Politbarometer
Das Bundesland Salzburg erlebt ein "Dankl-Phänomen"
Gefährlichste Oppositionspartei für die ÖVP-FPÖ-Regierungskoalition im Bundesland Salzburg ist die KPÖ Plus. Das zeigt eine von den RegionalMedien Salzburg in Auftrag gegebenen Umfrage unter 800 Salzburgerinnen beziehungsweise Salzburgern aus allen Bezirken des Bundeslandes. Und: Wem von der Landesregierung beziehungsweise von den Parteispitzen die Salzburger vertrauen und wem sie etwas zutrauen. Das und noch vieles mehr hier bei uns im Politbarometer.
SALZBURG. Ohne die KPÖ Plus wäre die politische öffentliche Wahrnehmung im Bundesland aktuell wohl recht fad; ihr Parteichef Kay-Michael Dankl ist der momentane Shooting-Star am politischen Parkett in Salzburg. Das ist zumindest eines von drei Analyseergebnissen einer von den RegionalMedien Salzburg in Auftrag gegebenen Umfrage unter 800 Salzburgerinnen beziehungsweise Salzburgern aus allen Bezirken des Bundeslandes.
Dankl: für viele ein Macher
63 Prozent ist der Landtagsabgeordnete Kay-Michael Dankl zumindest dem Namen nach bekannt. Von diesen – also von den Befragten, die Dankl kennen – vertrauen ihm 79 Prozent "sehr" oder "ziemlich". Obwohl die KPÖ Plus seit 2023 erstmals im Landtag und damit im Bundesland eine Rolle spielt und sich im Chiemseehof einer breiten Öffentlichkeit darstellen kann, ist das der höchste Vertrauenswert unter den Spitzen der im Landtag vertretenen Klubs sowie allen Mitgliedern der Landesregierung, die in unserer Umfrage gemeinsam verglichen werden. Außerdem trauen Dankl 66 Prozent der ihn Kennenden "sehr" oder "ziemlich" zu, dass er in Zukunft etwas für Salzburg weiterbringt – auch das ist der Spitzenwert der von uns verglichenen Politikerinnen und Politiker.
Schwaiger genießt Vertrauen
Der erste Verfolger von Dankl in der Vertrauensfrage ist der langjährige ÖVP-Landesrat Josef Schwaiger. Von der Bekanntheit sind die beiden beinahe gleich auf: Schwaiger kennen 64 Prozent der Befragten; und von diesen vertrauen ihm 71 Prozent "sehr" oder "ziemlich". 62 Prozent glauben auch "sehr" oder "ziemlich", dass er in Zukunft etwas bewegt.
Schnöll kennt und traut man
Platz drei in Sachen Vertrauen belegt ÖVP-Landeshauptmann-Stellvertreter Stefan Schnöll mit 68 Prozent jener 83 Prozent, die ihn zumindest dem Namen nach kennen. In punkto Macherrolle belegt er hinter KPÖ-Mann#%Dankl Platz zwei. 65 Prozent trauen Schnöll "sehr" oder "ziemlich" zu, dass er künftig etwas für das Land weiterbringt.
Haslauer kein ÖVP-Zugpferd
Eine zweite wesentliche Erkenntnis aus der Umfrage-Analyse: Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) scheint in der öffentlichen Wahrnehmung kein Zugpferd für potenzielle Volkspartei-Salzburg-Wählerzielgruppen mehr zu sein. Das zeigt jedenfalls die Momentaufnahme unseres Umfrageergebnisses. Vor allem in der zugesprochenen Macher-Rolle ist Haslauer momentan seinem Landeshauptmann-Stellvertreter Schnöll und seinem Landesrat Schwaiger unterlegen. Auch ÖVP-Landesrätin Daniela Gutschi liegt in der Vertrauensfrage vor ihrem Parteichef. 63 Prozent von den Befragten, die sie kennen, vertrauen ihr "sehr" oder "ziemlich"; und auch in der Weiterbringen-Frage mit 50 Prozent "sehr" oder "ziemlich".
