Orthodoxe Kirche
Nach 40-tägigem Fasten kommt nun Weihnachten

- Am 7. Jänner feiert die Orthodoxe Kirche Weihnachten
- Foto: Gojko Ostojic
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Am 7. Jänner feiern die serbisch-orthodoxen Gläubigen Weihnacht samt überlieferter Bräuche und Rituale.
SAALFELDEN (evr). Wenn hierzulande der Alltag wieder beginnt, sind die Christen der serbisch-orthodoxen Kirche mitten in den Feierlichkeiten des "großen" Weihnachtsfestes am siebten Jänner. Später dann, am 13. und 14. Jänner werden die "kleinen Weihnachten" gefeiert, das serbische Neujahr. Aufgrund des julianischen Kalenders findet bei den Ostkirchen das Fest der Geburt Christi 13 Tage später statt als in den westlichen Kirchen und bei den Griechisch-Orthodoxen, bei denen seit 1582 der gregorianische Kalender bestimmend ist. Gojko Ostojic ist der Pater der serbisch-orthodoxen Kirche in Saalfelden, die für Gläubige aus dem Lungau, Pongau und Pinzgau zuständig ist.

- Die orthodoxe Kirche zeigt Jesus traditionell eher in einer Höhle als in einer Krippe.
- Foto: Eva Rainer
- hochgeladen von Peter Weiss
Ritual und Brauch
Dazu gehört eine 40-tägige Fastenzeit vor Weihnachten: Es wird auf Fett, Fleisch, Milch, Eier und Käse verzichtet. "Wir leben wie Veganer, nur Fisch ist erlaubt", erzählt der Pater. Erst am Weihnachtstag, dem 7. Jänner wird das Fasten gebrochen. In der Kirche wird am Heiligen Abend Heu auf den Boden verstreut, die Weihnachtsikone steht im Mittelpunkt und Äste der Eiche schmücken den Kirchenraum. Der Pater wirft Süßigkeiten und Bonbons auf den Boden, die von den Kindern begeistert gesucht werden.
So wie die Kirche werden auch die Wohnungen dekoriert: Heu auf dem Boden mit versteckten Süßigkeiten, Eichenzweige, Kerzen und die Weihnachtsikone werden aufgestellt.

- Ein Feuer wärmt das Jesuskind.
- Foto: Gojko Ostojic
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Badnjak und Getreide
Die Eiche – Badnjak genannt – spielt eine besondere Rolle. In Bosnien und Serbien wird am frühen Morgen des Heiligen Abends eine kleine Eiche gefällt. Das Laub dient dem Jesuskind als Unterlage. Das Feuer, das nach der Abendmesse mit dem Holz entfacht wird, spendet dem neugeborenen Jesuskind Wärme. Um dieses Feuer herum wird gefeiert, getrunken und gegessen. Auch Getreide wird verstreut, als Symbol für Gesundheit und Glück. Wochen zuvor werden Getreidesamen zum Keimen gebracht, dessen grünes saftiges Gras dann am Weihnachtstag in einer Schale die Festtafel schmückt und gleichzeitig Segen für die Bewohner ist. Das Weihnachtsbrot, die Cestica wird von der Familie beim Weihnachtsessen zerrissen. Wer die darin eingebackene Münze erwischt, dem sind Gesundheit, Glück und Geld im kommenden Jahr sicher.
Ein Fest der Sinne
Im Vordergrund stehen für den Pater der Duft des Weihrauchs, des Heues, der Wohlklang der kirchlichen Gesänge und der – wie er es nennt "volksreligiösen Lieder", die Zuhause am Festtisch erklingen. Ein ganz besonderer Genuss an der Festtafel ist, wenn er nach einem bosnischen Brauch ein Stück Schweinefleisch, Hühnerfleisch, Käse, Cestica und Apfel in Honig tunkt und isst. "Das schmeckt am besten zu Weihnachten", schmunzelt Ostojic. Mit ihrem besonderen Weihnachtsgruß drücken die Gläubigen ihre Freude aus: "Christus ist geboren!", worauf die Antwort erklingt: "Wahrhaftig, er ist geboren!".
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