Gesundheit
Notfallversorgung bei Herz-Kreislauf-Stillstand verbessert
700 Reanimationen sind jedes Jahr in Tirol nötig. Umso besser, dass das Land jetzt als österreichweites erstes Bundesland bei der sogenannten "Resuscitation Academy" beteiligt ist.
TIROL. Reanimation kann bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand Leben retten. Jährlich müssen in Österreich über 10.000 Menschen reanimiert werden, etwa 700 davon in Tirol. Um die Notfallversorgung zu verbessern, nahm Tirol als erster Rettungsdienstbereich Österreichs am Programm „Resuscitation Academy“ teil. Das Programm umfasst Maßnahmen wie die Teilnahme am Deutschen Reanimationsregister und den Einsatz moderner Reanimationstechniken, mit dem Ziel, jährlich 100 zusätzliche Leben zu retten. Land und Stadt Innsbruck investierten rund 350.000 Euro in diese Verbesserungen.
Vollständiges Bild über Reanimationssituation in Tirol
Das Deutsche Reanimationsregister (GRR) ist eine Online-Datenbank zur standardisierten Erfassung von präklinischen und innerklinischen Reanimations- sowie Nachversorgungsdaten von PatientInnen mit Herz-Kreislauf-Stillstand. Nach zehnjähriger Teilnahme des Notarztstützpunkts Innsbruck-Stadt hat das Land Tirol nun beschlossen, dass alle Tiroler Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF) und Notarzthubschrauber (NAH) am Register teilnehmen. Auch die Nachversorgungsdaten aus den Krankenhäusern sollen künftig erfasst werden.
„Dies ermöglicht uns erstmals ein vollständiges Bild über die Reanimationssituation in Tirol. Aus diesen Daten können die Stärken und Schwächen des Systems allgemein, aber auch bezogen auf jeden einzelnen Stützpunkt, gezogen werden. Das Register stellt damit die Grundlage für die Weiterentwicklung der Reanimation in Tirol dar“,
betonte LRin Hagele.
„Mit der Teilnahme an der ‚Resuscitation Academy‘ wollen wir gemeinsam die optimale Versorgung bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand erreichen und gleichzeitig das gesamte Notfall-Versorgungssystem in Tirol kontinuierlich verbessern.“
Vom Einsatzort bis zur PatientInnen-Übergabe
Dieses Jahr wurden alle 13 in Tirol stationierten Notarzteinsatzfahrzeuge mit einer einheitlichen mechanischen Reanimationshilfe ausgestattet. Dadurch können alle NotfallsanitäterInnen des Rettungsdienstes nach einem standardisierten Schulungskonzept ausgebildet werden. Die mechanische Reanimationshilfe unterstützt das Personal besonders beim Patiententransport im Rettungswagen, steigert die Sicherheit und Effizienz der Reanimation und erleichtert die Übergabe der PatientInnen an die Notfallambulanzen der Tiroler Krankenhäuser.
Zusätzlich zu den Basismaßnahmen der Wiederbelebung, wie der Herzdruckmassage oder kardiopulmonalen Reanimation (CPR), wird bei bestimmten Formen des Herz-Kreislauf-Stillstands eine extrakorporale kardiopulmonale Reanimation (eCPR) empfohlen. Diese fortgeschrittene Methode nutzt maschinelle Unterstützung, um die Funktion von Herz und Lunge teilweise oder vollständig zu übernehmen.
„Diese neue intensivmedizinische Reanimationstechnik kommt dann zum Einsatz, wenn Medikamente und anderen Therapien ein Lungen- oder Herz-Kreislaufversagen nicht aufhalten können und verschafft so mehr Zeit, um die Ursache des Herzstillstands zu beheben. Sie ist allerdings auch sehr ressourcenintensiv, denn die eCPR erfordert spezielle Geräte und hochqualifiziertes Personal, was ihre Verfügbarkeit auf spezialisierte Zentren beschränkt“,
erläuterte Klinikdirektorin Sinner.
In über zwei Drittel der Fälle kann die Herz-Lungen-Maschine bereits nach wenigen Tagen wieder entfernt werden. Seit März 2024 wurde an der Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik für Herzchirurgie im Schockraum des Landeskrankenhauses Innsbruck ein rund um die Uhr verfügbares eCPR-Programm eingerichtet.
Projekt „HERZsicher“
Bei einem Herzstillstand sinkt die Überlebenschance pro Minute um zehn Prozent, und bereits nach drei Minuten können im Gehirn erste bleibende Schäden auftreten. Für Betroffene bedeutet dies eine lebensbedrohliche Situation, die sofortiges, entschlossenes Handeln erfordert. Um das Bewusstsein für lebensrettende Sofortmaßnahmen zu stärken, wurde 2020 die Initiative „HERZsicher Innsbruck“ ins Leben gerufen, eine Kooperation der Stadt Innsbruck mit dem Österreichischen Roten Kreuz und den Tirol Kliniken.
Im Fokus standen seither Erste-Hilfe-Kurse und der laufende Ausbau des öffentlichen Defibrillator-Netzes.
„Insgesamt sind etwa 200 und davon rund 70 öffentlich zugängliche Defibrillatoren im Stadtgebiet installiert. Zudem haben bereits mehr als 500 Personen im Rahmen der HERZsicher-Initiative ein Reanimationstraining mit Defibrillator-Einsatz absolviert, um im Notfall schnell und sicher handeln zu können. Ziel der Initiative ist es, 100 Leben mehr nach einem Herzstillstand zu retten. Damit soll Innsbruck zur herzsichersten Stadt im Alpenraum werden“,
erklärte Innsbrucks Bürgermeister Anzengruber. Das Projekt wird seit Oktober 2023 als „HERZsicher Tirol“ weitergeführt und soll landesweit ausgerollt werden.
In zehn Schritten zur verbesserten Notfallversorgung
Die Versorgung von PatientInnen mit Herz-Kreislauf-Stillstand kann trotz etablierter Qualitätsstandards und leitliniengerechter Behandlung weiter optimiert werden. Ziel der „Resuscitation Academy“ ist es, diese Versorgung systematisch und nachhaltig nach einem 10-Schritte-Programm zu verbessern.
„Eine erfolgreiche Wiederbelebung fordert das gesamte System der Notfallmedizin, beginnend bei den Ersthelfenden bis hin zu den spezialisierten Teams der Krankenhäuser. Wir konnten im Rahmen des Projektes ‚Resuscitation Academy‘ einen 10-Schritte Plan absolvieren, um durch diverse langfristige Maßnahmen – wie die Einführung eines tirolweiten Reanimationsregisters – das Ziel zu erreichen, die Überlebenswahrscheinlichkeit eines Herz-Kreislaufstillstandes weiter zu erhöhen“,
betonte Projektleiter Krösbacher.
Das Programm in Tirol konzentrierte sich auf vier zentrale Punkte: die Erfassung und Analyse von Daten durch ein flächendeckendes Reanimationsregister, die optimierte telefonische Anleitung zur Herzdruckmassage durch die Leitstelle Tirol, die bestmögliche Ausstattung der Notarzteinsatzfahrzeuge sowie die enge Zusammenarbeit zwischen Rettungsdienst und Klinik. Dabei kommen modernste Technologien wie die mechanische Reanimationshilfe und das eCPR-Programm zum Einsatz.
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