Beißtraining
Weiteres Foto zeigt, wie Naarner Hunde trainiert wurde
Ein Screenshot lässt vermuten, dass der Hund, der in Naarn eine Frau tötete, "auf Schärfe" trainiert wurde.
NAARN. Was bringt einen Hund dazu, eine Frau zu töten – die Rasse oder seine Erziehung? Diese Diskussion beschäftigt das Land seit der grauenhaften Attacke auf eine Joggerin in Naarn. In Oberösterreich gibt es bisher keine besonderen Auflagen für sogenannte Listenhunde, zu denen in anderen Bundesländern und Staaten auch der American Staffordshire Terrier zählt. Jener Vertreter dieser Rasse, der am 2. Oktober eine 60-Jährige tödlich verletzte, besuchte zumindest einmal ein Schutzhundetraining – das ist auf mittlerweile gelöschten Bildern der Naarner Züchterinnen zu sehen.
Beißtraining zuhause im Garten
Der Tierschutzorganisation "Pfotenhilfe" wurde nun ein weiterer Screenshot der gelöschten Facebook-Seite zugespielt. Auf diesem ist zu sehen, wie eine der Züchterinnen zuhause mit einem ihrer American Staffordshire Terrier trainiert. Es handelt sich dabei nicht um "Elmo", wie zuerst berichtet, sondern um einen anderen Hund aus der Naarner AmStaff-Zucht. "Sie ist in dieser Szene Scheintäter und Hundeführer in einer Person! Nun dämmert mir auch, warum Elmo am 2. Oktober nicht nur die Joggerin, sondern auch seine Halterin angefallen und schwer verletzt haben könnte", mutmaßt Pfotenhilfe-Chefin Johanna Stadler. Die Tierschutzorganisation werde den Screenshot als Beweisstück der Staatsanwaltschaft vorlegen, da das Bild nicht nur den Verdacht der grob fahrlässigen Tötung erhärte, sondern zusätzlich den Verdacht der gerichtlich strafbaren Tierquälerei aufkommen lasse.
"Was da alles schiefgelaufen sein muss"
Zuvor mit Screenshots gesicherte Fotos eines einschlägigen Hundetrainings mit "Elmo" stammen von Mai und Oktober 2020, das jetzt aufgetauchte Bild mit einer Hündin aus November 2021. Die Hunde seien über Jahre hinweg zu scharfen Waffen abgerichtet worden, auch gegen die eigene Bezugsperson, beurteilt Stadler die Fotos. "Unvorstellbar, was da alles schiefgelaufen sein muss." Für die Pfotenhilfe-Chefin steht fest, dass nicht die Hunderasse an sich gefährlich ist: "Alle diese Bilder zeigen eindeutig vorsätzliches Handeln durch Menschen. Der Hund hat nur gemacht, was diese Menschen ihm in vollem Bewusstsein der Gefahren beigebracht haben. Und da braucht auch kein Trainer mehr erzählen, dass das nur Sport oder gar ein Spiel sei." Das Schutzhundetraining ist in Wien seit 2014 für private Hundebesitzer verboten.
"Dieses Beißtraining muss dringendst strikt verboten werden. Dieses Kernproblem muss jetzt auf Landes- und Bundesebene angegangen werden und nicht wieder neue Listen und noch mehr Einschränkungen der Bewegungsfreiheit von Tieren beschlossen werden."
Pfotenhilfe-Chefin Johanna Stadler aus Lochen
Der American Staffordshire Terrier zählt etwa in Wien und Niederösterreich zu den Listenhunden, die Besitzer müssen strengere Auflagen erfüllen. In manchen Staaten ist die Einfuhr dieser Rassen generell verboten. Die oberösterreichische Politik überlegt momentan, das Hundehaltegesetz zu verschärfen. "Wir werden uns genau anschauen, was in den anderen Bundesländern gut funktioniert", sagt Tierschutz-Landesrat Michael Lindner (SP). "Wichtig ist mir die fachliche Einschätzung zu möglichen Verschärfungen beim Thema Leinen- und Beißkorbpflicht im öffentlichen Raum und die Ausweitung der Ausbildungserfordernisse vor Anschaffung eines Hundes. Darüber hinaus wird die Arbeitsgruppe prüfen, ob und wie eine Ausweitung von Regelungen nach Kriterien wie beispielsweise der Beißkraft, Körpergewicht oder Körpergröße umsetzbar sind." Mehr dazu hier:
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