Naturschutz
Salzburg soll Rote Listen gefährdeter Arten aktualisieren
Die Naturschutzorganisation Greenpeace veröffentlicht eine Studie zum Artensterben in Österreich. In Salzburg sind vor allem Tier- und Pflanzenarten der Hochmoore betroffen.
SALZBURG. Ein Drittel der Fläche des Landes Salzburg steht unter Natur- oder Landschaftsschutz. 53 Prozent der Fläche sind mit Wald und 25 Prozent mit Almflächen belegt. Die landwirtschaftlich genutzten Flächen (16 Prozent) sind zum überwiegenden Teil Grünland. Eineinhalb Prozent der Landesfläche ist versiegelt.
Salzburg hat moorreichsten Landschaften Österreichs
Für eine Studie zum Thema "Artensterben in Österreich" hat sich Greenpeace die Situation auch in Salzburg angesehen. Das wissenschaftliche Team beschäftigte sich vor allem mit den Hochmooren, denn Salzburg hat die moorreichsten Landschaften Österreichs. Der Bezirk Lungau weist hier die großflächigsten Moore auf. Diese Lebensräume sind für den Klimaschutz essentiell, da sie große Mengen an Kohlenstoff speichern. Moore bieten auch vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum. In Österreich wurden schätzungsweise mehr als drei Viertel der Feuchtgebiete durch den Mensch zerstört. Hochmoore stehen daher auf der Roten Liste* Österreichs. Das macht das moorreiche Salzburg so wichtig für die Biodiversität in Österreich.
Vier Prozent der Tagfalterarten gelten als ausgestorben
Durch Trockenperioden sind die Hochmoore auch in Salzburg bedroht und damit der Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen. Bei uns ist laut Greenpeace vor allem die Lage der Perlmuttfalter und Tagfalter bedenklich. Laut der Roten Liste Salzburgs sind etwa 40 Prozent der gut erforschten Tagfalterarten gefährdet. Etwa vier Prozent gelten als ausgestorben bzw. verschollen. Auch besondere Pflanzenarten wie der Rundblättrige Sonnentau ist wegen seiner Lebensraumzerstörung gefährdet.
"Rote Listen sind in Salzburg unaktuell"
Greenpeace kritisiert, dass die Roten Listen in Salzburg nicht aktuell gehalten sind. Die drei Roten Listen der Flechten, der Farn- und Blütenpflanzen sowie der Schmetterlinge sind auf dem Stand der 1990er-Jahre. Nur zwei Rote Listen – jede der Brutvögel sowie der Amphibien und Reptilien – stammen aus den 2000er-Jahren und seien damit aktueller. Greenpeace fordert Salzburg auf, eine konkrete Bestandsaufnahme der Tier- und Pflanzenarten vorzunehmen und die Roten Listen an gefährdeten Arten auszuweiten, um gezielte Artenschutzmaßnahmen setzen zu können.
Renaturierung geplant: Adneter Moos und Ursprunger Moor
Landesrätin Daniela Gutschi ist seit Anfang Februar für das Ressort Naturschutz zuständig. Sie verweist auf zahlreiche Vorzeigeprojekte Salzburgs im Bereich der Moore: "In Salzburg unterliegen Moore als geschützte Lebensräume dem Naturschutzgesetz. Aufgrund dieses Schutzes haben unsere insgesamt 27 Quadratkilometer Moore seit 1990 kaum an Fläche verloren. Wichtiger als der hoheitliche Schutz ist die erfolgreiche Renaturierung von durch Torfabbau beschädigten Mooren", sagt Gutschi und verweist auf das Vorzeigeprojekt Weidmoos im Flachgau. In den kommenden Jahren seien weitere Renaturierungsprojekte geplant, zum Beispiel im Adneter Moos und im Ursprunger Moor.
Tierschutz über Erhalt von Lebensräumen betreiben
In Salzburg ist man der Überzeugung, dass der wirksamste Tier- und Pflanzenschutz über den Erhalt von Lebensräume betrieben werden könne. "In Salzburg renaturieren wir aus diesem Grund sukzessive zerstörte Moorbereiche. Hier bemühe ich mich laufend um zusätzliche Mittel für die Schaffung von hochwertigen Lebensräumen", sagt die Landesrätin.
"Schutzgebiete auszuweisen reicht nicht"
Der Forderung Greenpeace' die Roten Listen aktuell zu halten, wolle man nachkommen. Es sei geplant, die Rote Liste der gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen aus dem Jahr 1996 zu erneuern. "Um Biodiversität zu schützen bzw. zu erhalten bedarf es prioritär nicht weiterer Schutzgebiete, sondern vielmehr einer konsequenten Umsetzung des bestehenden Lebensraumschutzes. In Salzburg wurde vor allem die Erfassung von Lebensräumen in den letzten Jahren vorangetrieben. Durch die exakte Verortung von hochwertigen Lebensräumen sind gezielte Artenschutzmaßnahmen möglich", sagt Gutschi.
Natura-2000-Anteil in Österreich unter EU-Schnitt
Greenpeace kritisiert weiters, dass Österreich im EU-Schnitt bei den Natura 2000**-Anteilen unterdurchschnittlich sei. Kritisiert wird, dass zwar der notwendige prozentuelle Anteil erreicht ist, es gehe aber um den Schutzbedarf und nicht um die Erreichung einer bestimmten Prozentzahl. Der durchschnittliche europäische Natura-2000-Anteil an der Landesfläche liegt bei 18 Prozent, mit 15 Prozent ist Österreich unterdurchschnittlich. An eine Erhöhung der Natura 2000-Anteile denkt man in Salzburg nicht. Die Landesrätin hält fest: "Um Biodiversität zu schützen bzw. zu erhalten bedarf es prioritär nicht weiterer Schutzgebiete, sondern vielmehr einer konsequenten Umsetzung des bestehenden Lebensraumschutzes."
Das sind die konkreten Forderungen von Greenpeace an Österreich:
➔ Der Schutz der Biodiversität muss für die österreichische Politik und in allen Handlungsfeldernoberste Priorität erhalten.
➔ Förderungen, Subventionen und Gesetze müssen hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Biodiversitätüberprüft werden. Es darf keine Förderungen mit negativen Auswirkungen auf Biodiversität geben.
➔ Die europäischen und internationalen Verpflichtungen zum Schutz der Biodiversität sind inÖsterreich nachweislich einzuhalten.
➔ Schutzgebiete müssen ausgeweitet, Management-Pläne ausgebaut bzw. implementiert werden.
➔ Regionale Rote Listen müssen unter Berücksichtigung der überregionalen Situation erstellt bzw.aktualisiert werden.
➔ Ein österreichweites systematisches und kontinuierliches Biodiversitäts-Monitoring unterBerücksichtigung der Bundesländer muss schleunigst implementiert werden.
* Die Erstellung von Rote Listen stellt die Dokumentation von gefährdeten Arten dar.
** Natura 2000 ist ein zusammenhängendes Netz von Schutzgebieten innerhalb der Europäischen Union. Sein Zweck ist der länderübergreifende Schutz gefährdeter heimischer Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume.
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