Haslauer kennen fast alle
Haslauers Bekanntheitsgrad ist zwar am höchsten unter den Mitgliedern der Landesregierung sowie den Spitzen der im Landtag vertretenen Klubs. 98 Prozent aller Befragten im Bundesland kennen Haslauer. Von jenen, die ihn kennen, vertrauen ihm "sehr" oder "ziemlich" allerdings nur etwas mehr als die Hälfte – 54 Prozent. 46 Prozent vertrauen dem Landeshauptmann "weniger" oder "gar nicht". Dass Wilfried Haslauer in Zukunft etwas für Salzburg weiterbringt, trauen ihm von jenen, die ihn kennen, nur 41 Prozent "sehr" oder "ziemlich" zu. Diese Werte könnten darin begründet liegen beziehungsweise darauf hindeuten, dass die Salzburgerinnen und Salzburger bereits eine, wenn auch zeitlich nicht festgelegte, Staffelübergabe innerhalb der ÖVP Salzburg an eine Nachfolge vor Augen haben.
FPÖ-Wähler plötzlich zufrieden
Die dritte wesentliche Erkenntnis: Waren die deklarierten Wählerinnen und Wähler der FPÖ, als diese noch eine Oppositionspartei im Land war, die Unzufriedensten, so entpuppt sich diese Gruppe nun, da die Blauen auf der Regierungsbank sitzen, plötzlich als die zweitzufriedenste, was die Arbeit der aktuellen Landesregierung angeht.
Svazek: Bekannteste Blaue
Die Person an der FPÖ-Landesparteispitze, Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek, genießt einen Bekanntheitsgrad von 90 Prozent der salzburgweit Befragten. Landesrat Christian Pewny kennen hingegen lediglich 32 Prozent, Landesrat Martin Zauner gar nur 28 Prozent.
Freiheitliche polarisieren
In der Vertrauensfrage sind die Salzburgerinnen und Salzburger bei den drei Vertretern der Freiheitlichen relativ gespalten. Marlene Svazek vertrauen 48 Prozent von denen, die sie kennen, "sehr" oder "ziemlich"; dass sie etwas für das Land weiterbringen kann, trauen der Landeshauptmann-Stellvertreterin 56 Prozent "sehr" oder "ziemlich" zu. Bei den ihn kennenden Befragten sprechen Martin Zauner 58 Prozent "sehr" oder "ziemlich" Vertrauen zu; in der Weiterbringen-Frage liegt er bei 50 Prozent Anteil. Christian Pewny vertrauen 49 Prozent "sehr" oder "ziemlich"; und dass er was weiterbringen kann, glauben 45 Prozent von jenen, denen er bekannt ist.
Besser, aber nicht echt super
Von allen 800 Befragten antworteten auf die Fragestellung "Wie würden Sie die Salzburger Landesregierung so alles in allem ganz spontan beurteilen, wie zufrieden sind Sie mit ihrer Arbeit? Sehr, ziemlich, weniger oder gar nicht zufrieden?" rund sechs Prozent mit sehr und rund 50 Prozent mit ziemlich. Das bedeutet einen Zufriedenheitswert – salopp gesagt – von 56 Prozent für die Arbeit der amtierenden und erst ein paar Monate alten Salzburger Landesregierung, bestehend aus Volkspartei und Freiheitlichen. Wir erinnern uns: In unserem Politbarometer Ende 2022 lag der Zufriedenheitsanteil, was die Arbeit der damaligen Landesregierung bestehend aus ÖVP, Neos und Grünen angeht, bei 49 Prozent. Das ist mit der neuen Landesregierung etwas besser geworden, wobei diese amtierende ÖVP-FPÖ-Koalition in Salzburg ja erst im Juni 2023 angelobt worden ist. Weniger zufrieden sind rund 34 Prozent unserer heuer Befragten, gar nicht zufrieden sind rund acht Prozent; das ergibt folglich einen – wieder salopp formuliert – Unzufriedenheitsanteil von 42 Prozent. Die Salzburgerinnen und Salzburger sind also tendenziell eher einverstanden mit der laufenden Landesregierungsarbeit; wobei: 56 Prozent sind kein Polster zum Ausruhen, viel ist das nicht.
Die Zufriedenheitsfrage wurde von fast allen Befragten beantwortet, lediglich rund ein Prozent machte keine Angabe oder sagte "weiß nicht".
Treue eigene Wählerlager
Die mit der Landesregierungsarbeit Zufriedensten befinden sich im deklarierten Wählerlager der ÖVP: dort sind es in Summe 83 Prozent, die angeben, sehr oder ziemlich zufrieden mit der Arbeit der Regierenden zu sein; zehn Prozent sagen "sehr", 73 Prozent "ziemlich". Im Wählerlager der FPÖ sagen das 69 Prozent (sieben Prozent "sehr", 62 Prozent "ziemlich").
