45 Mio. Euro Schaden
Steirische Landwirtschaft gebeutelt von Unwettern
Frost, Hagel, Sturm und Überschwemmung: Die Klimakrise und die daraus resultierenden Wetterextreme stellen die heimische Landwirtschaft vor immense Herausforderungen. Bereits mehr als 45 Mio. Euro Schaden sind allein im heurigen Jahr in der Steiermark entstanden, heißt es seitens der Österreichischen Hagelversicherung.
STEIERMARK/HARTBERG-FÜRSTENFELD. Durch einen ungewöhnlich warmen Januar, den wärmsten Februar und den heißesten März in der 258-jährigen Messgeschichte sowie einer Temperatur von 30 Grad bereits am Anfang April in Bruck an der Mur, war die Vegetation durchschnittlich drei Wochen früher als gewöhnlich.
Eine extreme Abkühlung Mitte April traf die fortgeschrittene Obstblüte, insbesondere das Steinobst wie Marillen, Zwetschken und Kirschen, was zu regionalen Totalausfällen infolge des Spätfrostes führte. Auch Äpfel und Birnen sowie teilweise der Weinbau wurden in Mitleidenschaft gezogen. Schwere Unwetter mit Hagel, Sturm und großflächigen Überschwemmungen im Mai und Juni verschärften die Situation.
Schaden in Millionenhöhe
„Insgesamt entstand in der steirischen Landwirtschaft bereits ein Gesamtschaden von über 45 Millionen Euro“, beziffert der zuständige Landesdirektor Josef Kurz bei einem Lokalaugenschein am Betrieb von Siegfried Wels in Grafendorf, gemeinsam mit Simone Schmiedtbauer, Agrarlandesrätin, und dem Präsidenten der Landwirtschaftskammer Steiermark Franz Titschenbacher.
Die zunehmende Unberechenbarkeit des Wetters, die etwa durch Überschwemmungen in diesem Jahr, mache die Wichtigkeit einer bäuerlichen Versicherung deutlich, betont, Schmiedtbauer: „Wir Bäuerinnen und Bauern sind mit unseren Böden und Wäldern nicht nur der Schlüssel zu einem praxistauglichen Klima- und Umweltschutz, sondern auch die ersten Betroffenen der Auswirkungen des Klimawandels.“
Unterstützung für Familienbetriebe
Die Unterstützung von landwirtschaftlichen Familienbetrieben mit 55 Prozent der Versicherungskosten bei der Hagelversicherung sei von Bedeutung um die produzierende Landwirtschaft und damit die heimische Lebensmittelversorgung absichern, betont die Agrarlandesrätin und ergänzt: „Um aktiv gegen den Klimawandel anzukämpfen, setzen wir in der Steiermark bereits zahlreiche spezifische Anpassungsschritte für eine klimafitte Lebensmittelproduktion.“
Damit spricht Schmiedtbauer die adaptierte Verordnung zum „Sachprogramm Naturgefahren“ an, die Mitte Juni in Kraft trat, um künftig präventiv wasserbedingte Schäden zu reduzieren sowie in kritischen Zonen Siedlungsentwicklungen zu beschränken und die Raumordnung besser mit der Wasserwirtschaft zu verknüpfen. „So dämmen wir die Bodenversiegelung ein und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung der regionalen Lebensmittelversorgung“, so die Agrarlandesrätin.
Risikovorsorge wird immer wichtiger
Vor allem Ackerbauern mit Mais und Kürbis, die Grünlandbauern in exponierten Lagen und die Obstbauern seien besonders stark betroffen, so Titschenbacher. Ein gutes Risikomanagement sei unerlässlich, ist sich auch der Präsident der steirischen Landwirtschaftskammer sicher: „Die Bäuerinnen und Bauern sind Produzenten von Lebensmitteln. Eine gute Ernte mit zufriedenstellenden Preisen ist für die Betriebe entscheidend, um Perspektiven für die Zukunft zu haben. Damit die Jugend motiviert die Betriebe weiterführen kann.“
„Wenn man sich die Unwetter anschaut, entscheiden oft nur ein paar Tage, ob es zu Totalausfällen oder verlässlichen Erträgen kommt. Man muss sich dabei vor Augen halten: Kein Ertrag bedeutet keine Ernte, kein Einkommen“, schildert Siegfried Wels aus Grafendorf. Der Rinderbauer benötigt das Grünland als Futtergrundlage für die Tiere im Stall, und dieses fällt dann weg. „Dann muss ich Futter zukaufen. Ich bin froh, versichert zu sein. Diese Risikovorsorge ist für jeden landwirtschaftlichen Betrieb notwendig. Aber auch die Qualität der Schadensermittlung durch erfahrene Berufskollegen sowie die rasche Auszahlung möchte ich an dieser Stelle erwähnen“, so Wels.
Kritik seitens der Grünen
Kritik gegenüber der Agrarlandesrätin übt am Dienstag der Grüne Landwirtschaftssprecher und Bundesobmann der Grünen Bäuerinnen und Bauern, Andreas Lackner. Er kritisiert Schmiedtbauers Strategie, sich immer wieder medienwirksam als Schutzpatronin der bäuerlich familiären Landwirtschaft zu inszenieren, ohne jedoch die wahren Ursachen des Klimawandels anzugehen. So hat die Grüne Partei etwa einen "Naturschutz-Euro" vorgeschlagen, eine Nächtigungsabgabe von einem Euro pro Übernachtung, die bis 2050 bis zu einer halben Milliarde Euro für Renaturierungsmaßnahmen in der Steiermark bringen könnte, heißt es in der Aussendung der Grünen.
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