Ehrenamtliche unermüdlich im Einsatz
Rekordsommer für die Bergrettung Tirol

Bergretter: Langzeit-Ehrenamtlicher und Bgm. Christian Ihrenberger und Jan Reiter, Schriftführer und einer von acht Einsatzleitern.
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Von Juni bis August 2024 musste die Bergrettung Tirol insgesamt 1.392 Einsätze bewältigen – so viele wie noch nie zuvor in einem Sommer. Besonders gefordert war dabei die Bergrettungs-Ortsstelle Scharnitz. MeinBezirk bat zwei der Scharnitzer Bergretter zum Gespräch, Langzeit-Ehrenamtlicher und Bgm. Christian Ihrenberger und Jan Reiter, Schriftführer und einer von acht Einsatzleitern.

SCHARNITZ. Über 159 Quadratkilometer erstreckt sich das Einsatzgebiet der Bergrettung Scharnitz. 45 Einsätze verzeichneten die Retter der Tourismusgemeinde am Eingang zum Karwendel im heurigen Jahr (Stand Montag, 2.12.).

Ein herausforderndes Terrain

Im Schnitt vergeht also keine Woche ohne einen größeren Einsatz speziell in den bekannten Karwendeltälern (Hinterautal, Gleirschtal u.a.), auf hohen Bergen wie die Birkkarspitze oder die Pleisenspitze sowie auf unzähligen Wanderrouten und Hütten, die sich über das riesige Gebiet erstrecken:

"Wir betreuen die Region, die von uns aus strategisch einfacher erreicht werden kann als andere Ortsstellen, die zu bestimmten Stellen Umwege machen müssten",

erklärt Schriftführer Jan Reiter. Manchmal rückten die Retter auch zwei- bis dreimal am Tag aus, erklärt Bürgermeister Christian Ihrenberger. Der erfahrene Retter blickt auf 42 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit bei Feuerwehr und Bergrettung zurück und hebt hervor, wie wichtig die regelmäßigen Übungen für den Ernstfall sind: „Rund 20-mal im Jahr trainieren wir für verschiedene Szenarien.“ Oft arbeiten dabei mehrere Einsatzorganisationen wie Polizei, Feuerwehr und Rotes Kreuz sowie Notarzt-Hubschrauber eng zusammen. Bei Suchaktionen und Notfällen zählt jede helfende Hand.
"Bisher haben wir in diesem Jahr 362 Einsatzstunden geleistet", nennt Jan Reiter eine weitere beeindruckende Zahl. Der 30-jährige Zirler ist einer von acht Einsatzleitern, der auf ein bestens ausgebildetes und in vielen Belangen sehr kompetentes Team verweist:

"Bei jeder Alarmierung steht sofort ein kompetentes Team bereit. Neben bergungstechnischen Fähigkeiten verfügen wir auch über umfassende medizinische Kompetenz. Unsere Ortsstelle zeichnet sich durch eine ungewöhnlich hohe Dichte an Krankenpflegern, Rettungs- und Notfallsanitätern aus."

Reiter selbst ist Notfallsanitäter mit NKV-Kompetenz („Venenzugang und Infusion“), so können auch schwer Verletzte direkt von den Rettern bis zu einem bestimmten Grad versorgt und schmerzfrei gehalten werden, bis der Notarzt eintrifft.

Foto: Stefan Voitl

Ausrücken bei "Bergrettungswetter"

Die meisten Einsätze entstehen durch Unfälle bei Wanderungen, gefolgt von Stürzen und Ausrutschern beim Mountainbiken. Besonders in den steinigen Geröllfeldern des Karwendelgebirges passieren viele Missgeschicke. "Dieses Jahr haben E-Biker die Einsatzzahlen deutlich nach oben getrieben", betont Ihrenberger:

"Vor allem Kopfverletzungen sind ein Problem. Es kann nicht oft genug betont werden, wie wichtig ein Helm ist."

