Kinderschutzzentrum in St. Johann
Zufluchtsort für misshandelte Kinder

- Das Kinderschutzzentrum hat nun eine Außenstelle in St. Johann.
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Das Kinderschutzzentrum bekommt einen Standort im Pongau. Die Organisation ist dafür zuständig, Kinder und Jugendlichen, die Opfer von Gewalt wurden, zu helfen. Betroffene von Misshandlungen jeglicher Art werden nun auch in St. Johann betreut.
ST. JOHANN. Geplant war eine Außenstelle des Kinderschutzzentrums eigentlich schon vor acht Jahren. Jedoch wurden die Mittel erst dieses Jahr zur Verfügung gestellt. Ausschlaggebend war teilweise die Corona-Krise und die mit einhergehende Steigerung der Gewalt in Haushalten. Jetzt können Kinder und Jugendliche aus dem Pongau Hilfe vor Ort bekommen und müssen nicht mehr den umständlichen, teils unmöglichen, Weg nach Salzburg antreten.

- Die Psychotherapeutin Martina Geihseder-Zach (links) und die Psychologin Sabrina Galler (rechts) werden die Außenstelle betreuen.
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Außenstelle St. Johann
Die Räumlichkeiten wurden in St. Johann für Klein und Groß passend gestaltet. Für ältere Jugendliche gibt es eine Art Lounge. Für die Kleinen gibt es ein voll eingerichtetes Spielzimmer. Es wurde großen Wert darauf gelegt, dass sich die Betroffenen, trotz der meist schwierigen Situation, wohlfühlen. Betreut werden die Personen von zwei Damen. Der Psychologin Eva Kössler und der Psychotherapeutin Martina Geihseder-Zach. Damit die Zwei, mit der zu erwartenden Besucherzahl von bis zu 50 Kinder, anfangs nicht überfordert werden, steht die Außenstelle in intensiven Kontakt mit dem Team in Salzburg.
"Obwohl sich 50 Personen zunächst nicht viel anhört, macht es einen gewaltigen Unterschied, ob diese Kinder Hilfe bekommen oder nicht."
Peter Haller, Geschäftsführer

- Die Kinder sollen sich im Schutzzentrum so wohl wie möglich fühlen.
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Erschreckende Bilanz
Obwohl es immer mehr Personen gibt, die aus eigenen Stücken Hilfe suchen, sind genau so viele auf engagierte Bezugspersonen angewiesen, die einem bewusst machen, dass sie Hilfe benötigen. Vielen hilft auch die Anonymität durch eine erstmalige Hilfe am Telefon, um sich zu öffnen. Laut Statistik wird jedes zehnte Kind sexuell missbraucht und die Täter sind fast immer Bezugspersonen. Das Durchschnittsalter der Missbrauchten liegt bei 7 bis 12 Jahren. Weiters zeigt die Statistik auf, dass ein missbrauchtes Kind bis zu sechs Mal wiederholen muss, dass etwas Derartiges vorgefallen ist, bis es Gehör findet.
"Man sieht, wieso die Dunkelziffer so hoch ist. Es können sich die wenigsten Vorstellen, dass ein Mensch in der Lage ist so etwas zu tun. Deshalb ist auch die Überlebensstrategie vieler Kinder Verdrängung."
Peter Haller, Geschäftsführer
Ablauf der Betreuung
Zuerst wird telefonisch das Grundlegende geklärt. Anschließend wird meist ein Ersttermin mit dem Bezugssystem und dem betroffenen Kind vereinbart. Da man keine zwei Kinder über einen Kamm scheren kann, wird jedes unterschiedlich, immer von ausgebildetem Personal, betreut. Eines bleibt hingegen immer gleich. Die Herangehensweise so subtil und unterschwellig wie möglich zu gestalten, um das Kind nicht abzuschrecken. Während der Zeit der Sitzungen, die auch mehrere Monate dauern können, wird konstant das Bezugssystem mit einbezogen. Falls all dies nichts hilft, wird das Jugendamt verständig und in äußersten Fällen kommt es zu einem Gerichtstermin.

- Der Geschäftsführer Peter Trattner und die fachliche Leiterin Sabrina Galler haben lange auf die Eröffnung der Außenstelle gewartet.
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Schlimmster Fall: Prozessbegleitung
Falls die Situation nicht mehr tragbar ist und ein Gerichtstermin vollzogen werden muss, steht auch hier das Kinderschutzzentrum als Prozessbegleitung hinter den Kindern. "Die Prozessbegleitung ist sehr wichtig, da es vorkommen kann, dass Kinder gegen ihre Eltern aussagen müssen. Bedeutend ist die psychosoziale Hilfe der geschulten Personen, um weiter Traumata zu verhindern.", so die Psychologin und fachliche Leitung Sabrina Galler.
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