Steirische Gastronomen unter Druck
WKO kämpft gegen Bürokratie-Flut

Die Wirtschaftskammer Steiermark fordert faire Spielregeln für die Gastronomie, denn aktuell werde diese durch ein ganzes Netz aus bürokratischen Hürden behindert.  | Foto: Pylyp Sukhenko / Unsplash
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  • Die Wirtschaftskammer Steiermark fordert faire Spielregeln für die Gastronomie, denn aktuell werde diese durch ein ganzes Netz aus bürokratischen Hürden behindert.
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Die Wirtschaftskammer will nicht länger zuschauen: Während Gäste in der Steiermark mit kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnt werden, serviere man den Wirtinnen und Wirten einen ungenießbaren Mix aus Vorschriften, Formularen und endlosen Genehmigungsverfahren. Im Rahmen einer Pressekonferenz forderte sie daher "sportliche Regeln gegen die Bürokratieflut im Gastgewerbe". 

STEIERMARK/GRAZ. Wer einen Griller fix auf seiner Terrasse aufstellen will, braucht ein teures Emissionsgutachten. Wer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht bis ins kleinste Detail schriftlich unterweist, riskiert hohe Strafen – die Realität in der Gastronomie sei absurd, so die Wirtschaftskammer Steiermark.

"Wirtinnen und Wirte stehen unter Generalverdacht, ihrer Verantwortung nicht nachzukommen. Es braucht weniger Misstrauen und mehr unternehmerische Freiheit in der steirischen Gastronomie und Hotellerie. Wenn die steirische Wirtshauskultur bestehen soll, muss die Politik jetzt handeln", brachte der Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der WKO, Johann Spreitzhofer, die aktuelle Misslage auf den Punkt.

Damit die Gastronomie bestehen könne, brauche es laut WKO dringend einen Bürokratieabbau. | Foto:  Caroline Attwood / Unsplash
  • Damit die Gastronomie bestehen könne, brauche es laut WKO dringend einen Bürokratieabbau.
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Bürokratie als größtes Hindernis

Bürokratie in der Gastronomie sei kein einzelnes Hindernis, das einfach zu überwinden sei, sondern ein Netz aus zahllosen Vorschriften, das die Branche immer weiter fessele. Eine Vielzahl an Aufzeichnungen und Nachweisen in den Bereichen Lebensmittelhygiene, Arbeitssicherheit, Steuervorschriften, Betriebsanlagen und Abfallwirtschaft würde verlangt – oft jedoch ohne erkennbaren Mehrwert. Fast zehn Prozent der Personalkapazitäten im Gastronomiebereich müssten laut Wirtschaftskammer für bürokratische Verpflichtungen aufgewendet werden.

Konkret sei in einem Betrieb mit fünf Angestellten eine Halbtagskraft ausschließlich mit Bürokratie beschäftigt. Für das Gastgewerbe bedeute das weniger Zeit für Gäste, mehr Verwaltungsaufwand und zusätzlichen Druck in einer Branche, die ohnehin unter akutem Fachkräftemangel leide.

Vertreterinnen und Vertreter der WKO fordern "sportliche Regeln gegen die Bürokratieflut im Gastgewerbe". 
 | Foto: Pixabay/Geisteskerker (Symbolbild)
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Gelbe Karte, bevor gestraft wird

Angesichts dessen fordert die Wirtschaftskammer sportliche Regeln. "Tennis und Fußball machen es vor: Klare Regeln, transparente Entscheidungen und eine nachvollziehbare Zeitlinie sorgen für Fairness. Genau das braucht auch die Gastronomie in der Steiermark", so Gastronomie-Obmann Klaus Friedl.

"Daher wünschen wir uns die gelbe Karte. Heißt konkret: Betriebe werden erst beraten, was verbessert werden muss und erst dann wird gestraft."
Klaus Friedl, Gastronomie-Obmann

Eine Gelbe und eine Rote Karte wie im Sport werden gefordert: Cornelia Izzo, Alfred Grabner, Johann Spreitzhofer, Klaus Friedl und Johann Wratschko (v.l.) | Foto: Fischer
  • Eine Gelbe und eine Rote Karte wie im Sport werden gefordert: Cornelia Izzo, Alfred Grabner, Johann Spreitzhofer, Klaus Friedl und Johann Wratschko (v.l.)
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Während die WKO also eine Gelbe Karte für Gastronominnen und Gastronomen fordern, sehen Vertreterinnen und Vertreter die Notwendigkeit einer Roten Karte für Behörden. Und zwar dann, wenn etwa Gastronomiebetriebe ihre Unterlagen für Investitionsvorhaben fristgerecht einreichen, jedoch monatelang auf eine Rückmeldung warten. "Wenn eine Entscheidung nicht innerhalb einer klar definierten Frist getroffen wird, gilt das Projekt automatisch als genehmigt. Ein Wirt wartete über ein Jahr auf die Genehmigung seiner Wärmepumpe – das ist schlicht unzumutbar. Wer die Spielzeit überzieht, verliert automatisch," so Hotellerie-Obmann Alfred Grabner.

Katalog mit Lösungsvorschlägen

Um zeitnahe Entlastungen zu erwirken, wurde von der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft gemeinsam mit Gastronominnen und Gastronomen ein konkreter Katalog mit Lösungsvorschlägen erarbeitet. "Von Dokumentationsvorgaben bis zu Hygienerichtlinien und einer Sofort-Hilfe im Bürokratienotfall reichen die Vorschläge, die wir auch den zuständigen Politkern präsentieren werden. Der Kampf gegen die Bürokratie in der Gastronomie ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Aber wir Wirte haben zum Glück einen langen Atem", so Spartenobmann Hans Spreitzhofer abschließend.


Der Katalog umfasst Lösungsvorschläge in folgenden Bereichen:

  • Dokumentationspflichten reduzieren
  • Hygienevorgaben mit Maß und Ziel
  • Gleichwertigkeit und Technologieoffenheit in der Gewerbeordnung
  • Verfahren beschleunigen
  • Verwaltungsstrafrecht auf ein vernünftiges Maß reduzieren
  • Sofort-Hilfe im Bürokratienotfall
  • Leistungsanreize speziell für ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter


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