"Noch nicht am Ende des Tunnels"
Steiermark erwartet Insolvenzwelle 2025

Die Firmenpleiten stiegen in der Steiermark im Jahr 2024 um rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. | Foto: Masaaki Komori / Unsplash
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  • Die Firmenpleiten stiegen in der Steiermark im Jahr 2024 um rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
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In weniger als drei Wochen ist das Jahr 2024 Geschichte. Und bereits jetzt steht fest – für die steirischen Unternehmen war es kein Einfaches. Eine aktuelle Hochrechnung des Kreditschutzverbandes KSV1870 prognostiziert für 2024 insgesamt 734 Firmenpleiten, was gegenüber dem Vorjahr einem Anstieg von 20,1 Prozent entspricht. Handel, Bauwirtschaft und Beherbergung/Gastronomie sind am stärksten betroffen. 

STEIERMARK. Der KSV1870 führt insbesondere die steigenden Kosten als Grund für die hohe Zahl an Unternehmensinsolvenzen ins Treffen. Gestiegene Fremdkapitalzinsen, Energie- und Personalkosten sind Themen, die nicht spurlos an den heimischen Betrieben vorbeigehen würden. Daneben habe sich auch das konjunkturelle Umfeld eingetrübt, wobei die unsichere wirtschaftliche Lage in einem für die Steiermark wichtigen Exportland, nämlich Deutschland, eine zentrale Rolle spiele. Klar sei, dass bei einem stotternden Wirtschaftsmotor besonders die Industrie und das produzierende Gewerbe negative Auswirkungen spüren.

Großinsolvenzen nehmen zu

Ein genauerer Blick auf die von betroffenen Unternehmen zeigt, dass es heuer mehrere Großinsolvenzen (Passiva ab fünf Millionen Euro) und verstärkt mittelständische Betriebe bei den Landesgerichten gab beziehungsweise gibt. Allein in der Steiermark geht man aktuell von einem Insolvenz-Rekordwert von 4,2 Milliarden Euro aus, was einem Zuwachs von unglaublichen 1.143,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Insgesamt trafen die Pleiten 2.780 Beschäftigte, die sich nun auf dem Arbeitsmarkt wiederfinden. 

„Umso mehr Unternehmen in die Pleite rutschen, desto größer ist die Gefahr, dass infolgedessen auch finanziell gesunde Unternehmen über kurz oder lang mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen haben und den Anker werfen müssen.“
René Jonke, Leiter KSV1870 Region Süd

Nichtsdestotrotz bestehe laut Jonke aktuell kein Grund zur Panik. Die 734 Insolvenzen im Jahr 2024 würden im langfristigen Vergleich keine Besonderheit in der Steiermark darstellen, in den 2000er-Jahren sei das Insolvenzniveau beispielsweise deutlich höher gelegen. Sich zurücklehnen sollten sich Unternehmen aber dennoch nicht: Vielmehr gelte es, das eigene Geschäftsmodell ständig zu hinterfragen und zu evaluieren. 

30.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren im Jahr 2024 von einer Firmenpleite betroffen, in der Steiermark sind es 2.780. | Foto: KSV1870
  • 30.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren im Jahr 2024 von einer Firmenpleite betroffen, in der Steiermark sind es 2.780.
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Bau, Handel und Gastro als Insolvenztreiber

Laut aktueller KSV1870 Hochrechnung verzeichnen die Bauwirtschaft (plus 42 Prozent) und der Handel (plus 25 Prozent) mit jeweils 141 Firmenpleiten die meisten Insolvenzen. Die Beherbergung und Gastronomie liegen mit 115 Fällen (plus 24 Prozent) auf Platz drei. Zusammen verursachen diese drei Branchen mehr als die Hälfte aller Unternehmensinsolvenzen 2024. 

Alarmierend ist auch die Zahl der Insolvenzen, die erst gar nicht eröffnet werden – oder: eröffnet werden können. Gegenüber dem Vorjahr wurden heuer um zwölf Prozent mehr Fälle mangels Vermögens (insgesamt 202 Fälle) nicht eröffnet. In diesen Fällen fehlt es selbst an 4.000,00 Euro, um die Gerichtskosten zu decken. Aus Sicht des KSV1870 gebe es allein in diesen Fällen ein Volumen von mehreren Millionen Euro, die bei Insolvenzeröffnung einer geordneten Abwicklung zugeführt und damit in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden könnten.

Etliche Insolvenzen können erst gar nicht eröffnet werden, weil das Geld hinten und vorn fehlt. Gläubigerinnen und Gläubiger bleiben auf ihren Investitionen sitzen. | Foto: pixabay
  • Etliche Insolvenzen können erst gar nicht eröffnet werden, weil das Geld hinten und vorn fehlt. Gläubigerinnen und Gläubiger bleiben auf ihren Investitionen sitzen.
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Deutlicher Anstieg erwartet

Für 2025 erwartet der KSV1870 einen deutlichen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen in der Steiermark. Eine kurzfristige Verbesserung der europäischen Konjunktur zeichnet sich nicht ab. Fällig werdende Rückzahlungen für Coronahilfskredite und steigende Betriebskosten verschärfen die Liquiditätsprobleme vieler Unternehmen. „Aus heutiger Sicht ist davon auszugehen, dass wir in puncto hoher Insolvenzzahlen nicht am Ende des Tunnels angekommen sind, sondern uns mittendrin befinden“, so Jonke. 


Die fünf größten Insolvenzen in der Steiermark:

  • Fisker GmbH, Graz – Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung: 3.793 Mio. Euro

  • geomix AG, Liezen – Konkurs: 36,4 Mio. Euro

  • Dynamic Assembly Machines Anlagenbau GmbH, Gleisdorf – Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung: 11,2 Mio. Euro

  • Aihai Minerals Europe GmbH, Traboch-Timmersdorf – Konkurs: 8,9 Mio.

  • Verlassenschaft nach FTA Dr. med.vet. Reinhard Neumeister, Allerheiligen Wildon – Konkurs: 8,4 Mio.



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