Weltneuheit
Erste Erntemaschine für die Maisspindel als Anhänger
Die Steiermark ist bekanntermaßen fruchtbarer Boden für Forschung und Innovation. Das beste Beispiel dafür ist eine Maisspindel-Erntemaschine als Anhängervariante, die nun in Halbenrain offiziell präsentiert worden ist. Sie hilft dabei, den Nachhaltigkeitsbooster Maisspindel schnell und effizient aufzusammeln, zu reinigen und zu sortieren.
HALBENRAIN. Von einem großen Tag für die heimische und internationale Landwirtschaft konnte man nun in der Markgemeinde Halbenrain sprechen. Schauplatz war das Betriebsareal der Tschiggerl Agrar Gmbh, einem Unternehmen, das in vierter Generation geführt wird. Begonnen hat dort alles mit der Tierzucht – zunächst Kühen und Schweinen, später dann Geflügel – aktuell steht man für Lohndrusch, Trocknung und den Handel von Agrarprodukten.
Von Anfang lebte die Familie die Innovation. Wie Harald Tschiggerl erzählt, war Großvater Franz der erste steirische Landwirt mit einem gezogenen Mähdrescher. Nun landet man gemeinsam mit Partnern den ganz großen Wurf.
Der Alleskönner Maisspindel
Im Mittelpunkt des Geschehens steht die Maisspindel bzw. eine Möglichkeit, diese effizient aufzusammeln. Die Spindel wird von den Tschiggerls selbst als erneuerbare Energiequelle bzw. zum Heizen und in der Folge für das Trocknen von Mais genutzt. Außerdem wird die Spindel ganz allgemein als Bindemittel in der Industrie und als Einstreu in der Tierhaltung genutzt.
Zwei Jahrzehnte Denkarbeit
Laut Harald Tschiggerl habe man schon 2004 erste Überlegungen für eine technische Lösung angestellt und 2008 eine erste Maschine als Aufsatz beim Mähdrescher entwickelt. Nun präsentiert man ganz neu eine Anhängemaschine, mit der man die Maisspindel ganz einfach "ernten" kann.
Der steirische Agrarspezialist Ascon3, Unternehmenstochter von „Steirerkraft“-Produzent Alwera, hat im Auftrag von Landwirt Harald Tschiggerl den Prototypen entwickelt. Und so funktioniert es: Ein sich drehendes Fördersystem sammelt die Spindeln auf und leitet sie in den Erntewagen der Maschine weiter. Noch während dieses Vorgangs werden die Spindeln gereinigt und sortiert bzw. in den zehn Kubikmeter großen Laderaum transportiert.
Eine Weltneuheit
Dass man diese Innovation gar nicht hoch genug einschätzen kann, betont Alfred Kindler als Landwirtschaftskammer-Experte für Agrar, Biomasse, Klima und Energie-Recht: "Hierbei handelt es sich um eine Welteneuheit", lässt er wissen.
Essenzielle Alternative zu Heizöl
„Indem wir ein bislang ungenutztes Nebenprodukt der Maisernte in eine wertvolle Ressource verwandeln, schaffen wir sowohl eine neue Einkommensquelle für Landwirte als auch eine umweltfreundliche Energiealternative. Die thermische Nutzung von Maisspindeln bietet enorme Potenziale für die Energiewende“, erklärt Erfinder Tschiggerl.
Ein Rechenbeispiel: Pro Hektar Maisfläche lässt sich etwa eine Tonne Kolben gewinnen – das entspricht einem Energiegehalt von etwa 600 Litern Heizöl. Hochgerechnet auf die steirischen Maisanbauflächen von 60.000 Hektar sollen durch die Entwicklung 36 Millionen Liter Heizöl ersetzt werden.
Beitrag zum Klimaschutz
Ein Einsatzgebiet der Maisspindel ist, wie es die Tschiggerls vormachen, eben die Trocknung von Mais. Mit etwa eineinhalb Tonnen Spindelmaterial können bis zu fünf Hektar Mais getrocknet werden. „Damit bietet sich für Landwirte auch die attraktive Möglichkeit, ihren Energiebedarf teilweise selbst zu decken und gleichzeitig auf eine umweltfreundliche und CO₂-neutrale Alternative zurückzugreifen. Dieser Schritt ist nicht nur ökonomisch sinnvoll, sondern auch ein Beitrag zum Klimaschutz. Unsere Technologie zeigt, dass nachhaltige Landwirtschaft und wirtschaftliche Effizienz Hand in Hand gehen können“, erklärt Andreas Cretnik, Vorstandsmitglied von Ascon3-Unternehmensmutter Alwera.
Wichtiger Umweltaspekt: Untersuchungen der TU Graz zeigen, dass beim Verrotten der Spindeln genauso viel CO₂ freigesetzt wird wie bei ihrer Verbrennung, was bedeutet, dass die thermische Nutzung der Maisspindeln klimaneutral ist.
Wie geht die innovative Reise nun weiter?
Für den von Ascon3 und Tschiggerl entwickelten Prozess wurde kürzlich das Patent eingereicht. Schon ab dem kommenden Jahr soll die Maschine in Kleinserie produziert und international exportiert werden. Unterstützung erfährt die Innovation bzw. mit einer Viertelmillion budgetierte Entwicklung durch das Land Steiermark: „Durch diese Entwicklung nehmen wir nicht nur in unserer Region, sondern auch international eine Vorreiterrolle ein. Das stärkt die landwirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und zeigt, dass die Steiermark ganz vorne mit dabei ist“, erklärt die steirische Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer.
Das könnte dich auch interessieren:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.