Recyclingcenter Himberg
Wo alter Bauschutt ein neues Leben bekommt

- RCH-Geschäftsführer Günter Mayer, Zeljko Vocinkic, Geschäftsführer Porr Bau GmbH und René Trauner, Betriebsleiter RC Himberg.
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In Himberg steht Österreichs größtes Recycling Center für Bauabfälle. Es ist keine Deponie, die hier entladenen Bauabfälle werden einer cleveren Kreislaufwirtschaft zugeführt. Jetzt gibt es eine neue Aufbereitungsanlage für gesundheitsschädliche Mineralwolle.
HIMBERG. Am Rand der Marktgemeinde Himberg befindet sich Österreichs größtes Recycling-Werk. Hier bereitet die Porr AG im RCH (Recycling Center Himberg) seit rund 30 Jahren auf 80.000 m2 Bauschutt und andere Abfälle von Baustellen wieder auf. Sprich, das RCH ist keine Deponie. Was die bis zu 300 Lkws pro Tag herbringen, kommt - zum Großteil sauber und als neues Produkt - wieder in die Bauwirtschaft zurück. Aus alten Ziegelsteinen wird zum Beispiel Granulat für die Dachbegrünung hergestellt. Im Vorjahr wurden 400.000 Tonnen Baurestmassen im RCH aufbereitet und zu neuem Nutzen verholfen.

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"Porr ist in diesem Bereich in Österreich Spitzenreiter", sagt Zeljko Vocinkic, Geschäftsführer der Porr Bau GmbH und Recyclingexperte der Porr. In Himberg wird alles recycelt: Beton, Asphalt, Ziegel, Bauschutt und Mineralwolle. "Wir haben hier keine Deponie. Wir haben hier eine Kreislaufwirtschaft, eine Wiederverwertung für Materialien geschaffen", erklärt er. Recycling-Beton wird zum Beispiel für Liefer-Beton verwendet, dasselbe passiert mit Asphalt. Vor allem Dämmstoffe galten bisher als Problem. Hier ist der Porr dank Investitionen in die Forschung nun ein Meilenstein gelungen.

- Die alten Ziegel werden zerkleinert, heraus kommt saugfähiges Granulat, optimal für Pflanzen.
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Aus gefährlich mach gut
Ganz neu ist die Aufbereitungsanlage für Mineralwolle, lange Zeit ein beliebter Dämmstoff. Das Problem bei älteren Resten - und bei Abrissarbeiten sind meist alte Häuser betroffen: Die Fasern der Dämmwolle gelten als krebserregend. Die Entsorgung stellte ein Problem dar, die Endlagerung braucht enorm viel Platz. Dazu kommt, dass die Deponierung von unbehandelter Mineralwolle ab 2026 verboten ist.

- Die neue patentierte Anlage macht gefährliche Mineralwollabfälle deponiefähig.
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Patentierte Anlage in Himberg
Die PORR hat eine innovative Aufbereitungsanlage eigens für Mineralwollabfälle entwickelt und patentiert. Bei dieser wird das Material so zerkleinert, mit Zusatzstoffen versetzt, dass das Volumen um bis zu 80 Prozent reduziert wird. Damit kann das Material deponiert oder anderweitig verwertet werden. Die Anlage ist dabei geschlossen und die Luft wird vollständig abgesaugt und gefiltert, damit es zu keinen Faseremissionen kommt. In Österreich beträgt die geschätzte Abfallmenge an Mineralwolleabfällen ca. 24.000 Tonnen pro Jahr.
„Wir haben in der Bauwirtschaft und ganz besonders in der PORR immer das Ziel Kreislaufwirtschaft vor Augen. Das heißt, dass wir nach diesem erfolgreichen Schritt auch die Recycling- und Verwertungsmöglichkeiten für Mineralwolle ausloten“,
erklärt Zeljko Vocinkic.
„Allerdings haben wir, wie auch bei anderen Baurestmassen wie etwa Styropor, das Problem, dass Mineralwolle kein sortenreines Abfallprodukt ist sondern natürlich Verunreinigungen hat. Hier muss also eine Lösung gefunden werden.“
Zukunftsmusik
Derzeit wird am Standort Himberg gebaut: Eine Halle zur Aufbereitung von Glas entsteht, ebenso werden die Verbrennungsmotoren der Anlage auf Photovoltaik umgestellt. Auch in Sachen Dämmwolle ist noch nicht alles erreicht: Ziel ist es, möglichst viele Stoffe wieder in die Produktion zurückzubringen, ohne eine Deponie aufzumachen. Hier ist man am richtigen Weg: "Wir haben in Himberg keine Deponie, unsere Recyclingquote liegt bei 98 Prozent", erklärt RCH Geschäftsführer Günter Mayer. Nur Schad- und Störstoffe wie Metalle werden aussortiert, der Rest wird aufbereitet.

- Aus alten Ziegeln wird in Himberg Ziegelsplitt gemacht, der z.B. bei der Begrünung von Dächern zum Einsatz kommt.
- Foto: Katrin Pirzl
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Rahmenbedingungen schaffen
2,2 Mio. Tonnen Baurestmassen recycelt die Porr jährlich über Recyclingstandorte wie Himberg und auf den eigenen Baustellen. Davon ersetzen wiederum 1,7 Mio. Tonnen auf eigenen Baustellen und Anlagen die Primärrohstoffe. Besonders gut funktioniert etwa das Recycling von Beton, der zu Recyclingbeton verarbeitet wird und Ziegeln, die zu einem pflanzenfreundlichen Dachsubstrat werden, das zur Begrünung von Dächern eingesetzt wird. Auch Asphalt wird zu Recyclingasphalt.
„Wir bauen in weiteren Bereichen unsere Recyclingquoten aus. So zum Beispiel sind wir in einem Forschungsprojekt zur Wiederverwertung von Styropor beteiligt und an einem Projekt zum Recycling von Gips – beides Bereiche, die in Österreich noch extrem unterbelichtet sind“,
erklärt Vocinkic.
„Hier ist forschungstechnisch noch enorm Luft nach oben.“
Insgesamt sieht der Experte das Ziel Kreislaufwirtschaft durchaus kritisch. Vieles ist möglich, muss aber auch gesetzlich möglich und wirtschaftlich nachhaltig sein.
„Ein Beispiel ist Recyclingbeton. Es gibt Regelungen, wonach Beton bestimmter Güteklassen nur 10 bis 15 Prozent Recyclingbeton beinhalten darf. Wenn diese Güteklassen in Ausschreibungen gefordert werden, sind unsere Möglichkeiten begrenzt. Ganz anders ist die Lage etwa in den Niederlanden. Wenn wir die Recyclingquoten heben wollen, dann müssen also auch die Rahmenbedingungen verändert werden.“
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