Steirische Gemeindepolitikerinnen im Porträt
Frauen "schwafeln" weniger
Drei Frauen treffen einander in einem Lehrgang, sie haben unterschiedliche Geschichten und dennoch viel gemeinsam: Sie alle wollen in ihren Gemeinden etwas bewirken und vor allem für mehr weibliche Handschrift in der Gemeindepolitik sorgen. Der vom Frauennetzwerk Felin initiierte Lehrgang „Frauen führen und gestalten“ hat Johanna Tentschert, Roswitha Cano Restrepo-Haßler und Sonja Marko zusammengeführt. Der WOCHE haben die drei Frauen geschildert, was sie an der Politik reizt, wie sie den berühmten "Spagat" schaffen und wie sie andere Frauen motivieren wollen, auch politisch aktiv zu werden.
Viele Aha-Erlebnisse
Am längsten dabei ist Johanna Tentschert, die heuer erstmals als Spitzenkandidatin für die Grünen in Gratwein-Straßengel kandidiert. "Der Entschluss, politisch aktiv zu werden, hat sehr viel verändert, beruflich dahingehen, dass ich sozusagen mein Hobby zum Beruf gemacht habe", schildert die 46-jährige Mutter zweier Söhne. Für Roswitha Cano Restrepo-Haßler ist der Einstieg in die Gemeindepolitik noch nicht so lange her. Sie zieht für die Bürgerliste Nusss in Nestelbach ins Rennen. "Von einem eher frauendominierten Umfeld bin ich vor zwei Jahren in die männerdominierte ,Branche' Gemeinderat gewechselt, was mir viele Aha-Erlebnisse beschert hat", erinnert sich die 62-Jährige, die im Hochschulbereich arbeitet. Nur ein höherer Frauenanteil in den Gemeindestuben kann ihrer Meinung nach für einen „Kulturwandel“ sorgen. "Viele besonders jüngere Frauen scheuen nicht nur aufgrund einer möglichen Doppelbelastung vor einer politischen Tätigkeit zurück, sondern vor allem deswegen, weil sie alles Politische noch immer als ,Männersache' wahrnehmen", glaubt die dreifache Mutter Cano.
Das Argument der Doppelbelastung ist letztlich auch für Sonja Marko zwar nachvollziehbar, aber ebenso wenig ein Thema. Die Diplomkrankenschwester ist ÖVP-Gemeinderätin in Tillmitsch. "Es bestätigt sich leider, dass Frauen nach wie vor zweifeln, dieser Aufgabe gewachsen zu sein und deshalb absagen", bedauert die Dreifach-Mutter.
"Sagt 'Ja", wenn Ihr gefragt werdet!"
In der Frage, inwiefern sich der Zugang von Frauen und Männern zur Politik unterscheidet, sind sich die drei mehr oder weniger einig. "Frauen haben meistens das Gemeinwohl mehr im Auge, wollen effizient arbeiten und nicht ewig ,herumschwafeln"', findet Tentschert. Für Cano bräuchte es mehr Gleichgewicht in den Gremien, dann "würde sich die Qualität mancher Entscheidungen deutlich verbessern". Marko richtet sich mit einem direkten Appell an ihre Geschlechtsgenossinnen: "Sagt Ja, wenn Ihr gefragt werdet!"
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