Lieferengpässe
Steirische Apotheken berichten von Medikamentenmangel
Ein steigender Bedarf sowie Schwierigkeiten bei den Lieferketten sorgen in der Steiermark aktuell für Lieferengpässe bei verschiedenen Medikamenten. "MeinBezirk.at" hat in den steirischen Regionen nachgefragt, wie die Apothekerinnen und Apotheker die Lage einschätzen.
STEIERMARK. Einige werden es in den letzten Wochen bereits selber beim Einkauf in der Apotheke gemerkt haben: Die Laden sind momentan eher schlecht bestückt, denn bei einigen Medikamenten gibt es Lieferschwierigkeiten. Die mangelnde Ware erstreckt sich dabei "quer durch den ganzen Garten", wie es Michael Pferschy von der Stadtapotheke Leoben schildert: Etwa Antibiotika, Schilddrüsenmedikamente, Cortison-Präparate oder Blutdruckhemmer sind in der Liste der rund 450 Medikamente, an denen es aktuell fehlt.
"Es gibt gerade sehr viel, was nicht lieferbar ist. Uns fehlen aktuell zum Beispiel 208 Produkte", bestätigt Nadine Reiter aus der Stadtapotheke in Graz. Ebenso bemerkbar mache sich der Medikamentenmangel in der Obersteiermark bereits seit einigen Monaten, berichtet Pferschy. Es gäbe mehrere Großhändler, bei denen er als Apotheker bestellen könne, "bei manchen erfährt man erst zu spät oder gar nicht, dass Medikamente knapp werden."
Lieferengpässe und hohe Nachfrage
Die Gründe für die Lieferengpässe sind ebenfalls vielfältig: "In der Pandemie, wo wir alle Masken getragen haben, Abstand gehalten haben, hat es sehr wenige bakterielle Infektionen gegeben und da hat man weniger Antibiotika gebraucht. Jetzt ist das ungefähr doppelt so hoch wie vor einem Jahr, und da übersteigt die Nachfrage das Angebot und die Nachlieferungen", erklärte Gerhard Kobinger, Präsident der steirischen Apothekerkammer kürzlich in einem Interview mit ORF Steiermark.
Zudem wird der Großteil der Medikamente in Fernost produziert – Staus in der Containerschifffahrt wirken sich unmittelbar aus. Derzeit gäbe es unter anderem Schwierigkeiten beim Transport aus Asien, weiß Pferschy. Alexandra Fuchsbichler, Apothekerin in Voitsberg-Krems, weist zudem darauf hin, dass manche Präparate nicht in den Handel gelangen würden, weil das geeignete Verpackungsmaterial fehlt. "Uns berichten immer wieder Lieferanten, dass sie zwar das Medikament haben, aber nicht die richtige Verpackung."
Produktion nach Europa holen
Laut Fuchsbichler, die auch Landesgruppen-Obfrau der selbständigen Apothekerinnen und Apotheker und zugleich steirisches Vorstandsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer ist, würde man sich wünschen, dass Substanzen wieder vermehrt in Europa hergestellt würden, um nicht von langen Lieferketten aus Asien oder Amerika abhängig zu sein. "Das Motto Zurück zu den Wurzeln kommt nicht von ungefähr. Wir können Kapseln herstellen oder Pulver und Zäpfchen produzieren, aber wir brauchen die richtigen Rohstoffe dazu."
Ersatzprodukte vorhanden
Trotz der Engpässe geben die Apothekinnen beziehungsweise Apotheker der genannten steirischen Regionen Entwarnung für ihre Kundschaft: "Sobald wir sehen, dass ein Medikament nur schwer oder gar nicht lieferbar ist, versuchen wir dasselbe oder ein ähnliches Produkt bei einem anderen Produzenten zu bekommen", versichert der Leobener Apotheker. Die Situation sei derzeit nicht gefährlich, denn für viele Medikamente gäbe es Ersatzprodukte.
Einen Mehraufwand hätten die Apotheken dennoch: "Bei Menschen, die ihre Medikamente jahrelang nehmen, löst es ein gewisses Unbehagen aus, wenn wenn ein Präparat plötzlich anders aussieht", weiß Fuchsbichler. Die Apothekerin und ihr Team verbringen daher täglich bis zu zwei Stunden damit, der Kundschaft zu erklären, dass es Änderungen gibt
Schnittstelle Arzt-Apotheke
Gefragt ist daher nun auch die Zusammenarbeit zwischen den Ärztinnen beziehungsweise Ärzten und den Apotheken. Probleme gäbe es laut der steirischen Ärztekammer nämlich, wenn etwa Medikamente verschrieben werden, die es nicht gibt. Die AGES-Liste der nicht lieferbaren Medikamente sollte darum tagesaktuell in die Ärzte-Software übernommen werden, meint Kobinger gegenüber dem ORF.
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