Weltnichtrauchertag
Über den Schaden und Nutzen alternativer Nikotinprodukte

Immer noch ist Rauchen in Österreich die am weitesten verbreitete Sucht: Laut dem Epidemiologiebericht Sucht 2022 raucht knapp jede/r fünfte Österreicher*in täglich. | Foto: Unsplash.com
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  • Immer noch ist Rauchen in Österreich die am weitesten verbreitete Sucht: Laut dem Epidemiologiebericht Sucht 2022 raucht knapp jede/r fünfte Österreicher*in täglich.
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Der 31. Mai steht weltweit im Zeichen des Nichtraucherschutzes beziehungsweise als Wegweiser für alle Raucherinnen und Raucher aus ihrer Sucht. Vielen von ihnen gelingt der völlige Rauchstopp nicht und sie suchen Alternativen zur Zigarette. MeinBezirk.at hat Fachleute zu alternativen Nikotinprodukten und ihrem Schaden und Nutzen befragt.

STEIERMARK. Der Griff zur Zigarette ist in Österreich noch immer die am weitesten verbreitete Sucht: Laut dem Epidemiologiebericht Sucht 2022 raucht knapp jede/r fünfte Österreicher*in täglich. Ein gutes Drittel der im Jahr 2019 täglich Rauchenden – etwa 570.000 Personen – versuchte im Jahr davor (2018) erfolglos mit dem Rauchen aufzuhören.
Expertenmeinungen zufolge brauche es probate Mittel, um den Ausweg aus der Sucht zu ermöglichen – wenn der komplette Rauchstopp nicht gelingt, dann auch mittels alternativer Mittel wie Nikotinbeutel, E-Zigaretten und Tabakerhitzer.

Rauchen kann töten

Aktuellen Schätzungen zufolge ist das Rauchen herkömmlicher Zigaretten in Österreich für 16 Prozent aller Todesfälle verantwortlich. Eine zeitgemäße Suchttherapie sollte demnach das Konzept der Schadensminderung also dringend miteinschließen, um den Schaden auf Dauer zu reduzieren. Patientinnen und Patienten sollten daher schon frühzeitig zum Wechsel auf rauchfreie Alternativprodukte motiviert werden. Welchen Nutzen  – für den einzelnen, aber auch für die Volksgesundheit – dies haben kann, zeigt das Beispiel Schweden vor. 

Vorbild Schweden: Das Land wird statt im Jahr 2040 – wie von der Europäischen Union vorgegeben –, bereits 17 Jahre zuvor offiziell als „rauchfrei“ gelten. | Foto: Pixabay
  • Vorbild Schweden: Das Land wird statt im Jahr 2040 – wie von der Europäischen Union vorgegeben –, bereits 17 Jahre zuvor offiziell als „rauchfrei“ gelten.
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Das skandinavische Land wird als erstes EU-Land bereits mit Ende 2023 eine Raucher*innenquote von fünf Prozent oder weniger in der erwachsenen Bevölkerung erreichen. Damit würde Schweden laut WHO-Definition als "rauchfrei" gelten.
Zurückzuführen ist dieser Erfolg auf den pragmatischen Ansatz Schwedens bei der Regulierung von rauchfreien Tabak- und Nikotinprodukten: Snus (Tabakbeutel) und Nikotinbeutel sind in Schweden politisch wie gesellschaftlich als weniger schädliche Alternativen anerkannt und akzeptiert.
Und dieser Weg scheint den Schweden recht zu geben: Das nordische Land verzeichnet den geringsten Anteil an tabakbedingten Krankheiten in der EU sowie eine um 41 Prozent niedrigere Krebsinzidenz im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Das schwedische Modell zeigt damit auf: Für Raucherinnen und Raucher, die nicht in der Lage oder nicht willens sind, mit dem Rauchen aufzuhören, könnte ein Umstieg auf Alternativprodukte eine Reduktion des gesundheitlichen Risikos darstellen.

"Elektrische" Alternative

Neben den Nikotinbeuteln sind auch die sogenannten E-Zigaretten, deren Konsum auch Dampfen genannt wird und die seit etwa zehn Jahren im Vormarsch sind, eine vielfach zitierte aber auch nicht ganz unumstrittene Alternative zur herkömmlichen Zigarette. 
MeinBezirk.at hat dazu den Grazer Universitätsprofessor und Pharmakologen Bernhard-Michael Mayer befragt. Er war selbst jahrzehntelanger passionierter Raucher und ist nun seit 2012 auf den "E-ZUg" aufgesprungen.

  • Rauchen oder Nichtrauchen – das ist hier die Frage?


Bernhard-Michael Mayer:
Natürlich Nichtrauchen. Auch alle Raucherinnen und Raucher sollten wissen, dass Rauchen schlecht ist.

