Neue SPÖ-Spitze
Das sagen steirische Funktionäre zum Wechsel von Lang zu Lercher
In der SPÖ kam es so, wie es nach den Verlusten der Landtagswahl wohl kommen musste: Anton Lang nahm als Landesparteivorsitzender den Hut, ihm folgt nach Entscheidung der Parteigremien am Donnerstag Max Lercher nach, ein weiterer Obersteirer an der Spitze der steirischen Sozialdemokratie. MeinBezirk hat steirische SPÖ-Funktionäre über den Wechsel an der Spitze befragt.
STEIERMARK. Ist am Donnerstag, nach Entschluss des Landesparteivorstands die große Stunde für Max Lercher gekommen und übernimmt der gebürtige Murauer die steirische SPÖ? Nach dem Rückzug von Anton Lang am Mittwoch schaut es ganz danach aus. Offiziell bestätigt wurde die bereits seit Mittwoch kolportierte Nachfolge am Donnerstag nach der Sitzung des Landesparteivorstands, in dem Max Lercher mit 87 Prozent der Stimmen das Vertrauen ausgesprochen wurde. Der "neue Rote" an der Spitze bedankte sich bei seinem Vorgänger Anton Lang und stellte die Weichen in Richtung "offensive Oppositionsarbeit".
"Als Analyse des Wahlergebnisses wäre es leicht zu sagen: Wir haben unsere Botschaften nicht an die Menschen gebracht. Aber in Wahrheit liegt das Problem woanders. Wir haben in vielen Bereichen die Glaubwürdigkeit verloren. Das haben wir verstanden. Deshalb ist unser politisches Programm klar: Die Sorgen und Nöte der Menschen ernst nehmen, konstruktiv und kritisch für sie eintreten und Lösungen dafür vorschlagen. So wollen und werden wir Schritt für Schritt das Vertrauen der Steirerinnen und Steirer zurückgewinnen."
Max Lercher, geschäftsführender Landesvorsitzender SPÖ Steiermark
Lercher weiter: „Wir werden die Oppositionsrolle nicht so anlegen, dass wir aus Prinzip gegen alles und jeden sind. Wir werden die Regierung an ihren Taten messen und konstruktive Vorschläge liefern."
MeinBezirk hat sich umgehört, wie nun die Reaktionen der SP-Funktionärinnen und -Funktionäre zum Personalwechsel ausfallen.
Reaktionen aus der Steiermark
Die Gewerkschaft hinter sich zu haben, kann in der SPÖ bekanntlich nie schaden, dementsprechend ist die Meldung von ÖGB-Vorsitzendem Horst Schachner zu werten: "Wir haben den zukünftigen Kandidaten mit 87 Prozent gewählt, das ist ein großes Votum, das er bekommen hat. Es liegt nun an ihm, dass er die Sozialdemokratie in der Steiermark wieder in das richtige Fahrwasser bringt und auch ordentliche Oppositionsarbeit macht. Bei einer harten Opposition kann man über alles reden, aber man darf die Türe ja nie ganz schließen, da man nie weiß, was in fünf Jahren passiert .. oder vielleicht früher", so Schachner.
Volle Unterstützung für Lercher kommt von Mario Lindner, SPÖ-Regionalvorsitzender und Nationalratsabgeordneter aus dem Bezirk Liezen:
Max Lercher wird neuer steirischer SPÖ-Chef: aus Ihrer Sicht die richtige Entscheidung?
Mario Lindner: "Als SPÖ Steiermark müssen wir die Botschaft der Bevölkerung ernst nehmen und uns gemeinsam neu aufstellen! Wir müssen mit klaren Antworten auf die Ungerechtigkeiten im Alltag der Steirerinnen und Steirer reagieren und gerade in der Sozial- und Gesundheitspolitik klare Kante zeigen. Ich bin überzeugt, dass Max Lercher gemeinsam mit einem starken Team die richtige Wahl für diese Aufgabe ist! In den nächsten fünf Jahren wird es aber mehr denn je ALLE Sozialdemokrat*innen in der Steiermark brauchen, um gemeinsam eine neue Richtung für unsere Bewegung einzuschlagen … und Max Lercher versteht als Team-Player genau das."
Was kann er in der (wahrscheinlichen) Oppositionsrolle bewirken?
