Gesundheits- und Krankenpflege
600 Euro pro Monat für Auszubildende

- Die Landesrätinnen Doris Kampus und Juliane Bogner-Strauß bei der Pressekonferenz nach dem Pflegedialog
- Foto: LandSteiermark/Seiser
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Im Rahmen des Pflegedialogs, der im Sommer von Landesrätin Juliane Bogner-Strauß gestartet wurde, wurde ein erster Zwischenbericht aus der Studie „Bedarfsprognose für Pflege- und Sozialbetreuungsberufe für die Steiermark bis 2030” präsentiert. Im Rahmen der Ergebnisse sollen Auszubildende in der Pflege bald 600 Euro monatlich bekommen.
STEIERMARK. Im Rahmen des Pflegedialogs präsentierte das Entwicklungs- und Planungsinstitut für Gesundheit (EPIG) mit den beiden Landesrätinnen Juliane Bogner-Strauß und Doris Kampus einen ersten Zwischenbericht aus der Studie „Bedarfsprognose für Pflege- und Sozialbetreuungsberufe für die Steiermark bis 2030”.
600 Euro pro Monat
Eine der darin beschlossenen Maßnahmen ist besonders relevant. Und zwar sollen ab dem 1. September 2022 Schülerinnen und Schüler die sich in einer Pflegeausbildung befinden, die Möglichkeit bekommen, beim Land Steiermark um einen monatlichen Ausbildungsbeitrag in der Höhe von 600 Euro anzusuchen. Damit sollen die Pflegeberufe attraktiver gemacht werden.
Folgende Personen können den Beitrag beantragen:
- Personen die sich in einer Ausbildung an einer öffentlichen oder privaten Schule für Gesundheits- und Krankenpflege befinden
- Alle Studierenden an der Fachhochschule FH JOANNEUM, Studiengang Gesundheits- und Krankenpflege
- Alle Auszubildenden in einem Lehrgang zur Pflegeassistenz
Geplant ist, dass Auszubildende ihre Ansuchen ab Oktober 2022 auf der Homepage www.gesundheitsausbildungen.at abrufen können. Ansuchen können auch später eingebracht werden, da die Auszahlung rückwirkend ab dem 1. September 2022 erfolgen kann. Geplant ist die Gewährung des Ausbildungsbeitrages voraussichtlich bis 2025.

- Vieles hat sich in den letzten Jahren in der Pflege verändert
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Die Voraussetzungen
Voraussetzung für das Ansuchen ist die erfolgreiche Aufnahme in eine Ausbildung zur Pflegeassistenz (einschließlich Kooperationen mit Fachschulen für Land- und Ernährungswirtschaft), zu einem Sozialbetreuungsberuf der die Pflegeassistenz beinhaltet, zur Pflegefachassistenz oder zum gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege. Berufsbegleitende Pflegeausbildungsvarianten erhalten aufgrund der verlängerten Ausbildungsdauer einen aliquoten Anteil. Auch Schülerinnen und Schüler im Rahmen des berufsbildenden Schulwesens (HLSP, Fachschulen für Sozialberufe) können für die Dauer der zu absolvierenden Pflegepflichtpraktika um den monatlichen Ausbildungsbeitrag in der Höhe von 600 Euro ansuchen.
Hingewiesen wird, dass jene Personen, die eine Leistung der materiellen Existenzsicherung nach dem Arbeitslosenversicherungsgesetz oder dem Arbeitsmarktservicegesetz beziehen, kein Ansuchen stellen können. Außerdem bietet das Land Steiermark an 14 Standorten Ausbildungen zur Pflegeassistenz und zur Pflegefachassistenz an. Die Ausbildungskosten werden zu 100 Prozent vom Land Steiermark übernommen. Neu ist auch die Beratungsstelle, die Interessierten an der Pflegeausbildung, ab Herbst zur Verfügung steht.

