Susi Mayrhofer - MUTmachende Frau
"Wir haben nie die Freude am Leben verloren!"

- Familie Mayrhofer: "Viel Kraft finden wir im gemeinsamen Reisen, im gemeinsamen Erleben schöner Momente."
- Foto: Privat
- hochgeladen von Georg Larcher
Marianne Hengl von "RollOn Austria" nominiert "MUTmachende" Frauen, eine davon ist Susanne Mayrhofer.
TELFS. Das Drama beim Air & Style Festival im Dezember 1999 am Bergisel veränderte das Leben einer Telfer Familie für immer. Die Söhne von Susanne Mayrhofer waren mittendrin, als unter 40.000 Besuchern plötzlich Panik ausbrach.
Es sollte für die Familie Mayrhofer ein herrlich unbeschwerter Tag werden. Doch dann gibt es im Radio die ersten Schreckensnachrichten: Am Bergisel brach eine Massenpanik aus, Tote und Verletzte werden befürchtet. Susanne Mayrhofer versucht sofort ihre Söhne und deren Onkel, der mit ihnen dabei war, telefonisch zu erreichen, doch ohne Erfolg.
Dann der Rückruf des Onkels: Er und Klaus können Wolfgang nicht mehr finden. Sie wurden im Trubel des Geschehens getrennt. Susanne fährt in die Notaufnahme der Klinik. Susanne glaubt immer noch nicht, dass Wolfgang unter den Schwerverletzten ist.
Dann erzählen die Ärzte von einem nicht identifizierten Jugendlichen in der Traumatologischen Intensivstation. Nach viel Überzeugungsarbeit darf Susanne zu diesem Jugendlichen. Es ist ihr Sohn. Sechs junge Frauen sterben beim Bergisel-Unglück, vier junge Menschen werden zu Pflegefällen. Einer von ihnen ist Wolfgang.
Im BEZIRKSBLÄTTER-Interview erinnert sich Susanne an diese Zeit, berichtet vom Hoffen auf Fortschritte und wie die Familie wieder Kraft schöpfen und Freude am Leben finden konnten.
An das Drama am Berg Isel erinnern sich viele, für euch hat sich das Leben schlagartig verändert ...
SUSANNE MAYRHOFER: Das Leben hat sich vor allem für Wolfgang grundlegend geändert. Aus einem lebenslustigen 15-Jährigen ist ein Pflegefall geworden, der aber immer noch lebenslustig ist. Wir haben in der ersten Zeit nur funktioniert. Abwechselnd haben sich mein Mann und ich um die Geschwister von Wolfgang gekümmert, einer von uns war immer auf der Intensivstation bei Wolfgang.
Prägende Gedanken waren sicherlich: Warum er? Wird er die nächsten Stunden, Tage überleben? Wie geht es weiter? Heute ist diese Zeit irgendwie verschwommen. Wir würden aber wieder all unsere Energie in die Familie, unsere Kinder investieren.
Wie geht es Wolfgang heute?
Wolfgang sitzt im Rollstuhl, braucht in fast allen Belangen seines Lebens viel Hilfe. Er kann mit uns Lachen, Weinen, nimmt am Familienleben teil, ist ein sozialer junger Mann, der gerne reist.
Welche Fortschritte hat er zuletzt gemacht und was gibt euch Kraft?
Sein Behinderungsbild hat sich stabilisiert, er und auch wir haben gelernt, damit umzugehen und zu leben. Es behindert uns nicht im Umgang und auch nicht in unserem Alltag mit ihm. Seit zehn Jahren besucht er die Tagesstruktur des SLW in Innsbruck. Er fühlt sich wohl dort und macht weitere Fortschritte. Natürlich ist es manchmal schwer, sich immer wieder neu zu motivieren, aber die Familie und gute Freunde haben uns immer bestärkt. Außerdem: Verzweifeln nützt niemandem was! Schon gar nicht mir selber!
Auf welche Hilfe konntet ihr damals und könnt ihr heute zählen?
Damals haben sich Freundschaften verändert, wir haben Freunde dazu gewonnen. Wir haben viel Unterstützung durch den Veranstalter des Air&Style erfahren, eine schöne Freundschaft hat sich zu ihm und seiner Mutter entwickelt. Natürlich gab es auch andere Unterstützung, rechtlich und finanziell, ohne die viele Dinge nicht so gut zu bewältigen gewesen wären. Bis heute aber können wir auf unsere Kinder, die Familie und gute Freunde zählen.
Wie habt ihr wieder Freude am Leben gefunden?
Wir haben nie wirklich die Freude am Leben verloren. Aus Verantwortung für unsere drei Kinder haben wir versucht, das Leben zu genießen. Viel Kraft finden wir im gemeinsamen Reisen, im gemeinsamen Erleben schöner Momente. Ich hole mir meine Energie beim Sport, beim Basteln, Kochen oder Torten backen – eigentlich allem, bei dem ich in irgendeiner Weise kreativ sein kann. Gemeinsame ‚Auszeiten‘ für meinen Mann und mich bieten sich, wenn Wolfgang z.B. auf Reha ist oder er mit den Maltesern eine Reise machen kann.
Welchen Rat kann man Müttern geben, die ein ähnliches Schicksal erleiden?
Es steht mir nicht zu, anderen Müttern eine Rat zu geben. Jedes Schicksal, das ein Mensch erleidet, ist einzigartig und für diesen ‚das‘ Schicksal. Den Begriff ‚Schicksal‘ mag ich eigentlich nicht. Für mich sind es besondere Herausforderungen, denen wir uns immer wieder stellen müssen. Aber mir ist es wichtig, dass niemand, der, wie wir ein Familienmitglied pflegt, ein schlechtes Gewissen haben darf, wenn er mal nur auf sich selbst schaut! Das verlieren gerade wir Mütter/Frauen sehr oft aus den Augen! Ich muss immer noch lernen, Hilfe anzunehmen, obwohl ich weiß, dass das kein Zeichen von Schwäche ist.
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