Neue Unfallstatistik
Wenige Verkehrstote, aber mehr verletzte Fußgänger
Im ersten Halbjahr 2024 verzeichnete Österreich einen historischen Tiefststand bei den Verkehrstoten. Die Anzahl der verletzten Fußgänger ist aber erschreckend.
STEIERMARK. Mit insgesamt 138 Todesopfern lag die Zahl so niedrig wie nie seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1961, was einem Rückgang von 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Steiermark im Mittelpunkt
Nicht in allen Regionen zeigt die Verkehrssicherheitsbilanz positive Trends. In der Steiermark gab es laut Statistik Austria mit 28 Verkehrstoten nur eine geringfügige Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Zudem ist die Zahl der Schwerverletzten österreichweit stark angestiegen – um 14 Prozent auf 3.490 Personen. Dies ist der höchste Wert der letzten zwölf Jahre und trifft besonders Fahrradfahrer: Sie machen 31 Prozent aller Schwerverletzten aus, mit einem Anstieg um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Eine besonders gefährdete Gruppe bleiben die Fußgänger. Von November bis Jänner ereigneten sich im vergangenen Jahr 36 Prozent der tödlichen Unfälle, was mit der früh einsetzenden Dunkelheit in den Wintermonaten zusammenhängt. Der ÖAMTC warnt vor den erhöhten Risiken, die mit der Zeitumstellung Ende Oktober einhergehen: "Mit der Zeitumstellung wird es wieder zeitiger dunkel. Viele Wege – vor allem am späten Nachmittag und frühen Abend – werden dann bei schlechteren Sichtverhältnissen zurückgelegt. Für Fußgängerinnen und Fußgänger steigt damit das Unfallrisiko", erklärt ÖAMTC-Verkehrstechniker David Nosé.
Dunkle Jahreszeit bringt Gefahren
Statistiken untermauern diese Aussagen: Seit 2018 ereigneten sich jährlich mehr als 3000 Unfälle mit Fußgängern, von denen etwa 28 Prozent in den Monaten November bis Jänner stattfanden. Der Anteil tödlicher Unfälle in diesem Zeitraum lag sogar bei 36 Prozent.
Besonders gefährdet sind ältere Menschen: 42 Prozent der tödlich verunglückten Fußgänger waren älter als 74 Jahre. Fast ein Drittel der Unfälle mit Fußgängern ereignete sich auf Schutzwegen. "Wesentlich für einen effizienten Schutz durch einen Schutzweg sind gute Sichtbeziehungen zwischen Lenkerinnen und Lenker sowie Fußgängerinnen und Fußgänger, niedrige Annäherungsgeschwindigkeiten der Fahrzeuge sowie eine gute Beleuchtung des Schutzweges", betont Nosé und fordert eine Aufwertung bestehender Übergänge. ÖAMTC-Tests zeigen, dass eine mit Reflektoren ausgestattete Person bereits aus rund 130 Metern sichtbar ist, während dunkel gekleidete Menschen erst aus etwa 25 Metern wahrgenommen werden können.
Nosé empfiehlt helle Kleidung und Reflektoren, um das Unfallrisiko zu reduzieren. Auch die Autofahrerinnen und Autofahrer selbst müssen aber ihren Teil beitragen: Tempo drosseln, die Straßenränder im Blick behalten und mit einer erhöhten Konzentration unterwegs sein.
Paradebeispiel Graz-Umgebung
Eine Vorbilderrolle im Bereich der Unfallprävention nimmt der Bezirk Graz-Umgebung ein. Bereits vor Beginn des Schuljahres wurden die Begegnungszonen mit unterschiedlichen, realitätsnahen "Papp-Kindern" oder "Neon-Männchen" geschmückt, welche beim Durchfahren einer Begegnungszone die Aufmerksamkeit erhöhen sollen. Vor allem vor den Schulen sind diese oft zu sehen. Die Marktgemeinde Gratkorn, Graz Umgebung, hat sogar noch einen Schritt weiter gedacht. Dort werden "Schul-Polizisten", oft ältere Schüler, welche mit den Gefahren vertraut sind, eingesetzt, welche ihre jüngeren Kollegen sicher über die Straße begleiten.
Auch für die Fahrer selbst wurden Sicherheitsmaßnahmen in die Wege geleitet. Erst vor ein paar Wochen fand in der Marktgemeinde Hitzendorf, Graz Umgebung, ein Workshop für ältere Autofahrer statt. In knapp 3 Stunden wurden Verkehrskompetenzen aufgefrischt und Veränderungen im Straßenverkehr erläutert. Die Initiatorin war Vizebürgermeisterin Monika Hubmann, welche ein lehrreiches und unterhaltsames Programm mit Tipps zum sicheren Autofahren lieferte. Ebenso werden in den kommenden Wochen dann noch andere Witterungsverhältnisse dazu kommen und die Winterreifenpflicht tritt in Kraft.
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