Besonders riskant sei es, wenn unerfahrene Personen E-Bikes ausleihen und mit den schweren Geräten, gerade wenn es abwärts geht, überfordert sind.
Ein weiterer Faktor sind medizinische Notfälle und mangelnde Tourenplanung, wenn Wanderer von Schlechtwetter und Dunkelheit überrascht werden und Gehzeiten unterschätzen.

„Die meisten Alarmierungen kommen bei ‚Bergrettungswetter‘ – also wenn der Regen horizontal daher kommt, bei Wind, Kälte oder Schnee, also auch wenn der Notarzt-Hubschrauber nicht fliegen kann“,

erklärt Reiter. Nachteinsätze und stundenlange Märsche bei widrigen Bedingungen gehören fast zur Routine. Die Retter nehmen große Strapazen auf sich. Mehr als ein Dank der Geretteten bekommen die Retter selten. „Die Kosten tragen die Betroffenen oder ihre Versicherungen an die Landesleitung, beziehungsweise an die Ortsstellen für Material innerhalb der Ortsstelle“, sagt Reiter.

„Unsere Ausrüstung finanzieren wir aus eigener Tasche. Trotzdem: jeder, der bei uns ist, macht es freiwillig und hilft gerne."

Foto: Jan Reiter

Uneigennützige Einsatzbereitschaft

Dass Bergretter oft auch mit der Unvernunft mancher Wanderer und E-Biker zu tun haben, mit Leuten, die schlecht ausgerüstet und unvorbereitet große Touren unternehmen, wird im Einsatz ausgeblendet:

"In erster Linie sind wir da, um Menschen zu helfen, die Hilfe nötig haben. Die Alpinpolizei wird bei jedem Einsatz über die Leitstelle Tirol mit alarmiert, die bietet uns ihre Unterstützung an, wenn nötig, nimmt Daten auf und klärt etwa auch, wenn Fahrlässigkeit vorliegt, das beurteilen nicht wir."

Ausreichender Versicherungsschutz sollte bei Touren eine Selbstverständlichkeit sein, eine Fördermitgliedschaft um nur 36 Euro bei der Bergrettung  schützt auch vor hohen Bergungskosten auch für enge Angehörige, wirbt Reiter.

Hilfe für die Helfer

Ihrenberger weist noch auf die Notrufnummer 140 und 112 hin:

"Wenn in einem Tal kein Empfang ist, dann ist man mit der Euro-Notrufnummer 112 gut beraten, die sucht sich das beste Netz aus, unabhängig vom Netzanbieter. Auch bei Stromausfällen etwa im Dorf ist diese Nummer immer ein guter Tipp."

Gut beraten ist man auch, die Bergrettungs-App (bzw. SOS EU ALP) aufs Smartphone zu laden, die Koordinaten aussendet. Damit wissen die Retter auch, wo genau sie Verletzte suchen müssen.
Die ehrenamtliche Einsatzorganisation wird im Tourismusland Tirol leider immer noch stiefmütterlich behandelt, sagt Bgm. Christian Ihrenberger:

"Die Bergrettung trägt in unserem Land maßgeblich zur Sicherheit bei. Es wäre an der Zeit, dass sie von der Landesregierung ähnlich gefördert wird wie die Feuerwehr, die ist in vielen Dingen schon besser dran."

Alles ehrenamtlich zu bewerkstelligen, zeugt von der sehr hohen Motivation, Professionalität und guten Ausbildung und Organisation der Bergretterinnen und Bergretter. Reiter wird dabei auch nicht müde, sich besonders bei den Spendern und Sponsoren wie Gemeinde und fördernde Mitglieder zu bedanken: "Ohne die geht es einfach nicht."

Weitere Infos zur Bergrettung Scharnitz  HIER

Foto: Stefan Voitl
Bergretter: Langzeit-Ehrenamtlicher und Bgm. Christian Ihrenberger und Jan Reiter, Schriftführer und einer von acht Einsatzleitern.
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