Dank großzügiger Spende: Neues Zentrum für Kunstvermittlung im ehemaligen Wasserturm neben dem Museum der Moderne am Mönchsberg
Wasserturm wurde in Amalie Redlich-Turm umbenannt
Der ehemalige Wasserturm neben dem Museum der Moderne am Mönchsberg ist am Sonntag offiziell seiner neuen Funktion übergeben worden: Neben einer Artist-in Residence-Studiowohnung befindet sich dort nun ein Zentrum für Kunstvermittlung. Zu verdanken haben das die Salzburger einer großzügigen Spende von Georg Jorisch – an ihn als rechtmäßigen Erben von Amalie Redlich hatte das Museum vor drei Jahren Gustav Klimts Gemälde "Litzlberg am Attersee" restituiert. Bei einer Versteigerung in New York erzielte das Gemälde einen Preis von 40 Millionen US-Dollar. Als Dank für die unbürokratische und rasche Abwicklung der Restitution spendete Georg Jorisch daraufhin eine hohe Summe – dem Vernehmen nach 1,3 Millionen Euro – für Sanierung und Umbau des Wasserturms.
Auf rund 280 Quadratmetern Nutzfläche, verteilt auf sieben Ebenen, stehen im
Amalie-Redlich-Turm nun Räume für Workshops und Ähnliches zur Verfügung. Der im Vorjahr verstorbene Georg Jorisch hatte vor drei Jahren im Interview mit dem Stadtblatt Salzburg gesagt: "Ich wünsche mir, dass in dem dann umgebauten Wasserturm Kinder malen lernen können oder sich anderweitig künstlerisch betätigen. Das wäre eine wunderbare Sache, dann bin ich mehr als zufrieden."
Zum im Juli 2011 geführten Interview geht es hier.
„Ich freue mich sehr, dass mit der feierlichen Eröffnung des Amalie-Redlich-Turms
eine dunkle Seite in der Geschichte des Museum der Moderne Salzburg einen
versöhnlichen Abschluss findet und wir damit ein Zeichen für die Zukunft setzen", sagt dazu Museumsdirektorin Sabine Breitwieser. „Mit dieser Einrichtung können wir Kinder und Jugendliche an die Kunst heranführen. Zahlreiche Künstler und Künstlerinnen werden eine inspirierende Zeit hier im Turm erleben, werden neue Kunstwerke schaffen und auf diese Weise nachhaltig an Amalie Redlich und die Familie Jorisch erinnern“, freut sich Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn
Die Künstlerstudiowohnung für einen Artist-in-Residence im Amalie-Redlich-Turm mit
rund 90 Quadratmetern erstreckt sich über drei Ebenen. Das Residency-Programm
richtet sich an internationale Künstler und Künstlerinnen. Mit Georg Jorisch wurde
vereinbart, jährlich einen Künstler oder eine Künstlerin aus Kanada über einen
Zeitraum von drei Monaten nach Salzburg einzuladen.
Provenienz des Gemäldes "Litzlberg am Attersee"
2011 restituierte das Land Salzburg das Gemälde Litzlberg am Attersee (1915) von Gustav Klimt an Georg Jorisch (1928, Wien), den Enkel von Amalie Redlich und Erben dieses wertvollen Kunstwerkes. Amalie Redlich, 1868 geboren in Budapest und 1941 ermordet in Lodz, hat das Gemälde vor dem Jahr 1938 aus dem Nachlass ihres Bruders Victor und ihrer Schwägerin Paula Zuckerkandl erworben. Amalie Redlich wurde gemeinsam mit ihrer Tochter Mathilde 1941 nach Polen deportiert wo sie ermordet wurden. Das Gemälde wurde zusammen mit weiteren Kunstgegenständen von der Gestapo beschlagnahmt. Über den Salzburger Kunsthändler und Sammler Friedrich Welz gelangte das Bild 1944 in die Salzburger Landesgalerie, 1952 in die Salzburger Residenzgalerie und 1982 schließlich in den Bestand der Moderne Galerie und Graphische Sammlung Rupertinum (heute Museum der Moderne Salzburg). Das Gemälde Litzlberg am Attersee nahm eine zentrale Rolle in der Sammlung des Museums ein. 2011 haben Forschungen zur Provenienz zweifelsfrei ergeben, dass Georg Jorisch, der Enkel und Alleinerbe von Amalie Redlich, der rechtmäßige Eigentümer dieses Werkes ist.
Zur Person Georg Jorisch
Georg Jorisch (86) wuchs mit seiner Mutter Mathilde Jorisch und seiner Großmutter Amalia Redlich, der Schwester des zur Jahrhundertwende berühmten Mediziners Emil Zuckerkandl in Purkersdorf bei Wien auf. Der Familie gehörte das dortige Sanatorium. Im Frühjahr 1939 – da war Georg Jorisch 16 Jahre alt – erkämpfte sein Vater, ein Anwalt, das Sorgerecht für Georg Jorisch, um mit ihm zu fliehen. Mutter und Großmutter blieben in Purkersdorf zurück, während Vater und Sohn in Brüssel unterkamen. Bis etwa 1941 gab es einen regelmäßigen – wenn auch aufgrund der Zensur nicht sehr aufschlussreichen – Briefwechsel zwischen Georg Jorisch und seiner Mutter. Dann brach er abrupt ab. Mutter und Großmutter waren aus ihrer Villa geworfen und deportiert worden, vermutlich nach Polen. Weil es damals auch in Brüssel gefährlich wurde – Belgien war im Mai 1940 von den Deutschen überfallen worden –, tauchten Georg Jorisch und sein Vater dort bis zur Befreiung Brüssels von den Deutschen am 3. September 1944 unter. 1957 wanderte Georg Jorisch mit seiner Frau Eliane nach Montreal in Kanada aus.
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