Telemedizin macht es möglich:
Den Arzt einfach mit auf Urlaub nehmen

- Die Corona-Krise hat dazu geführt, dass man nun auch im Urlaub eine telemedizinische Behandlung in Anspruch nehmen kann.
- hochgeladen von Andrea Sittinger
Dass die Corona-Zeit nicht nur Schattenseiten hat, zeigt die Verlängerung der telemedizinischen Versorgung, die während des Lockdowns aus der Not heraus entstanden ist. Durch eine Annäherung zwischen Ärztekammer, Krankenversicherungsträger und anderen Entscheidungsträgern ist eine telemedizinische Behandlung unter gewissen Umständen auch weiterhin möglich. Was besonders jetzt in der Urlaubs- und Ferienzeit bedeutet, dass der Hausarzt nur einen Telefonanruf weit weg ist.
Schnelle Hilfe in der Ferne
Da ist man am Urlaubsort, und plötzlich tauchen Gesundheitsprobleme auf – unerklärliche Schmerzen, Fieber, ein Exzem… In der Vergangenheit hat das bedeutet: am Ferienort irgendwie über die Runden kommen oder den Urlaub abbrechen. Aber seit Corona ist es anders: „Telefonisch oder per E-Mail kann man eine telemedizinische Sprechstunde mit der vertrauten hausärztlichen Praxis vereinbaren“, erklärt Christoph Schweighofer, Sprecher der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in der steirischen Ärztekammer.
Der erfahrene Allgemeinmediziner rät dringend, nur Ärztinnen und Ärzte zu kontaktieren, die man gut kennt und die vor allem viel über die erkrankte Person wissen: „Wenn Ärztin oder Arzt die Vorgeschichte kennen, tun sich mit der präzisen Diagnose und einem fundierten Behandlungsvorschlag wesentlich leichter.“ Dabei geht es um Soforthilfe, eben auch im Urlaub. Es ist sogar möglich ein Medikament zu verschreiben, „und zwar das individuell richtige“, wie Schweighofer betont.
Stopp für telefonische Krankschreibung
Während die Tele-Sprechstunde – welche Technik zum Einsatz kommt, und wann die Ordination stattfindet, sollte beim Erstkontakt mit der Praxis vereinbart werden – eine echte Ergänzung zum „normalen“ Arztbesuch ist, wird eine andere Erleichterung bald der Vergangenheit angehören: Laut Österreichischer Gesundheitskasse (ÖGK) soll ab September keine telefonische Krankschreibung mehr möglich sein. „Das können weder Ärztinnen und Ärzte noch Patientinnen und Patienten verstehen“, kritisiert Schweighofer. Denn erstens sei die telefonische Krankschreibung wesentlich sicherer als der Ordinationsbesuch durch Menschen, die etwa an einer ansteckenden Krankheit leiden. Zweitens wäre diese Möglichkeit „sehr verantwortungsbewusst gehandhabt worden“, sagt Schweighofer: Laut ersten Berichten habe es in den bisherigen Covid-19-Monaten sogar deutliche Rückgänge bei den Krankschreibungen gegeben.
„Auf der einen Seite warnen alle vor den Gefahren verstärkter Covid-19-Ausbrüche ab Herbst, auf der anderen Seite werden Kranke sinnlos dazu gezwungen, die Arztpraxen aufzusuchen“, versteht Schweighofer diese „Unsicherheitsmaßnahme“ nicht. Er hoffe daher auf ein Einlenken, aber er rechne nicht damit: „Vermutlich wird es bei dieser falschen Entscheidung bleiben, außer die Politik kann die ÖGK davon überzeugen, wie gefährlich das Ende der telefonischen Krankschreibung sein kann.“


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