  • Rauchen oder Dampfen?

Im Idealfall macht man weder noch. Wenn mich jemand fragt, ob er oder sie mit dem Dampfen anfangen soll, sage ich klar "nein". Doch wenn man starker Raucher ist und eine Alternative sucht, die weniger schädlich ist, dann empfehle ich das vorbehaltlos.
Raucherinnen und Raucher sterben nicht an ihrer Abhängigkeit, sondern an der Inhalation toxischer Substanzen im Zigarettenrauch. Ich war selbst Raucher und habe den Umstieg eigentlich per Zufall und unabsichtlich "geschafft". 2012 habe ich ein Belegexemplar bekommen und das dann immer verwendet und rühre seither keine Zigaretten mehr an.

  • Warum ist Dampfen weniger schädlich?

Die Inhalation ist weniger schädlich als die Verbrennung von Tabak. Was auffällt, ist, dass nun mit dem Hype der E-Zigaretten das Nikotin zusehends verdammt wird. Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass die schädigende Wirkung nicht auf Nikotin beruht, sondern auf dem Rauchen an sich. Nikotin wird zum tödlichen Sucht- und Nervengift, sobald es die Apotheke verlässt, wo es im Übrigen frei zu kaufen ist. Das ist Messen mit zweierlei Maß, das stört mich.

"Natürlich ist nicht zu rauchen die beste Variante, aber der Konsum von ausschließlich E-Zigaretten beziehungsweise der Dual Use ist jedenfalls besser als reine Tabakzigaretten", betont der Grazer Pharmakologe Bernhard-Michael Mayer. | Foto: Uni Graz
  • "Natürlich ist nicht zu rauchen die beste Variante, aber der Konsum von ausschließlich E-Zigaretten beziehungsweise der Dual Use ist jedenfalls besser als reine Tabakzigaretten", betont der Grazer Pharmakologe Bernhard-Michael Mayer.
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  • Wie stehen Sie zum "Dual Use", also einem gemischten Konsum von herkömmlichen und E-Zigaretten? Kritische Zungen sagen, es sei völlig egal, wie viele Zigaretten man rauche.

Da gibt es eine klare Botschaft: Weniger Rauchen bringt auch weniger Schadstoffe mit sich. Also das ist ein Märchen, wonach fünf Zigaretten weniger schädlicher seien als 60 am Tag. Reduziert man die Dosis eines Giftstoffs, reduziert man auch den Schaden. Viele aus dem Gesundheitsbereich wissen nicht, wovon sie sprechen, weil sie selbst nie süchtig waren. Insofern ist Dual Use ein Übergangsstadium und jedenfalls ein wichtiger Schritt.

  • Sollte das Beispiel Schweden auch bei uns Schule machen?

Das Beispiel Schweden zeigt sehr schön, dass weniger Restriktion manchmal mehr bewirken kann.

Nicht immer ist der komplette "Ausstieg" aus dem Raucher-Dasein möglich oder gewünscht; der Umstieg auf alternative Nikotinprodukte – wie am Beispiel Schweden zu sehen – kann ein erster Schritt in Richtung Rauchfreiheit sein. | Foto: pixabay
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"Rauchen im neuen Gewand"

Kritischer sieht das naturgemäß Waltraud Posch von Vivid, der steirischen Fachstelle für Suchtprävention. Für sie sind E-Zigaretten, Nikotinbeutel und Tabakerhitzer Suchtmittel in einem "neuen Gewand". Laut Posch sei das Suchtpotenzial ist bei allen Produkten gleich hoch.

"Nikotin zählt zu den am schnellsten süchtig machenden Substanzen. In rund zehn Sekunden ist Nikotin im Gehirn. Das Erkrankungsrisiko (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen, Krebs) ist bei der konventionellen Zigarette am höchsten. Die konventionelle Zigarette ist das schädlichste legal erhältliche Produkt der Welt, sozusagen der „Worst Case“.
Waltraud Posch, Vivid-Fachstelle für Suchtprävention

Aber auch E-Zigarette, Tabakerhitzer und Nikotinbeutel sind schädlich. So sei nachgewiesen, dass E-Zigaretten-Raucherinnen und -Raucher ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen und Störungen des Immunsystems haben.
Nikotin selbst steht auch im Verdacht, Krebs auszulösen. Darüber hinaus beinhalten E-Zigaretten weitere sogenannte „Kanzerogene“, also Stoffe, die Krebs auslösen können, zeigen Studien. Dies scheint auf einem niedrigeren Niveau zu sein als bei Tabakzigaretten, aber es ist nachweisbar.

Wie kann der Rauchstopp deiner Ansicht nach gelingen?

Mehr Informationen in Richtung Rauchfreiheit: rauchfrei.at

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