5 Schritte zur Unternehmerin
Das sollten Frauen beim Gründen beachten
Weibliche Gründerinnen sind weltweit nach wie vor in der Minderheit. Zwei Grazer Frauen haben diese Tatsache zu ihrer Geschäftsidee gemacht. MeinBezirk.at hat mit ihnen gesprochen und erfragt, welche ersten Schritte Unternehmerinnen gehen sollten.
STEIERMARK. 4.855 Steirerinnen und Steirer haben sich im Jahr 2021 selbständig gemacht - das entspricht durchschnittlich 13 Gründungen pro Tag. Immerhin fast die Hälfte davon wurden im Vorjahr von Frauen getätigt. Das Grazer Netzwerk "Feminds" möchte einen gezielten Austausch unter den Gründerinnen und Visionärinnen anstoßen. "
Mit unserer Arbeit wollen wir die weibliche Gründerquote fördern und Frauen dazu ermutigen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen", erklären Denise Vorraber und Christina Teusl, die "Feminds" selbst erst 2020 als Co-Gründerinnen ins Leben gerufen haben.
Ein gutes (Frauen-)Netzwerk soll die Hemmschwelle zur Selbstständigkeit mindern und mutige Frauen inspirieren, den Weg in die Selbstständigkeit zu wagen. Dazu bieten die beiden Wahlgrazerinnen ein umfassendes Mentoring-Programm und Coachings an. Der Andrang ist groß. Um am begehrten Programm teilnehmen zu können, ist mittlerweile sogar eine Vorauswahl notwendig.
Gründen als Herzensangelegenheit
Kein Wunder, denn Denise Vorraber ist in der steirischen Gründerinnenszene wahrlich kein unbekanntes Gesicht. Sie arbeitet erfolgreich als Pitch-Trainerin und Speakerin und war mehrere Jahre lang Vorständin des "Ideentriebwerk", das heimische Startups von der Idee bis zum Markteintritt unterstützt. Mit gerade einmal 23 Jahren wurde Vorraber bereits von Forbes in die Liste der "30 unter 30" aufgenommen. "Nichts gibt mir soviel Kraft, wie mit anderen Frauen zusammenzuarbeiten", erklärt die Speakerin, "ich bin von ganzem Herzen Feministin".
Letzteres trifft auch auf Christina Teusl zu. Sie ist in Niederösterreich aufgewachsen und für das Architekturstudium in die Steiermark gezogen. Längere Zeit lebte Teusl auch in Afrika und Südamerika, wo sie unter anderem Bambushäuser in ruralen Gebieten konzipierte. "Ich hatte immer schon einen extrem starken Gerechtigkeitssinn und habe in den Zeiten, in denen ich in Entwicklungsländern gelebt habe, oft eine starke Benachteiligung von Frauen miterlebt", beschreibt sie den Grund für die Gründung von "Feminds".
Gemeinsam fliegen lernen
Dieses Empowerment steckt auch im Leitbild der zwei Unternehmerinnen: We rise by lifting others. Wenn Frauen gemeinsam etwas aufbauen, dann gebe das immer einen ganz besonderen Auftrieb, so die beiden Wahlgrazerinnen. Auch Monate und Jahre nach der Gründung bleibe das Ursprungsnetzwerk bestehen: "Viele sagen ja Gründerinnen arbeiten selbst und ständig - uns hat mal eine Programm-Teilnehmerin gesagt: 'Als Selbstständige darfst du ständig du selbst sein.' Das war ein ziemlicher Gamechanger", erinnert sich Teusl.
Diese 5 Schritte solltest du beim Gründen beachten
- Die eigene Idee "challengen". Zunächst, so die Expertinnen, müsse man sich die folgende Frage stellen: Was ist meine Idee und warum? "Ideen haben wir jeden Tag, aber die Idee für dein eigenes Unternehmen muss sich in jeder Zelle deines Körpers richtig anfühlen, sie muss deine Werte widerspiegeln." Um auch schwierige Phasen der Selbstständigkeit gut zu übertauchen, brauche es diese Art der Selbstvergewisserung. Nimm dir Zeit!
- Das Geschäftsmodell überlegen. Als weiteren Schritt raten die beiden Profis, sich im Internet eine "Lean Canvas"- Vorlage herunterzuladen mit Fragestellungen, wie: Wer ist deine Zielgruppe? Wie kannst du mit deiner Idee Geld verdienen? Wen oder was brauchst du, um deine Idee überhaupt realisieren zu können? Schreibe alles genau auf und recherchiere nach möglichen Kooperationspartnerinnen.
- Die Konkurrenz analysieren. Wer bietet Ähnliches an und zu welchem Preis? Was könntest du mit deinem Unternehmen oder Produkt anders und vielleicht sogar besser machen? "Vor diesem Schritt haben viele Gründerinnen Angst - es überrollt dann viele, aber da muss man durch", so die Expertinnen.
- Über das die Idee/das Produkt austauschen. Man selbst kann nicht beurteilen, ob es für die eigene Idee auch wirklich einen Markt gibt. "Wenn du auf die Straße gehst und zehn Leute finden dein Produkt auf Anhieb interessant, bist du vielleicht am richtigen Dampfer", erklärt Vorraber. Sprich mit Leuten aus deiner Zielgruppe, aber auch mit Expertinnen und Branchenkennerinnen.
- Die Umsetzbarkeit prüfen und fokussieren. Wie steht es um deine finanziellen und zeitlichen Ressourcen? Kannst du dir eine Gründung zum jetzigen Zeitpunkt "leisten"? Brauchst du für deine Idee noch eine Ausbildung oder einen Gewerbeschein? "Wir haben beide nebenberuflich gestartet und noch in anderen Unternehmen gearbeitet", so die Feminds, "den Zeitpunkt zur 100%-igen Selbstständigkeit muss jede Gründerin für sich selbst entscheiden". Es sei außerdem ratsam, zuerst mit einem starken Produkt zu beginnen, und erst nach und nach das eigene Portfolio zu erweitern.
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