SPÖ-Lager schätzt Regierung
Auffallend ist auch, dass etwas mehr als die Hälfte der sich als SPÖ-Wähler Deklarierenden – also sich der roten Oppositionspartei zugehörig Fühlenden, eher zufrieden mit der Arbeit der ÖVP-FPÖ-Landesregierung sind, das sind nämlich 55 Prozent (14 Prozent "sehr", 41 Prozent "ziemlich"), wohingegen 44 Prozent der deklarierten salzburgweiten Rot-Wählerschaft eher im Lager der Unzufriedenen zu finden sind – 30 Prozent "weniger zufrieden", 14 Prozent "gar nicht zufrieden".
Dickes Minus von KPÖ-Wählern
Ganz anders das Stimmungsbild unter den KPÖ-Plus-Wählenden: 72 Prozent sind unzufrieden mit der Arbeit der Landesregierung – 54 Prozent "weniger", 18 Prozent "gar nicht"; lediglich 28 Prozent (ein Prozent "sehr", 27 Prozent "ziemlich") sind zufrieden damit.
SPÖ-Zugpferd zieht kaum
In der Macherrolle sehen die Salzburgerinnen und Salzburger den SPÖ-Landeschef und Landtagsabgeordneten, der mit 83 Prozent Bekanntheitsanteil kein Unbekannter im Bundesland zu sein scheint und eigentlich ein Zugpferd der Partei sein müsste, nicht unbedingt. 41 Prozent trauen David Egger "sehr" oder "ziemlich" zu, für das Land etwas weiterzubringen; immerhin vertrauen ihm 59 Prozent von denen, die ihn kennen, "sehr" oder "ziemlich".
Berthold zieht nicht so recht
Eine Macherinnen-Rolle wird auch der Grünen-Landessprecherin, der Landtagsabgeordneten Martina Berthold, nicht zugetraut: 74 Prozent der Befragten kennen sie, von diesen vertrauen ihr 53 Prozent "sehr" oder "ziemlich"; und nur 37 Prozent trauen ihr zu, etwas weiterzubringen.
Die KPÖ legt deutlich zu
Wäre nächsten Sonntag Landtagswahl, so zeigt sich zum Zeitpunkt der Durchführung der von uns in Auftrag gegebenen Umfrage großteils ein ähnliches Bild wie bei der tatsächlichen Landtagswahl im April 2023 – aber einen Ausreißer gibt es: und es ist abermals die KPÖ Plus, die im gesellschaftspolitischen Geschehen derzeit eine immer wichtigere Rolle bei vielen Salzburgerinnen und Salzburgern spielt: Einer Hochschätzung nach kämen die Kommunisten bei einer Landtagswahl im Dezember 2023 wohl auf 15 Prozent Stimmenanteil. Die ÖVP hält bei ihren 30 Prozent, die FPÖ hält bei rund 26 Prozent, die SPÖ hält bei rund 18 Prozent, dann käme die bereits erwähnte KPÖ vor den Grünen mit sieben Prozent. Andere Parteien würden zirka vier Prozent wählen.
Wo kommen eigentlich die zusätzlichen Wählerinnen und Wähler vor allem bei der KPÖ her: Nun, der Kuchen all jener, die unentschlossen oder Nicht- beziehungsweise Ungültigwähler sind, liegt bei unseren 800 Befragten bei knapp einem Drittel. Aus diesem Kuchenstück können natürlich alle Parteien, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß schöpfen.
Übrigens – wie das meistens so ist bei Umfragen: In Zement gegossen ist auch unser Ergebnis und unsere Analyse nicht; dennoch ist es ein Stimmungsbild der Gegenwart. Kommen neue Themen und Herausforderungen, kommen vielleicht auch neue Wähler-Bedürfnisse und geänderte Perspektiven. Wer weiß, eine Kristallkugel haben auch wir nicht.
Datenquelle für die Umfrage: Auftraggeber: RegionalMedien Salzburg. Ausführende Gesellschaft: GMK Gesellschaft für Marketing und Kommunikation, Graz. Zielgruppe: Wahlberechtigte im Bundesland Salzburg. Sample und Methode: Mixed Mode – 800 Interviews (560 CATI, 240 CAWI); Zufallsauswahl aus dem Telefonbuch, Web Panel. Maximale Schwankungsbreite: +/-3,6 Prozent. Abfragezeitraum: 20. bis 30. November 2023.
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