Mario Lindner: "Es ist ja kein Geheimnis, welche Politik Schwarz-Blau in der Steiermark betreiben wird – wir haben das bereits in vier anderen Bundesländern erleben müssen. Deshalb wird’s für die SPÖ und Max Lercher drum gehen, nicht nur zu kritisieren, sondern klare Lösungen auf den Tisch zu legen und vorzuzeigen, wie wir das Leben der Steirer*innen besser machen können. Die Menschen in unserem Bundesland wollen kein „Weiter wie bisher“ und kein Schönreden der Probleme, die sie im Alltag erleben. Die SPÖ Steiermark wird in ihrer neuen Rolle erfolgreich sein, wenn wir gemeinsam glaubwürdige und tiefgreifende Antworten für soziale Absicherung, gute Jobs, ein zukunftsfittes Gesundheitssystem und vor allem ein solidarisches Zusammenleben anbieten können. Wir müssen den Mut haben, die Dinge grundlegend besser zu machen!"
Ebenso als "gute Chance für die SPÖ" sieht Manfred Komericky, der Bürgermeister Kalsdorf bei Graz, die Personalie rund um Max Lercher. "Er ist jung und trotzdem politisch erfahren. Ich glaube, er ist auch in der Lage, die Flügel in der SPÖ politisch zu vereinen. Ich erwarte mir, dass ihm das gelingt und dass er bis zur nächsten Wahl ein starkes Team aufbaut. Er hat das Zeug zu verbinden und er wird versuchen, sachliche, konstruktive Politik zu machen. Ich unterstütze ihn, weil ich glaube, dass er der richtige Mann zur richtigen Zeit ist."
Michael Schumacher, Bürgermeister in Leibnitz, wünscht "Max Lercher alles Gute" und denkt, "dass er in der jetzigen Situation der richtige intensive Oppositionspolitiker sein kann."
Bereit für "kantige Oppositionsarbeit"
In das selbe Horn stößt auch die Nationalratsabgeordnete Karin Greiner: "Anton Lang hat die steirische Sozialdemokratie kompetent durch schwierige Zeiten geführt, dafür möchte ich ihm herzlich danken! Mit Max Lercher an der Spitze sind wir bereit für kantige Oppositionsarbeit, ich werde ihn dabei mit voller Kraft unterstützen."
"Ich kenne Max Lercher schon sehr lange und bin überzeugt davon, dass er in der derzeitigen Situation der Richtige an der Spitze der SPÖ-Landespartei ist", erklärt Günter Müller, Bürgermeister in St. Johann/Haide. "Wichtig ist es aber aus meiner Sicht, dass sich die SPÖ nicht auf reine Oppositionspolitik beschränkt. Die Gesprächsbasis zu allen anderen im Landtag vertretenen Parteien muss aufrechterhalten werden, denn auch in den SPÖ-geführten Gemeinden gilt es künftig, zahlreiche Projekte zum Wohle der Bevölkerung umzusetzen. Außerdem stehe ich für eine Politik, in der sich die handelnden Personen wertschätzend begegnen."
Jörg Leichtfried, NAbg. und SPÖ-Regionalvorsitzender für die östliche Obersteiermark: "Die SPÖ Steiermark hat sich dadurch gut für die kommende Oppositionsarbeit aufgestellt. Wir möchten sachlich fundiert und kritisch Oppositionspolitik betreiben und das wird mit dieser Zusammensetzung bestmöglich gelingen. Die blau-schwarze Zusammenarbeit hat bislang weder auf Bundes- noch auf Landesebene etwas Fruchtbringendes hervorgebracht. Zu erwarten ist eine Politik gegen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, gegen das öffentliche Gesundheitssystem, gegen den Klimaschutz und führt zu einem Rückschritt in der Frauenpolitik. Dagegen werden wir uns wehren, mit allem, was uns möglich ist."
Reaktion aus dem Burgenland
Auch vom derzeit noch wahlkämpfenden Landeshauptmann Hans Peter Doskozil - das Burgenland wählt Ende Jänner einen neuen Landtag - kommen Glückwünsche an Max Lercher, den Doskozil seit "vielen Jahren persönlich kennt und als außergewöhnlich talentierten und engagierten Politiker" schätzt. "Mit ihm an der Spitze ist die SPÖ Steiermark bestens gerüstet, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Max Lercher ist genau der Richtige für diese verantwortungsvolle Aufgabe, und ich bin überzeugt, dass er die Partei mit seiner klaren Linie und seiner Entschlossenheit hervorragend führen wird", so Doskozil.
Auch die Landesgeschäftsführung der SPÖ Burgenland, Jasmin Puchwein und Kevin Friedl, schließen sich den Glückwünschen an: "Mit Max Lercher steht der SPÖ Steiermark ein starker und visionärer Vorsitzender vor, der die Interessen der Steirerinnen und Steirer überzeugend vertreten wird."
Als erste personelle Entscheidung hat Max Lercher Hannes Schwarz als Klubobmann im Landtag nominiert. Dieser Vorschlag ist vom Landesparteivorstand ebenfalls mit großer Mehrheit angenommen worden.
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