Nach dem Frost
Obstbau könnte noch glimpflich davongekommen sein
Drei Wochen früher als "normal" war die Vegetation im Obst- und Weinanbau in der Steiermark heuer aufgrund der hochsommerlichen Temperaturen Anfang April. Die Kälte der vergangenen Tage hat den jungen Pflanzen schwer zugesetzt - wenn auch regional sehr unterschiedlich. Wen es am schlimmsten getroffen hat und warum die Ernte dennoch kein Totalausfall zu werden scheint, hat MeinBezirk erfragt.
STEIERMARK. Nach dem großen Zittern kam der große Frost: Die vergangenen Tage waren für die steirischen Obst- und Weinbauern eine Achterbahnfahrt der Gefühle, je nach Fallen und Sinken der Anzeige auf dem Thermometer. Das genaue Ausmaß nach den Frostnächten ist noch nicht im Detail zu beziffern, die österreichische Hagelversicherung rechnet mit rund 37 Millionen Euro an Schaden in der Steiermark. In der Landwirtschaftskammer meinen Experten, man sei aufgrund der extrem starken Blüte gerade noch mit einem blauen Auge davon gekommen.
"Die Lage ist differenziert, mancherorts sind die Schäden sehr stark ausgefallen", liefert Herbert Muster, der Leiter des Referats Obstbau in der Landwirtschaftskammer Steiermark eine erste Bilanz. Dramatisch sei die Nacht von Sonntag auf Montag gewesen, da "gab es starke Schäden, besonders betroffen ist der Bezirk Weiz", so der Experte. Der Schädigungsgrad sei sehr unterschiedlich, von leicht bis sehr stark. "Die Lage ist in Summe aber nicht ganz schlecht", schildert Muster. Etwa die Hälfte der Obstanbaufläche in der Steiermark sei in Mitleidenschaft gezogen worden.
Ernte sollte aber gesichert sein
Muster sieht der Ernte jedoch dennoch zuversichtlich entgegen. "Wir hatten heuer eine extrem starke Blüte, eigentlich eine Rekordblüte, insofern sind wir optimistisch, dass die Ernte dennoch nicht ganz schlecht ausfallen wird." Es hätte demnach eine Rekordernte werden können, wegen des Kälteeinbruchs wird nun im besten Fall eine "normale Ernte", hofft der Fachmann. Den Inlandsmarkt könne man so jedenfalls beliefern, mein Herbert Muster.
"Schäden gibt es natürlich", bestätigt auch Dietmar Schweiggl von Obstbau Schweiggl in der Südsteiermark. "Aber wir hoffen, dass es nicht so schlimm wie befürchtet. Es war heute Nacht nicht so kalt wie prognostiziert, die Minusgrade lagen 'nur' 1,6 Grad", so der Apfelbauer.
"Wenn es unter -3 gegangen wäre, dann wäre es sehr knapp gewesen, so dürften wir mit einem blauen Auge davon gekommen sein." Auch Schweiggl weiß, dass es Kollegen im Bezirk Weiz schlimmer getroffen hat, "dort ist leider der Wind dazugekommen, bei uns war es hingegen windstill", das hätte geholfen. Wie es um die Qualität der Früchte bestellt sei, das gelte es jedoch noch abzuwarten.
Die Schadenssumme im Obstanbau dürfte sich - laut Auskunft der Österreichischen Hagelversicherung – in der Steiermark auf etwa 32 Millionen Euro belaufen. Im Vergleich dazu im Vorjahr waren es 23 Millionen Euro an Schaden. Im Weinbau rechnen die Versicherer mit etwa fünf Millionen Euro an Schäden. Hier haben die Winzerinnen und Winzer zuletzt ebenfalls gegen die Minusgrade gekämpft.
"Analyse über das Wochenende"
Inwiefern diese Maßnahmen auch gefruchtet haben, wird sich zeigen. "Wir schauen uns alles jetzt über das Wochenende an", berichtet Reinhard Holler, Direktor der Weinbauschule Silberberg. Auch er bestätigt, dass die Schäden stark von der Lage und der Ausrichtung der Weinhänge abhängig sei. Eine Summe zu nennen, ist dem Weinbauexperten noch zu früh. Die von der Hagelversicherung kommunizierten fünf Millionen Euro kann Holler jedenfalls - bis dato - nicht bestätigen.
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