Waldlabor in Kronstorf
Baumarten für den Wald der Zukunft

Forst und Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger mit Christoph Jasser vom OÖ Landesforstdienst | Foto: Land Oberösterreich/Schaffner
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  • Forst und Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger mit Christoph Jasser vom OÖ Landesforstdienst
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Leider werden die Auswirkungen des Klimawandels schlimmer, auch unsere Wälder leiden massiv darunter. Das Land Oberösterreich setzt auf Waldumbau mit und durch Hilfe von Profis.

DIETACH. Der Klimawandel ist Fakt. Wie weitreichend seine Auswirkungen auf die heimischen Wälder sind, haben die Borkenkäferjahre 2018 bis 2020, aber auch das erste Quartal des heurigen Jahres gezeigt. Bereits 86 Waldbrände gab es heuer in Österreich aufgrund der langanhaltenden Trockenheit. Um aber die Erwärmung der Erde zu stoppen und CO2 langfristig zu speichern, braucht es intakte, klimafitte Wälder. Welche Baumarten sich für den Wald der Zukunft am besten eignen, daran wird in den Waldlaboren des OÖ Landesforstdienst geforscht. Aktuell sind die wärmeliebenden und trockenresistenten Versuchs-Bäumchen zwar noch klein, doch schon jetzt liegen große Erwartungen auf ihnen. Einige werden diese sicher erfüllen können und in den nächsten Jahrzehnten unsere Wälder erobern und vielleicht sogar einmal prägen.
“Forst- und Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger

Waldumbau ist im vollen Gange

Beinahe die Hälfte der oberösterreichischen Landesfläche, genauer gesagt 45 Prozent, ist von Wäldern bedeckt. Dominierende Baumart ist heute wie gestern die Fichte. Über viele Jahrzehnte galt der Nadelbaum wegen seiner vielseitigen Verwendungsmöglichkeit und seinem gutem Wachstum als der Brotbaum der Forstwirtschaft. Geschwächt durch fehlende Niederschläge und abgeknickt durch diverse Stürme wurde der Fichtenbestand zum leichten Fressen für den Borkenkäfer. In den vergangenen fünf Jahren sind so mehr als 18 Millionen Festmeter in Österreich vernichtet worden. „Wirtschaftlich schwere, wenn nicht katastrophale Jahre liegen hinter den Waldbauern und Forstwirt/innen. Die Arbeit von Generationen wurde in kürzester Zeit durch die Borkenkäferplage zu Nichte gemacht. Umso wichtiger ist es die Lehren daraus zu ziehen“, erklärt Forst- und Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weniger. Sie betont weiters: „Wir müssen uns bewusst sein, dass wir heute den Wald unserer Kinder und Enkel pflanzen und deshalb die Baumarten nach den klimatischen Anforderungen der Zukunft auswählen müssen." 

Waldfonds: Entwicklungshilfe für den Wald

Mit 350 Millionen Euro wurde 2020 ein umfassendes Zukunftspaket für die heimischen Wälder geschnürt. Der Waldfonds soll die Waldbäuerinnen und –bauern entlasten und sie bei der Wiederaufforstung unterstützen. Dabei setzten die Verantwortlichen nicht mehr nur auf Fichte, sondern auf eine Durchmischung der Bäume in unseren Wäldern. Der Wald der Zukunft, wird aus mindestens vier bis fünf Baumarten bestehen. Hoch im Kurs stehen (mit regionalen Unterschieden) Weißtannen, Eichen, Buchen, Tannen, Douglasien und Lärchen. Doch auch die Forschung und Förderung der Biodiversität wird aus dem Waldfonds heraus finanziert. Das Ziel ist möglichst viele Erkenntnisse über neue potentielle Baumarten zu bekommen. 

Waldlabor: Hier wächst die Zukunft

Wichtige Forschungsarbeit für den Wald der Zukunft wird bereits vom OÖ Landesforstdienst geleistet. Federführend engagiert sich hier Christoph Jasser. Der Forstexperte setzt sich intensiv mit Baumarten auseinander, die das Potential haben im Oberösterreich der Zukunft gut zu gedeihen.„Der Klimawandel stellt die Waldwirtschaft vor sehr große Herausforderungen. Besonders in niederschlagsarmen Regionen und wärmeren Tieflagen wird sich die Anzahl geeigneter heimischer Baumarten für die Waldbewirtschaftung deutlich reduzieren. Hier ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Waldwirtschaft 4 neue Baumarten
brauchen wird, um auch in Zukunft hochwertiges Holz zu produzieren. Bisher fehlen aber Erfahrungen mit neuen Baumarten. Gleiches gilt für südlichere Herkünften der heimischen Baumarten“, erläutert Jasser die Beweggründe für die Installierung der Waldlabore.

Nun im ersten Halbjahr 2022 werden erste praktische Versuchsreihen gestartet. Ein sogenanntes Waldlabor entsteht beispielsweise gerade in Kronstorf (Winkling) weitere im Mühlviertel. 

Details zum Waldlabor in Kronstorf

Bei der Standortwahl für das Waldlabor wurde ganz gezielt ein ziemlich trockenes Fleckchen Erde gewählt, da künftig aufgrund der erhöhten Temperaturen und der jahreszeitlichen Verschiebung der Niederschläge mit häufigeren und längeren Trockenheitsphasen – vor allem im Sommer – zu rechnen ist.

Insgesamt 44 Baumarten bzw. Herkünfte werden im Waldlabor gepflanzt und über die Jahre einer laufenden Prüfung unterzogen. „Darunter finden sich auch solche Baumarten, die bisher kaum im heimischen Wald verwendet worden sind, wie die Gelbkiefer aus den USA, Zedern aus Nordafrika und der Türkei.  Die „Neuankömmlinge“ werden mit wärmeliebenden Baumarten aus Oberösterreich wie z.B. der Winterlinde und Elsbeere, aber auch mit denen im Osten Österreichs natürlich vorkommenden Baumarten wie Flaumeiche und Hopfenbuche gesetzt.
Darüber hinaus werden im Waldlabor Herkünfte von österreichischen Baumarten wie der Schwarzkiefer, mit Herkünften aus südlicheren Gebieten wie beispielsweise aus Kalabrien oder Korsika verglichen.

Hier eine kurze Übersicht einiger ausgewählter Hoffnungsträger für den Wald der Zukunft:

•Edelkastanie
•Schwarzkiefer
•Weißbirke
•Hainbuche
•Drehkiefer

Unter insgesamt 44 ausgewählten Baumarten sind:

•26 fremdländische Baumarten
•16 in Oberösterreich heimische Baumarten
•2 fremdländische Herkünfte einer heimischen Baumart
•3 österreichische Baumarten, die aber nicht in Oberösterreich heimisch sind

In den kommenden Jahren werden die 44 Baumarten auf Herz und Niere untersucht. Eine Empfehlung bekommt nur jene Baumart, die folgenden Voraussetzungen erfüllt:
• keine invasive Baumart (d. h. die Baumart darf sich nicht unkontrolliert verbreiten)
• die Baumart muss einen deutlichen Vorteil gegenüber heimischen Baumarten aufweisen
• das Holz muss eine entsprechende Verwendungsmöglichkeit finden

„Diese Kriterien werden zwar nur wenige Baumarten erfüllen können. Trotzdem muss man den Versuch wagen und auch Fehlschläge hinnehmen. Jede neue Erkenntnis ist eine wichtige Information für die Zukunft. Nur so werden wir vielversprechende Baumarten für die kommenden Jahrzehnte finden“, betont Christoph Jasser abschließend.

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