Juristische Klarheit

Rechte und Pflichten von Hundebesitzern

Welche Rechte hat ein Jäger, wenn ein freilaufender Hund in den Wald läuft? Wer haftet, wenn ein Hund einen Unfall verursacht? Und unter welchen Umständen darf jemand sogar die Autoscheibe einschlagen, um einen Hund zu retten, der in einem überhitzten oder unterkühlten Auto eingesperrt ist? Rechtsanwältin Julia Konzett erklärt welche gesetzlichen Regelungen für Hundebesitzer in Tirol gelten und was man im Umgang mit Tieren wissen sollte, um rechtliche Probleme zu vermeiden.

Darf ein Jäger meinen freilaufenden Hund im Wald erschießen?
KONZETT: Die Regelungen dazu finden sich in den Jagdgesetzen der Bundesländer, die unterschiedlich gestaltet sind. Das Tiroler Jagdgesetz räumt Jagdschutzorganen die Befugnis ein, Hunde, die wildern oder sich außerhalb der Einwirkung ihres Halters befinden und offensichtlich eine Gefahr für das Wild darstellen, erschießen zu dürfen. Dies betrifft beispielsweise freilaufende Hunde, die allein oder in einer so großen Entfernung vom Halter oder einer Begleitperson unterwegs sind, dass kein Ruf- oder Sichtkontakt mehr besteht. Grundsätzlich gibt es Ausnahmen für Haushunde oder Gebrauchshunde – wie Jagd-, Such-, Blinden-, Polizei- und Hirtenhunde –, wenn sie als solche erkennbar sind. Es kommt demnach auf den Einzelfall an, wobei das Wildern eine Voraussetzung für das Erlegen des Hundes darstellt.

Haftung im Falle eines Unfalls: Bin ich verantwortlich, wenn mein Hund während eines Spaziergangs einen Fahrradunfall verursacht?
Die Haftung wird jeweils einzelfallbezogen und unter Berücksichtigung der konkreten Umstände überprüft. Wenn beispielsweise ein Hund freiläuft, einem Radfahrer vor oder in das Fahrrad springt und dem Hundehalter bekannt ist, dass sein Vierbeiner ungestüm ist oder aggressiv auf Fahrräder reagiert, wird eine Haftung für die Folgen bestehen. Der Oberste Gerichtshof hat im Jahr 2023 sogar die Haftung eines Hundehalters bejaht, als eine Fahrradfahrerin einem nicht angeleinten bellenden Hund auswich und stürzte. In der Entscheidung wurde aus rechtlicher Sicht betont, dass auch von gutmütigen Tieren durch unkontrollierte Bewegungen Schaden verursacht werden kann. Der Hundehalter ist nicht nur für die angemessene Verwahrung seines Hundes verantwortlich, sondern auch im Schadenersatzprozess beweispflichtig.

Darf jemand die Autoscheibe einschlagen, um einen Hund zu retten, wenn es im Auto angeblich zu heiß oder zu kalt für ihn ist?
Wenn Gefahr in Verzug besteht, also Leib und Leben des Hundes bedroht sind und keine anderen Möglichkeiten bestehen, ist das Einschlagen einer Scheibe als entschuldigender Notstand rechtlich gedeckt. Idealerweise sollte man vor dem Einschlagen der Scheibe die Situation mit Foto oder Video dokumentieren, um den Notstand nachzuweisen und den Grund des Einschreitens zu belegen. In einem solchen Fall hat der Fahrzeughalter keinen Anspruch auf Schadenersatz für die eingeschlagene Scheibe.

Wann und unter welchen Umständen bin ich gesetzlich verpflichtet, meinen Hund anzuleinen oder ihm einen Maulkorb anzulegen?
In Tirol gilt im bebauten Gebiet flächendeckend eine Leinenpflicht für Hunde, die teilweise auch schon auf Wanderwegen außerhalb von Ortschaften besteht. In bestimmten Bereichen, wie in öffentlichen Verkehrsmitteln sowie vor Schulen und Kindergärten, besteht zusätzlich eine Maulkorbpflicht.

Inwiefern haftet eine Person, die ihren Hund an einer Raststätte aussetzt?
Wer einen Hund auf einer Raststätte oder an einem anderen Ort aussetzt, begeht den Straftatbestand der Tierquälerei, sodass ein Strafverfahren droht. Das Aussetzen eines Tieres stellt eine bewusste Entledigung desselben dar, was nicht nur strafrechtlich relevant, sondern auch grob sorgfaltswidrig ist. Wenn ein ausgesetzter Hund einen Schaden verursacht, haftet der bisherige Eigentümer, der das Tier ausgesetzt und dadurch den Schaden ermöglicht hat.

Welche gesetzliche Regelung gilt für Wachhunde und wie wird ein Wachhund definiert?
Als Wachhunde gelten Hunde, die ständig zum Bewachen von land- oder forstwirtschaftlichen Betrieben, von Magazinen, Lagerräumen, Lagerplätzen oder ähnlichen Betriebsstätten oder von Gebäuden, die mehr als 250 Meter in der Luftlinie vom nächsten bewohnten Gebäude entfernt sind, verwendet werden. Der Wachhund wird aufpassen, dass sich niemand Unbefugtes Zutritt verschafft und Bewegungen sofort laut melden, sodass sich Personen meist schnell wieder entfernen und es nicht wagen, das Grundstück einfach zu betreten.

Wann haftet ein Hundebesitzer?
Entsprechend der gesetzlichen Bestimmung zur Tierhalterhaftung haftet der Halter eines Hundes grundsätzlich für alle Schäden, die durch die Vernachlässigung der erforderlichen Verwahrung und Beaufsichtigung des Hundes entstehen. Bei der Bestimmung des Maßes der erforderlichen Beaufsichtigung und Verwahrung spielen insbesondere die Gefährlichkeit eines Tieres, sowohl nach seiner Art als auch seiner Individualität, sowie die Möglichkeit der Schädigung durch das spezifische Tierverhalten eine Rolle. Demnach gilt die Regel: Je gefährlicher ein Tier ist, desto sorgfältiger muss es verwahrt werden. Dieser Haftungsmaßstab und die Verwahrungsverpflichtung gelten für alle Hunde und in allen Situationen, wobei diese stets im Einzelfall überprüft und beurteilt werden.

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