Weitere Zunahme für 2023 erwartet
Insolvenzen in der Steiermark haben stark zugenommen
Die Insolvenzen sind im Jahr 2022 auch in der Steiermark stark angestiegen. Am stärksten betroffen ist die Baubranche. Für 2023 wird ein weiterer Anstieg erwartet.
STEIERMARK. Die gesamten Firmeninsolvenzen haben laut Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) gegenüber dem Jahr 2021 um 64,63 Prozent zugenommen.
Die eröffneten Firmeninsolvenzen haben in allen Bundesländern exorbitant gegenüber dem Jahr 2021 zugenommen. Die größte Zunahme verzeichnet Vorarlberg (+ 121,88 %), gefolgt von Oberösterreich (+ 75,43 %) und Salzburg (+ 55,24 %).
Bereits für die Jahre 2020 und 2021 hat der AKV aufgezeigt, dass während der Pandemie im Vertrauen auf staatliche Stützungsmaßnahmen eine drastische Verlagerung der Insolvenzeröffnungen von Eigen- zu Gläubigeranträgen feststellbar ist. Die Bereitschaft der Unternehmungen ihre Zahlungsunfähigkeit einzugestehen hat abgenommen. Damit sind auch zunehmende Verletzungen von Insolvenzantragspflichten verbunden.
Für das Jahr 2022 ist ebenfalls charakteristisch, dass annähernd zwei Drittel (65,38 %) der Insolvenzeröffnungen nicht auf Initiative des schuldnerischen Unternehmens, sondern über Antrag von Gläubigern erfolgten.
Die Branche mit den zahlenmäßig meisten Insolvenzeröffnungen war die Baubranche (585), gefolgt vom Handel (480) und der Gastronomie (372).
Die 2.900 Insolvenzeröffnungen liegen nur mehr knapp unter dem Wert vor der Pandemie im Jahr 2019, in welchem über das Vermögen von 3.044 Unternehmen ein Insolvenzverfahren eröffnet wurde.
Ein Corona-Nachholeffekt
In den vergangenen drei Jahren hat sich ein Insolvenzrückstau von mehr als 2.000 Firmeninsolvenzen aufgestaut. Dieser Corona-Nachholeffekt wird derzeit verstärkt von der inflationären Entwicklung, den gestiegenen Energie- und Produktionskosten, vermeintlichen Produktionsstopps aufgrund von Lieferengpässen und Personalnot sowie einem vorhersehbaren Konsumrückgang durch sinkende Kaufkraft der Konsumenten und Kunden durch Teuerungen und Inflation.
Die neuen Kreditrichtlinien und eine damit verbundene „Kreditklemme“ werden auch am Immobilien- und Finanzdienstleistungssektor Insolvenzen auslösen. So verzeichnen Bauträger nicht nur rückläufige Verkäufe, sondern vereinbarte Pauschalpreise verhindern oft die Weitergabe der gestiegenen Preise und eine Weiterfinanzierung begonnener Projekte.
Im Jahr 2023 ist deswegen laut Kreditorenverband mit einem weiteren Anstieg der Firmeninsolvenzen zu rechnen, welcher das Vorkrisenniveau 2019 überschreiten wird.
Zunahme auch bei den Privaten
Am Privatkonkurssektor haben die Insolvenzen im Jahr 2022 ebenso zugenommen: Österreichweit haben die eröffneten Privatinsolvenzen im Jahr 2022 um 13,36 Prozent von 7.208 auf 8.171 Schuldenregulierungsverfahren zugenommen.
Am Privatkonkurssektor führen erhebliche regionale Besonderheiten zu differenzierten Betrachtungen. So haben beispielsweise in Wien die eröffneten Privatinsolvenzen sogar um 0,11 Prozent gegenüber dem Vorjahr abgenommen, während in allen anderen Bundesländern Zunahmen zu verzeichnen sind, die größte Steigerungsrate weist Niederösterreich mit einem Plus von 27,93 Prozent auf.
Regional ist auch die Steiermark hervorzuheben. Die 1.049 Eröffnungen bedeuten für dieses Bundesland, dass das bisherige Rekordpleitenjahr 2018 mit 1.024 Eröffnungen abgelöst wurde.
Die 1.049 Privatinsolvenzen in der Steiermark verteilen sich auf 658 Männer und 391 Frauen. Die meisten insolvenzen hat es in der Altersgruppe 40 bis 59 Jahre gegeben.
Situation in der Steiermark
In der Steiermark wurden im Vorjahr 537 Firmeninsolvenzverfahren abgewickelt. Im Jahr 2021 waren es noch 360. Privatinsolventen wurden im Vorjahr 1.136 Verfahren abgewickelt, 2021 waren es 917.
Die Verfahren verteilen sich auf die Branchen (Top 5) wie folgt:
- Bau: 86
- Beherbung & Gastronomie: 64
- Handel: 54
- Herstellung von Waren: 28
- Verkehr und Warenlagerung: 25
In dieser Form wurden die Verfahren abgeschlossen:
- Sanierungsplan: 32, 91 Prozent
- Zahlungsplan: 9,81 Prozent
- Verteilung: 31,33 Prozent
- Nullquote: 19,3 Prozent
- Abschöpfung: 1,90 Prozent
- Sonstiges: 4,75 Prozent
Die größten Insolvenzen nach Dienstnehmerinnen und Dienstnehmern waren im Jahr 2021 Christof Industries Austria GmbH mit Sitz in Graz mit 355 Dienstnehmerinnen und Dienstnehmern, das Handelsunternehmen A. Hausmann GmbH in Bruck – 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren davon betroffen sowie der Northland Outdoor Shop mit Hauptsitz Graz mit 113 Dienstnehmerinnen und Dienstnehmern.
Mehr Infos zum AKV gibt es hier
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