Energie
Energieversorgung für Tirol – Wie hart wird der Winter?
Der Winter rückt näher und viele TirolerInnen machen sich Gedanken über die Energieversorgung bzw. mögliche Energieengpässe fürs Land. Seitens der Landesregierung gibt es beruhigende Worte: Die Energieversorgung über den Winter wäre aus heutiger Sicht gewährleistet.
TIROL. Müssen wir im Winter frieren und kalt duschen? Diese Frage stellen sich aktuell einige TirolerInnen mit dem Blick auf die Tiroler Energieversorgung. Neben Energiesparmaßnahmen verweist man in Österreich auf die zu 72 Prozent gefüllten Gasspeicher. Mit dieser eingespeicherten Gasmenge könne der Wintergasbedarf bis Ende der Heizsaison 2023 zum Großteil gedeckt werden, so die beschwichtigenden Worte in einer Presseaussendung des Landes.
Tirol kann auf Speichermengen zurückgreifen
Erstmals kann Tirol auch direkt auf die Speichermengen zugreifen. Das in den österreichischen Speichern gelagerte Gas wird über Deutschland transportiert. Zudem hat Tirol den Vorteil, dass es auf die von der Tiwag bewirtschaftete Gasspeicherscheibe zurückgreifen kann, welche derzeit zu rund 70 Prozent gefüllt ist.
„Aus heutiger Sicht kommen wir sicher über den Winter. Die Versorgung mit Gas, Strom und Öl ist nach aktuellem Stand gewährleistet. Energie zu sparen und die Energiewende voranzutreiben sind aber wichtiger denn je zuvor“,
betont Energielandesrat LHStv Josef Geisler.
Dass Tirol in den letzten Jahrzehnten die Wasserkraft kontinuierlich ausgebaut hat, zahlt sich in der aktuellen Situation aus. Man kann den Strombedarf über das Jahr gesehen, bereits annähernd aus heimischer Erzeugung decken.
Aktuell kein Gasfluss aus Russland
Die österreichischen Gasspeicher stehen bei 72 Prozent, doch wird das reichen für den Winter? Wie Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der E-Control, erläutert, ist das angepeilte Ziel 80 Prozent. Aktuell gibt es aber keinen Gasfluss über die Nord Stream 1 nach Europa und somit auch nicht nach Österreich. Der Gasfluss ist nach Beendigung der Wartungsarbeiten nicht wiederaufgenommen worden. Ursprünglich wurde angekündigt, dass diese Arbeiten mit 3. September beendet werden sollen.
Allerdings fließt weiterhin aus der Ukraine Gas und sichert somit die Versorgung Österreichs. Auch die Einspeicherung in die heimischen Gasspeicher würde deswegen weiterhin zum Teil mit großem Ausmaß erfolgen, so Urbantschitsch. Wenn dies so weitergeht, könnte man aus "heutiger Sicht das Speicherziel von 80 Prozent zu Beginn der kalten Jahreszeit" erreichen, so der E-Control Vorstand zuversichtlich.
Gibt es Maßnahmen zur Versorgungssicherheit?
Auf nationaler und europäischer Ebene wird derzeit an Maßnahmen gearbeitet, um die Energieversorgungssicherheit weiterhin zu erhöhen. Bisher gibt es strategische Gasreserven und geschützte, eingespeicherte Gasmengen für EndkundInnen. Jetzt peilt man an, das Großabnehmer zur Gassubstitutionsvorbereitung verpflichtet werden oder dass es einen Kostenersatz für Gasdiversifizierung geben soll. Außerdem sollen Anreize in der Umweltförderung geschaffen werden wie das "Save Gas for a Safe Winter"-Paket der EU-Kommission. Letzteres umfasst z.B. freiwillige, aber auch verpflichtende Verbrauchsreduktionen in den jeweiligen Mitgliedstaaten.
Bezüglich der Wirtschaft erläutert Urbantschitsch, dass vorsorgliche Krisenpläne ausgearbeitet wurden. Acht Verordnungen wurden angepasst und vorbereitet, einige davon wären bereits in Kraft getreten, andere sind für mögliche Eskalationsstufen vorsorglich ausgearbeitet. Auch eine eigene Hotline für die Großverbraucher wurde seitens der E-Control eingerichtet.
Letztendlich gibt es noch beruhigende Worte von Erich Entstrasser, Vorstandsvorsitzender der Tiwag:
„Wir sind auf den Winter mit unseren eigenen Anlagen und unserem Gasspeicher bestmöglich vorbereitet. Für die Tiroler Haushalte sollte es in diesem Winter nach derzeitigem Kenntnisstand keine Versorgungsengpässe bei Gas und bei Strom geben. Die bestellten Gasmengen werden aktuell planmäßig geliefert."
Was wenn der Strom knapp wird?
Für den Gasbereich ist alleine der Bund zuständig, für den Strombereich gibt es im Krisenfall eine geteilte Zuständigkeit zwischen Bund und Ländern. Käme es zu einer Verknappung von Strom, gibt in einem ersten Schritt der Bund österreichweit Einsparungsziele vor und kann den Verbrauch von Großabnehmern beschränken oder diese ganz vom Netz nehmen. In einem weiteren Schritt legt das Klimaschutzministerium Stromkontingente für die einzelnen Bundesländer fest.
Die Stromkontingente zu bewirtschaften ist Aufgabe der Bundesländer, die dabei von einem Energielenkungsbeirat unterstützt werden. Der Energielenkungsbeirat besteht in Tirol aus 13 VertreterInnen der Sozialpartner, ExpertInnen aus dem Energiewesen und der Landesverwaltung.
„Im Gegensatz zu einem Blackout geht es bei einer Strommangellage um eine geordnete, zeitlich gestaffelte gebietsweise Zuteilung von Strom. Wir erarbeiten derzeit vorsorglich verschiedene Szenarien, damit wir auch im Falle einer Stromknappheit gut über die Runden kommen“,
führt LHStv Josef Geisler aus.
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