Tirols Weg zur Energieautonomie
Die Zukunft der Energie im Testlauf
Das INNERGY Reallabor in Tirol testet unter realen Bedingungen, wie die Energiewende im Inntal gelingen kann. Ziel ist es, Wege zur vollständigen Umstellung auf erneuerbare Energien zu entwickeln.
INNSBRUCK. Wie würde das Inntal aussehen, wenn die Wärme- und Stromversorgung gänzlich auf erneuerbare Energien umgestellt wird? Welche Maßnahmen wären dafür nötig? Diesen Fragen geht das neue INNERGY Reallabor nach. Dort wird die Energiewende unter realen Bedingungen erprobt, um herauszufinden, was es braucht, damit diese auch in der Praxis gelingen kann. Das Reallabor wird dabei von zwei Säulen getragen, dem INNERGY Leitprojekt unter Leitung der Universität Innsbruck und dem INNERGY Innovationslabor unter Leitung der Energieagentur Tirol sowie der Standortagentur Tirol. Das Ziel ist es, aufzuzeigen, welche technischen, organisatorischen, wirtschaftlichen und sozialen Schritte erforderlich sind, um die Wärme- und Stromversorgung sowie die bestehenden Produktionsprozesse in Tirol vollständig auf erneuerbare Energien umzustellen.
Heute schon an morgen denken
Mit dem INNERGY Reallabor soll schon heute das mögliche Energiesystem von morgen getestet und entwickelt werden. Damit wird viel auf die Zusammenarbeit verschiedener Akteure gesetzt aus den unterschiedlichsten Bereichen gesetzt. Mario Gerber, Landesrat für Wirtschaft und Digitalisierung, erklärt:
„INNERGY probt als Reallabor im zentralen Inntalraum die Energiewende. Dabei werden zukünftige Situationen im Energiesystem am aktuellen Energienetz getestet. Finanziert wird das INNERGY Innovationslabor von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), die bis 2028 937.000 Euro bereitstellt. Das Land Tirol steuert zusätzlich 300.000 Euro bei. Mit einem Ausbau erneuerbarer Energieträger trägt Tirol nicht nur maßgeblich zum Klimaschutz bei, sondern wir machen uns auch unabhängiger von ausländischen Energieimporten. Dies ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu TIROL 2050 energieautonom.“
Energie – ein großes Thema an der Uni
Veronika Sexl, Rektorin der Universität Innsbruck, führt weiter aus:
„Die Forschung rund um die Themen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit sind ein wichtiger Bestandteil der wissenschaftlichen Arbeit der Universität Innsbruck. Um den Anteil an erneuerbaren Energiequellen erhöhen zu können, ist es entscheidend, einerseits Wärmetransport und -speicherung zu optimieren, damit möglichst wenig der Ausgangstemperatur verloren geht, andererseits die Abwärme zu nutzen und beispielsweise Großwärmepumpen einzusetzen. Um jedoch die Vorteile von Wärmespeichern voll auszuschöpfen, gilt es viele Fragen zu beantworten: Wann ist der optimale Zeitpunkt zum Beladen und Entladen des Wärmespeichers? Welcher Erzeuger lädt den Speicher mit welcher Temperatur – und wie viel Energie wird gespeichert? Wir haben mit diesem Projekt auch die Möglichkeit, den Campus Technikerstraße beim Ausstieg aus fossiler Energie als Reallabor zu verwenden. Daran arbeiten Kollege Wolfgang Streicher, Experte für den Einsatz von erneuerbarer Energie, und sein Team.“
Das INNERGY Leitprojekt versucht genau diese Fragen zu beantworten und beschäftigt sich im Detail mit der Flexibilisierung der Fernwärmeversorgung in der Tiroler Inntalfurche, genauer gesagt von Jenbach bis Innsbruck. Renommierte Tiroler Unternehmen und Organisationen setzen neun Teilprojekte um, die ein flexibles und effizientes Wärmeversorgungssystem (Erzeugung – Transport – Speicherung - Verbrauch) entwickeln, erproben und evaluieren.
Unternehmen im Fokus
„Aufgabe des INNERGY Innovationslabors ist es, Unternehmen und Organisationen, sowie darüber hinaus auch Regionen und Gemeinden in ganz Tirol, bei der Umsetzung auf dem Weg zur Energieautonomie zu unterstützen. Zudem werden im Rahmen des INNERGY Innovationslabors gezielt Musterlösungen für die Dekarbonisierung aus dem Leitprojekt entwickelt, die als Vorbild für andere Unternehmen und Organisationen dienen“,
so Marcus Hofer, Geschäftsführer der Standortagentur Tirol. Geleitet wird das Innovationslabor gemeinsam von der Energieagentur Tirol sowie der Standortagentur Tirol.
Keine Wunschvorstellungen
Karin Tausz, Geschäftsführerin der FFG, über die Leitinitiative „100 % Erneuerbare-Energie-Reallabore:
„Die Energiewende ist machbar. Reallabore zeigen, wie die Umstellung auf 100 % erneuerbare Energien nicht nur am Papier funktioniert, sondern auch in echten Umgebungen, das heißt in Regionen, wo engagierte Menschen und Unternehmen an Lösungen arbeiten. Die fünf Reallabore in Österreich dienen als Blaupause für die Energiewende und werden von der FFG mit insgesamt 22 Mio. Euro gefördert.“
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