgebildet? Wie sind die Zukunftschancen?

"Ja, die Firmen suchen dringend Nachwuchs. Nur, in Tirol gibt es zu wenige große Unternehmen, die den ausgelernten Facharbeitern das selbe bieten können wie etwa Industriezentren in Wien oder München. Und es ist noch viel zu wenig bekannt, dass IT auch ein Lehrberuf ist, wo es in Tirol freie Stellen gibt."

Consulting ist modern, viele kleine Unternehmen sind in den vergangenen Jahren entstanden. Braucht es noch neue?
"Ja, es gibt sehr viel Berater, auch in Tirol und das Angebot übersteigt derzeit eher den Bedarf. Gerade in unserer Sparte gibt es sehr viele Einpersonenunternehmen in diesem Bereich. Aber gute Consulter werden immer eine Chance am Markt haben."

Die Werbeetats vieler Unternehmen sind durch Corona extrem verkleinert worden. Ein Fehler?
"Nein, eher einfach eine wirtschaftliche Notwendigkeit durch den Lockdown. Aber ich hoffe, dass die Etats rasch wieder steigen, speziell in Werbung im regionalen Bereich."

Wie wird sich die Werbebranche in den kommenden Jahren verändern? Welche Medien werden verlieren? Wie beurteilen Sie Werbung in Social Media?
"Jede Werbeform hat seine Berechtigung. Denn wir haben auch unterschiedliche Altersstrukturen in Tirol. Ein gesunder Mix ist sicher in Zukunft ein gangbarer Weg, das jeweilige Zielpublikum zu erreichen. Der Printbereich wird eher abnehmen, auch Kaufzeitungen werden betroffen sein. Bei den Gratismedien könnte der Spruch 'was nichts kostet, ist nichts wert' durchaus zutreffen. Nur, Qualitätsjournalismus wird auch in Zukunft Bestand haben, egal ob Kauf- oder Gratismedium."

DSGVO. Gut zwei Jahre ist die ungeliebte Verordnung in Kraft. War der Aufwand gerechtfertigt? Gab es gröbere Probleme in Ihrer Sparte?
"Nein. Die Unternehmen haben im Bereich ihrer Möglichkeit versucht, die DSGVO so gewissenhaft wie möglich umzusetzen. Klar, die Verordnung war gut gemeint, denn Datenschutz ist für jeden Einzelnen wichtig. Und die Massenmails mit meist sinnlosen Angeboten sind dadurch weniger geworden, Aber es war und ist – speziell für die kleinen Unternehmen – schon ein enormer Aufwand."

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