- Der Pflegedialog im Steinernen Saal des Landhauses
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Die Intention dahinter
Der "überdimensionale Verlust an Arbeitskräften" durch die anstehende Pensionierungswelle der Babyboomer-Generation und der gleichzeitige Anstieg der Bevölkerung über 65 Jahren stellt ein großes Problem dar. Deshalb lag ein Fokus der Studie darauf, dem durch Attraktivierung der Pflegeberufe entgegen zu wirken. Der Zwischenbericht der Studie definiert auf drei Ebenen Attraktivierungsmaßnahmen.
Maßnahme 1
Auf der gesellschaftlichen Ebene legt die Studie eine „positive Öffentlichkeitsarbeit, die die Vielfältigkeit und sinnstiftende Tätigkeit des Berufs hervorhebt” nahe. Dem Zeitdruck der Pflegenden soll eine verbindliche bedarfsorientierte Pflegepersonalbemessung nach dem jeweiligen Setting entgegengestellt werden.
Maßnahme 2
Auf der Ebene der Organisationen erwarten sich Pflege- und Sozialbetreuungspersonen, ihren hohen berufsethischen Ansprüchen nachkommen und ihre Kernkompetenzen ausüben zu können. Dazu empfiehlt die EPIG eine „Entfrachtung der Pflege von nicht berufsspezifischen Tätigkeiten”. Dadurch werde direkt Zeit für die Pflege gewonnen.
Maßnahme 3
Auf der Ebene der Beziehung zwischen Pflegenden, Patientinnen und Patienten sowie Angehörigen empfiehlt die Studie die Annahme von Gesundheitsförderungsangeboten, um dem ethischen Dilemma, nicht so pflegen zu können, wie es den berufsethischen Anforderungen entspricht, begegnen zu können. Denn, so die EPIG, „Authentische und auf ihren Beruf stolze Pflegende stellen die überzeugendste Werbung für Pflege- und Sozialbetreuungsberufe dar.”

- Die Pflegeberufe in der Steiermark sollen nun attraktiver gemacht werden.
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Eine große Herausforderung
„Die Pflege ist DIE soziale Herausforderung, der wir uns gemeinsam stellen müssen. Ich danke allen, die sich für diesen Beruf entscheiden und so einen wichtigen Teil im gesellschaftlichen Miteinander übernehmen. Denn Pflege ist nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung. Motivierte Pflegekräfte sind eine tragende Säule unseres Gesundheitssystems. Daher ist es wichtig, dass die Auszubildenden auch während ihrer Ausbildung eine finanzielle Unterstützung erhalten, wie wir auch mehr zur Attraktivierung beitragen müssen – und das als Gesellschaft”, so Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß.
Soziallandesrätin Doris Kampus: „Für viele Menschen ist ihre Arbeit in einem Sozial- oder Pflegeberuf eine Berufung, dennoch ist eine angemessene Bezahlung ebenso wichtig. Mit dem Ausbildungsbeitrag setzen wir als Land Steiermark ein deutliches Signal für alle Interessierten und Berufseinsteigerinnen. Um den wachsenden Personalbedarf in der Pflege besser abzudecken, leisten war auch aus dem Sozialressort mit unserer erfolgreichen Pflegestiftung, in der bisher 654 zu Heimhelferinnen und Heimhelfer oder Pflegeassistentinnen und Pflegeassistenten ausgebildet worden sind und gerade 113 in diesen Berufen ausgebildet werden, einen wichtigen Beitrag. Unser Ziel ist es, insgesamt 1.500 Personen auszubilden.”

- Die Grüne Landtagsklubobfrau Sandra Krautwaschl hat bei der Attraktivierung der Pflegeberufe andere Ansichten.
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Andere Ansichten bei den Grünen
Die Landtagsklubobfrau der Grünen Steiermark Sandra Krautwaschl will das aber nicht auf sich sitzen lassen. Seit Jahren ist sie mit der Pflegecommunity in Kontakt. „Wenn am Ende des gestrigen Dialogs ein Taschengeld für Auszubildende und ein mit Floskeln gespicktes Pressestatement (‚Pflege ist nicht nur ein Beruf sondern Berufung‘, ‚Pflegekräfte als tragende Säulen eines Gesundheitssystems’, etc.) übrig bleiben, gleicht das einer Selbstaufgabe der beiden Landesrätinnen. Den Ausbildungsbetrag in Ehren, kann ich mich nur wiederholen und Landesrätin Bogner-Strauß im Namen aller Pflegebediensteten ersuchen, die Maßnahmen unserer Pflegestrategie aufzugreifen.“
Sandra Krautwaschls Pflegestrategie sieht einen massiven Ausbau der mobilen Pflege und Tagesbetreuung vor, um Pflegeangebote je nach Bedarf flexibel einsetzen zu können. Außerdem soll gesetzlich ein Rechtsanspruch auf familienentlastende Dienste implementiert werden, um pflegende Angehörige zu stärken, die "Fehlunterbringung von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen in Pflegeheimen" soll beendet werden und die Arbeitsbedingungen in der Pflege sollen besonders durch bessere Personalausstattung positiver gestaltet werden.
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