Nachruf
Steirische Autorin Barbara Frischmuth mit 83 Jahren verstorben

- Barbara Frischmuth wurde für ihren besonderen Beitrag zum österreichischen Kulturgut unter anderem mit dem Ehrenring des Landes Steiermark ausgezeichnet.
- Foto: Monika Löff
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Wie am Montag bekannt wurde, ist die steirische Schriftstellerin und Übersetzerin Barbara Frischmuth am Sonntagnachmittag mit 83 Jahren im Kreis ihrer Familie in Altaussee verstorben. Frischmuth soll bereits seit Längerem an einer schweren Krankheit gelitten haben.
STEIERMARK. Barbara Frischmuth wurde 1941 in der Steiermark, in Altaussee, geboren. Sie wuchs in Altaussee auf und zog dann mit ihrer Mutter nach Graz, wo sie maturierte. Sie startete anschließend ihr Studium am Dolmetsch-Institut der Karl-Franz-Universität Graz, wo sie Türkisch und Englisch und später Ungarisch inskribierte. Bereits während ihrer Studienzeit veröffentlichte die Steirerin Gedichte und nahm an Lesungen teil.
Im Rahmen dessen kam sie in Kontakt mit der Aktionsgemeinschaft von Kulturschaffenden "Forum Stadtpark", zu dessen Gründungsmitgliedern sie zählt. Nach ihrem Studium begann sie hauptberuflich als Schriftstellerin und Übersetzerin zu arbeiten. Die darauffolgenden Jahre waren von Auslandsaufenthalten in Ungarn, Ägypten, England, China, Japan und den USA geprägt. Sie verbrachte unter anderem Zeit am Oberlin College in Ohio und der Washington University in St. Louis, wo sie Vorlesungen hielt.

- Barbara Frischmuth trug mit ihren Werken wesentlich zum österreichischen Kulturgut bei.
- Foto: Pressberger
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Durchbruch mit "Die Klosterschule"
Barbara Frischmuth feierte ihren ersten literarischen Erfolg mit "Die Klosterschule". Der Roman aus dem Jahr 1968 handelt von einer katholischen Mädchenschule, in der autoritäre Zustände herrschen, und weist deutliche autobiografische auf. Frischmuths Arbeit zeigt, wie sehr sie sich mit dem Fremden beschäftigte. Ihre Werke spiegeln ihre persönliche Verbindung zum Orient wider. So auch in ihrem Werk "Die Schrift des Freundes", indem es um eine Beziehung zwischen einer Österreicherin und einem Türken geht, die an der Realität scheitert.
Barbara Frischmuth schrieb nicht nur Romane. Zu ihrem Repertoire gehören auch Kinderbücher, Gartenbücher, Hörspiele und Arbeit für Film, Fernsehen und Theater. In den ersten Jahren ihrer Laufbahn war ihre Arbeit hauptsächlich sprachkritisch. Ab 1976 drehten sich jedoch immer mehr ihrer Werke um die Rolle der Frau in der Gesellschaft und der Arbeitswelt. In ihrem letzten Werk, einem Erzählband mit dem Titel "Die Schönheit der Tag- und Nachtfalter" erzählt Frischmuth von den kleinen Meisterwerken der Insekten und hält zugleich ein Plädoyer gegen die Ausbeutung der Natur durch den Menschen.
Beitrag zum österreichischen Kulturgut
Frischmuths besonderer Beitrag zum österreichischen Kulturgut brachte ihr zahlreiche Auszeichnungen wie den Ehrenring des Landes Steiermark, das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse sowie den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln ein.
Privatleben
Barbara Frischmuth heiratete 1971 den Sulky-Fahrer Günther Grün. Zwei Jahre später kam der gemeinsame Sohn Florian Anasthasius Grün zur Welt. Das Paar ließ sich 1977 scheiden und Barbara Frischmuth verbrachte wieder mehr Zeit in ihrer Heimat Altaussee. Dort lernte sie auch ihren zweiten Ehemann Dirk Penner kennen, mit dem sie seit 1988 verheiratet war. Seit 1999 lebte sie dauerhaft als Schriftstellerin, Übersetzerin und Kolumnistin in Altaussee, wo Frischmuth am Sonntag nach langer, schwerer Krankheit im Kreis ihrer Familie verstarb.

- Im Botanischen Garten konnte Barbara Frischmuth ihrer Faszination für Pflanzen nachgehen.
- Foto: geopho.com
- hochgeladen von Sarah Konrad
Steiermark verliert "bedeutende Persönlichkeit"
Ihre Trauer um die „große literarische Stimme der Steiermark“ bekundeten am Montag auch Mitglieder der steirischen Landesregierung. „Mit dem Ableben von Barbara Frischmuth verliert die Steiermark eine bedeutende Persönlichkeit unseres Landes. In vielen Bereichen ihres schriftstellerischen Wirkens war sie Vorreiterin und zeitlebens dafür bekannt, Brückenbauerin zu anderen Kulturen zu sein“, erklärte Landeshauptmann Mario Kunasek.
Und auch LH-Stv. Manuela Khom würdigte die Schriftstellerin und Übersetzerin für ihre herausragenden Lebensleistungen: "Barbara Frischmuth war an vielen Orten dieser Welt, blieb ihrer Heimat, dem Ausseerland, aber immer verbunden. Sie schrieb Geschichten nieder, wie es nur wenige vermögen. Ihre Werke waren eine Bereicherung für die Steiermark und weit darüber hinaus. Barbara Frischmuths literarisches Schaffen sowie das Übersetzen von Literatur aus anderen Sprachen war ein außerordentlich wertvoller Beitrag zum gegenseitigen Verständnis der Menschen und ein Dolmetschen zwischen kulturellen Identitäten."

- 2019 bekam Barbara Frischmuth vom damaligen Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer den Ehrenring des Landes Steiermark verliehen.
- Foto: Land Steiermark/Robert Frankl
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Den Beitrag Frischmuths für das gesellschaftliche Miteinander würdigte am Montag auch Kulturlandesrat Karlheinz Kornhäusl: "Ihr Verlust hinterlässt gleichermaßen eine Lücke, denn mit ihrer unverwechselbaren Stimme und ihrem tiefen Verständnis für die menschliche Seele hat sie generationenübergreifend – nicht nur literaturaffine – Menschen inspiriert. Barbara Frischmuth war nicht nur eine Meisterin der Sprache, sondern auch eine gesellschaftspolitische Übersetzerin zwischen den Kulturen und vor allem für eine Kultur des Miteinander."
Auch die Grüne Klubobfrau Sandra Krautwaschl zeigte sich am Montag berührt von der Nachricht des Ablebens der Schriftstellerin. "Ich habe sie als feinfühlige und aufmerksame Persönlichkeit erlebt, deren Haltung sich nicht nur in ihren Texten, sondern auch in vielen persönlichen Begegnungen gezeigt hat: Wach, kritisch und empathisch. Sie engagierte sich unermüdlich für das Miteinander der Kulturen, für den Schutz der Natur und für einen achtsamen Umgang mit Sprache und Macht. Mit Barbara Frischmuth verlieren wir einen großen Menschen, der Brücken gebaut hat, wo andere Gräben vertieft haben."
Zu Barbara Frischmuth:
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